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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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etwas mit den Inschriften anzufangen, die man auf Pinnacle gefunden hatte.
    Und nun stand sie vor einem dritten möglichen Versagen. Niemand im Jacobi-Team hatte so schnell wie sie begriffen, daß die Entschlüsselung von Casumel Linear C von extremer Wichtigkeit war. Maggie war – genau wie Richard – der Überzeugung, daß Linear C über kurz oder lang zu den Monument-Erbauern führen würde und darüber hinaus auch zu den Erbauern von Oz. Maggie war eine der wenigen gewesen, die von Anfang an davon überzeugt war, daß ein Geheimnis hinter Oz steckte. Ihre Kollegen teilten im großen und ganzen die Ansicht Frank Carsons, der glaubte, daß das lunare Monument lediglich andersartig war – und wenn man das erst einmal erkannt hatte, blieb nicht mehr viel darüber zu sagen.
    Konsequenterweise hatte Maggie nach dem Eintreffen der Nachricht, daß die Akademie sich von Quraqua zurückziehen und alle seine archäologischen Schätze dem Bewohnbarmachen einer Neuen Erde opfern würde, alle anderen Projekte zur Seite geschoben und sich nur noch der Entschlüsselung von Casumel Linear C gewidmet.
    Die Mannschaft hatte bisher etwa fünfhundert Schriftproben der Sprache gefunden – die meisten davon in nur einem Dutzend wichtiger Grabungsgebiete. Im allgemeinen bestanden die Proben lediglich aus ein paar verschlungenen Symbolen, und der einzige Hinweis, der zur Entschlüsselung beitragen konnte, war die Kenntnis der Funktion ihres Fundortes: ein Regierungsgebäude, eine Bibliothek, die Statue eines Tieres.
    Anders der Untere Tempel. Er hatte das größte Potential von allen Grabungsorten. Maggie besaß mittlerweile mehrere Tafeln von dort, die verschieden vollständig und in unterschiedlichen Casumel-Dialekten verfaßt waren. Es handelte sich wahrscheinlich um erbaulich-inspirierende Geschichten, denn auf den Tafeln fanden sich außerdem Piktogramme, die Hinweise auf Gewitter, das Meer, militärische Werte und den Mond enthielten. Und so konnte Maggie hier raten, dort vermuten und alles in allem eine Art rudimentäres Alphabet rekonstruieren (mit einigen Unsicherheiten und Alternativen), die es ihr erlaubten, mit dem Sammeln von Vokabeln zu beginnen. Aber was ihr fehlte waren Proben. Jede Menge Proben.
    Die Druckerpresse lieferte die Antwort. Sie würde Maggie zwei- bis dreitausend Buchstaben in einem Textzusammenhang liefern. Ein großartiger Fund! Wenn sie ihn in die Finger bekommen würde.
    An diesem Morgen beschäftigte sie sich damit, über einer Tafel zu verzweifeln, die vor beinahe zwei Jahren bei einer Grabungsstelle gefunden worden war, die sich ein paar Hundert Kilometer weit im Inland befand. Maggie hatte die Tafel holografiert und indiziert, aber sie hatte sie nicht mit dem regulären jährlichen Transport zurück zur Akademie gesandt.
    Die Tafel war ein rechteckiges Stück, so breit wie ihre Hand und etwa zwanzig Zentimeter lang, und sie zeigte den Helden Malinar als Kind. In der Hand hielt er eine Schale, und er war damit beschäftigt, ein gefährlich aussehendes, bärenähnliches Tier mit großen Hauern und riesigen Augen zu füttern. Ein anderes Kind sah ihm dabei zu. Maggie kannte die Legende: Das Tier war ein horgon, ein Dämonenwesen, das hellsehen konnte. Das horgon war einer der klassischen Dämonen der hiesigen Mythologie, eine Kreatur, deren Göttlichkeit vermutlich fehlgeleitet worden war, nicht unähnlich dem irdischen Satan. Niemand konnte sich vor ihm verstecken. Niemand konnte es bezwingen. Aber es verschonte Kinder – weil dieses Kind hier es gewagt hatte, ihm einen Teller mit Nahrung anzubieten, um es von seiner Schwester abzulenken. Das horgon belohnte Malinars Tapferkeit, indem es fortan niemals wieder Kinder angriff. Das Ideogramm der Tapferkeit war ein Symbol, das aus drei Pfeilen innerhalb eines Kreises bestand. Es erschien oberhalb einer Inschrift. Die Inschrift selbst bestand aus sechs Zeilen Text.
    Maggie war überzeugt, daß sie einige Worte korrekt identifiziert hatte, wie zum Beispiel die Verben sehen und anbieten und die Substantive horgon und Malinar. Darüber hinaus unterstützte der Text auch ein paar von Maggies Annahmen bezüglich der Sprachsyntax.
    Maggie hatte die Tafel nicht nach D.C. geschickt, weil sie die Buchstabengruppe für den Begriff horgon wiedererkannt hatte: Sie war ein Teil der Inschrift von Oz!
     
    Als Karl mit seinem Gepäck durch die Zentrale marschierte, hatte Andi bereits damit begonnen, nicht lebensnotwendige Maschinen herunterzufahren und abzuschalten.

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