Hutch 01 - Gottes Maschinen
weit weg.
Carson kam durch die Luke geklettert. »Aha! Die Kavallerie ist eingetroffen«, sagte er mit einem Blick auf den Schirm. »Wo stecken sie?«
Davids Bild brach in ein breites Lächeln aus. »Hutch. Es ist schön, Sie zu sehen. Ich bin auf der Cary Knapp. Was ist das für ein Ding? Was ist eigentlich los?«
Hutch berichtete mit knappen Worten.
»Wir kommen so schnell wir können.«
»Bleiben Sie weg«, entgegnete Hutch. »Bleiben Sie um Himmels willen in Deckung, bis sich der Staub gelegt hat.«
Am späten Morgen waren sie in der Luft.
Alle beobachteten den Drachen: David Emory auf der Cary Knapp, Janet und Drafts auf der Ashley Tee und Carsons Gruppe in der Fähre.
Die Bilder kamen nun von der Cary Knapp, und sie waren deutlicher als alles, was sie vorher gesehen hatten. Delta erinnerte an einen Kinderball, der vor der kosmischen Mauer der schwarzen Wolke schwebte.
Sie würden verschluckt werden.
Gewaltige Eruptionen von Gas und Dampf strömten wie in Zeitlupe aus der Wolke – als befände das Gebilde sich in einem Universum, in dem die Zeit langsamer verging. Blüten aus Feuer fielen ab und trieben davon. »Es löst sich auf«, sagte Angela. »Es bewegt sich nur noch sehr langsam, und ich schätze, daß es mindestens siebzig Prozent seiner Masse verloren hat. Es kommt hierher, aber danach wird es nirgendwo mehr hingehen.«
Sie hatten die Ebene mit den Tafelbergen und dem falschen Oz hinter sich gelassen und glitten nun über einen Stickstoffsumpf, der in schimmerndem Licht badete. Carson saß auf dem Copilotensitz und gab fortlaufend Bemerkungen von sich wie: »Mein Gott, ich glaube das alles nicht«, und: »Kein Wunder, daß alle eine Religion entwickelt haben.«
Stürme rissen an dem kleinen, unförmigen Gefährt. Hutch saß im Laderaum und fragte sich allmählich, ob sie in der Luft bleiben würden. Sie starrte auf die Bilder, die von der Cary Knapp hereinkamen. »Der Gasriese zerreißt den Drachen«, sagte sie zu den anderen. »Vielleicht, wenn wir ein wenig Glück haben – vielleicht bleibt nicht mehr genug übrig, wenn er hier angekommen ist.«
»Vergessen Sie’s«, erwiderte Angela und atmete tief durch. »Es ist ein chinesisches Puzzle. Ist Ihnen nichts Eigenartiges aufgefallen?«
Carson studierte angestrengt den Schirm. »Ob mir etwas Eigenartiges aufgefallen ist?« Alle lachten.
Angela ignorierte ihn. »Keine Beben«, sagte sie.
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
Aber Hutch konnte es. »Das Ding ist nur noch fünfzehn Stunden entfernt. Hat dieser Mond keine tektonischen Platten?«
»Doch.«
Hutch blickte Carson an. »Ein Himmelskörper, der sich so dicht vor uns befindet, sollte die Hölle an Erdbeben losbrechen lassen. Oder?«
»Stimmt.« Angela bearbeitete ihre Tastatur und forderte neue Daten an. »Und wenn schon nichts anderes, sollten wir wenigstens gewaltige Flutwellen erleben.« Der Stickstoffsumpf unter ihnen war einem schmutzigfarbenen See gewichen. Schwere, langsame Wellen rollten an den Strand. Die Felsen am Ufer waren bis zu einer Höhe von einigen Metern ausgewaschen. »Dort ist der ›Wasserspiegel‹ bei Flut«, sagte sie und deutete auf die Linie. »Sieht nicht ungewöhnlich hoch aus, da unten.«
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?« fragte Carson.
»Ich will sagen, daß diese Ozeane, selbst diese Art von Ozeanen, förmlich aus ihrem Bett springen müßten. Warten Sie.« Sie aktivierte die Verbindung zur Cary Knapp und erbat von Emory Daten über die Position der Satelliten des Gasriesen. Während sie auf seine Antwort wartete, studierte sie die Dateien über den Gasriesen und all seine Monde, berechnete Umlaufbahnen, Geschwindigkeiten und die relativen Positionen der Monde.
Als die Cary Knapp die geforderten Daten schickte, verglich Angela sie mit ihren Vorhersagen.
Der mißgestaltete Felsen Tau am äußersten Rand des Systems war aus seinem Orbit gerissen worden – aber nur um vierhundert Kilometer. Vernachlässigbar. Rho befand sich zweihundert Kilometer vor der von ihr errechneten Position, aber in seinem Orbit. Alles andere war im Rahmen der Rechenfehler ihrer Näherungen.
Die Fähre raste der Sonne entgegen, die im Westen wieder aufzugehen schien. Sie bewegten sich über einen Sumpf aus Benzin. Hinter ihnen brannte der Himmel.
»Der Drache ist nicht massiv«, sagte Hutch.
»Stimmt«, erwiderte Angela mit Überzeugung. »Es muß eine Staubwolke sein. Es muß einfach so sein. Vielleicht gibt es irgendwo in ihrem Innern einen festen Kern,
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