Hutch 01 - Gottes Maschinen
gutes Stück von der Küste entfernt auf einem Felssockel. Wir sind sogar im Besitz einer Tafel, von der wir annehmen, daß sie diesen Besuch beschreibt.
Unglücklicherweise fehlt jedoch der größte Teil der Legende. Wir wissen weder, warum Malinar zum Tempel gekommen ist und um Rat gefragt hat, noch was man ihm geantwortet hat. Das einzige, was wir mit Sicherheit sagen können, ist folgendes: Offensichtlich störte die Quraquat der Gedanke, daß ihr großer Held nicht irgendwann einmal den bedeutenden Schrein an der Nordküste besucht haben sollte.
- Linda Thomas, Über den Tempel der Winde
Harvard University, 2211
11.
Seapoint. Mittwoch, 1418 Uhr.
»Es tut mir leid, daß wir das Ding gefunden haben«, sagte George Hackett zu Hutch. Er war müde, aber es gelang ihm trotzdem, zuversichtlich zu wirken. »Wenn ich etwas zu sagen hätte, würden wir die ganze Operation abbrechen. Ich bin fertig und bereit, nach Hause zu fliegen.«
»Wie lange waren Sie hier?«
»Vier Jahre.«
»Ziemlich lange Zeit.«
»Kommt einem vor wie eine Ewigkeit.« Hutch und George Hackett saßen alleine im Gemeinschaftsraum und tranken Kaffee. Vor den Sichtfenstern bewegten sich die Meerestiere in der Strömung des Wassers. »Ich glaube nicht, daß ich in Zukunft noch an weiteren Feldforschungen teilnehmen werde.«
Hutch genoß seine Anwesenheit. Sie liebte das Funkeln in seinen Augen und seine Sanftmütigkeit. Alte Leidenschaften erwachten in ihr. Wenn er in der Nähe war, hatte sie den Drang zu plaudern, doch sie beherrschte sich. Und sie schaffte es, eine gewisse Distanz aufrechtzuhalten und darauf zu warten, daß er den ersten Zug machte. Wenn er Annäherungsversuche machte – wenn überhaupt –, dann würde sie ihn hinhalten müssen, bis sie zu Hause angekommen waren. Alles andere wäre unprofessionell, und Hutch wußte aus langer Erfahrung, daß es an Bord des Schiffs unmöglich war, Geheimnisse zu bewahren. Beiläufig fragte sie ihn: »Und warum? Sie gehen doch in der Feldforschung auf, oder etwa nicht?«
Er schüttelte seinen Kopf. »Ich bin kein Archäologe, sondern Ingenieur. Ich wurde nur deswegen mitgenommen, weil sie zufällig noch jemanden brauchten und ich gedacht habe, es wäre eine gute Gelegenheit ein wenig herumzukommen.« Er lächelte.
»Nun«, erwiderte Hutch. »Herumgekommen sind Sie sicherlich.«
»Ja. Das bin ich.« Er blickte sie wehmütig an. »Wissen Sie, Sie sind wunderbar. Allein ihre Bekanntschaft zu machen war die ganze Mühe wert.«
Sie strahlte. »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte sie. »Aber das meinen Sie wohl nicht im Ernst!«
Doch sie spürte, daß es sein voller Ernst war. Dann fragte sie: »Und was werden Sie machen, wenn Sie wieder zu Hause sind?«
Er blickte ihr in die Augen. »Ich suche nach einem Flecken Land, wo es weite grüne Parks und viele warme Sommertage gibt. Und wo alle Frauen so wie Sie aussehen.« Er streckte zaghaft die Hand aus und streichelte sacht über ihre Wange.
Eddie Juliana arbeitete bis zum Umfallen. Er packte noch immer Container. »Wir werden alles rechtzeitig hochschaffen«, sagte er zu Hutch. »Auf die eine oder andere Weise werden wir schon alles retten.« Und dann drängte er sie, noch schneller zu arbeiten. »Die hier«, er zeigte auf ein paar Container. »Die hier müssen zuerst hoch. Nur für den Fall … Und vergessen Sie das Zeug, das schon unten im Hangar steht. Vielleicht entscheidet sich diese Truscott ja, uns noch weitere Bomben auf den Kopf zu werfen.« Er starrte an die Decke, als könne er durch sie hindurch Truscotts Absichten oben in der Raumstation erkennen. »Ja«, fuhr er schließlich fort, »die da.« Er zeigte auf eine Reihe von Containern mit roten Markierungen. »Ich mache die anderen fertig.« Er nickte und murmelte vor sich hin: »Wir schaffen es. Ganz sicher.«
Hutch starrte ihn besorgt an.
»Da, bei der Tür«, sagte er, als sie seine Werkstatt betraten. Er schien ihren Blick nicht bemerkt zu haben und zeigte auf drei weitere Container. »Da sind Waffen drin. Aus dem Militärstützpunkt im untersten Level.« Er machte sich an dem ersten zu schaffen und signalisierte Hutch, den Karren herbeizufahren. »Egal was geschieht – die hier dürfen wir auf keinen Fall verlieren. Sie sind unbezahlbar!«
Normalerweise hätte sie spätestens jetzt gestreikt. Oder ihm zumindest die Meinung gesagt. Aber Eddie tat ihr leid, und so schwieg sie und half, so gut sie konnte. »An der anderen Tür steht noch einer mit rotem
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