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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Richard. »›Tempel der Aussicht‹, ›Platz der Wege‹, ›Der Südliche Schild‹ – was übrigens von einem Sternbild herrührt. Und wahrscheinlich noch einige mehr, die wir nicht kennen. ›Tempel der Winde‹ ist einer der jüngeren, und er wurde von Eloise Hapwell entdeckt. Sie hat dem Tempel schließlich auch den Namen gegeben. Es ist übrigens eine Anspielung auf die Vergänglichkeit allen Lebens. Eine flackernde Kerze in einer stürmischen Nacht.«
    »Das habe ich irgendwo schon mal gehört.«
    »Eine weitverbreitete Vorstellung in irdischen Kulturen. Und bei den Nok. Es scheint ein universelles Symbol zu sein, Hutch. Genau aus diesem Grund bauen die Menschen traditionellerweise ihre Kirchen und Tempel aus massivem Stein. Sie wollen einen Kontrapunkt setzen, der impliziert, daß zumindest die Religion von Dauer ist.«
    »Bedrückend«, sagte Hutch nachdenklich. »Sie sind alle vom Tod besessen, oder?« Alle Kulturen, die sie kannte, ob auf der Erde oder sonstwo, schienen in ihren Religionen eine Vorliebe für Todesmotive zu besitzen.
    »Alle wirklich wichtigen Dinge scheinen von allen Wesen im Universum geteilt zu werden. Das ist meiner Meinung nach der Grund, aus dem wir wahrscheinlich niemals wirklich fremde Wesen treffen werden.«
    Eine Zeitlang schwiegen beide.
    Hutch deutete auf die Kolonnade und meinte: »Wie alt ist das hier? Zweitausend Jahre?«
    »Ja, ungefähr.«
    »Wieso hatten sie eigentlich zwei Tempel?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Die Knothischen Türme. Das war doch auch eine Art Gotteshaus, oder nicht? Gehörten sie vielleicht zum gleichen Komplex?«
    »Wir glauben nicht, Hutch. Aber wie gesagt, wir wissen wirklich nicht sehr viel.« Er deutete auf einen schattigen Eingang. »Dort entlang.«
    Sie folgte ihm nach drinnen. Markierungslampen glommen rot und grün, gelb und blau im trüben Wasser. Sie schalteten ihre Handscheinwerfer ein. »Gehörten der Tempel der Winde und die Knothischen Türme zur gleichen Religion?«
    »Ja, gewissermaßen. Zumindest in dem Sinne, daß beide Religionen an eine universelle Gottheit glaubten.«
    »Keine Götzenanbetung?«
    »Nein. Aber denken Sie daran, daß wir hier nicht die Ursprünge der Quraquat vor uns sehen. Die Kulturen, deren Ruinen wir hier finden, hatten bereits die prinzipielle Einheit der Naturkräfte begriffen. Dieses Wissen können Götzen nicht überleben.«
    »Wenn ich Frank richtig verstanden habe, gibt es hier unten irgendwo ein antikes Kraftwerk?«
    »›Irgendwo‹ trifft den Nagel auf den Kopf. Sie wissen nicht genau, wo sie suchen sollen. Henry hat Stücke von Generatoren entdeckt. Kontrolltafeln. Stromkabel, die sich durch das gesamte Bauwerk ziehen. Wie Sie sicher wissen, befand sich an diesem Ort viele Jahrtausende lang eine wichtige Straßenkreuzung. Ein Weg führte aus dem Landesinnern herab und stieß auf eine Art Hauptstraße, die entlang der Küste führte. Genau hier, an dieser Stelle.«
    »Ja«, sagte Hutch. »Ich habe darüber gelesen.«
    »Bevor der Weg existierte, floß hier ein Fluß. Der Fluß mündete in das Meer, und das Kraftwerk stand irgendwo an seinem Ufer. Aber das ist wirklich schon sehr lange her. Fünfundzwanzigtausend Jahre. Vielleicht sogar noch länger.«
    Sein Tonfall hatte sich unmerklich geändert. Hutch wußte, auf welche Weise Richards Verstand arbeitete. Sie wußte, daß er die Anwesenheit uralter Geister verspürte, daß er den Weg entlangblickte, auf dem sie marschiert waren, und daß vor seinen Augen das antike Flußbett entstand. Er stellte sich jetzt wahrscheinlich vor, wie die Küste abends im Licht elektrischer Beleuchtung ausgesehen haben mußte.
    Bei einem Alkoven legten sie eine Pause ein. »Hier«, sagte Richard. »Sehen Sie sich das an!« Er hob seinen Scheinwerfer und beleuchtete die Wand.
    Ein gewaltiges steinernes Gesicht blickte Hutch entgegen. Von der Krokodilskrone bis zum Unterkiefer war es beinahe ebenso groß wie sie. Die Augen blickten an ihr vorbei, als betrachteten sie jemanden, der hinter ihr stand.
    Die Augen lagen unter einer hohen Stirn in tiefen Höhlen. Der Kiefer stand ein wenig vor, und das Wesen hatte ein breites Maul. Der gesamte Schädel wirkte groß und geräumig. Pelz zeigte sich an den Wangenknochen. Das Gesicht machte auf Hutch einen irgendwie besorgten, nachdenklichen Eindruck. Vielleicht bedauernd.
    »Es paßt in unser Bild«, sagte sie. »Der Anblick ist deprimierend.«
    »Hutch, Ihre Bemerkung könnte von einem ahnungslosen Touristen

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