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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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irgendwo in der Geschichte aller denkbaren Spezies irgendjemanden außer ihr selbst, der versucht hatte, es mit einer Pflanze zu treiben?
     
    Als sie erwachte, war es dunkel. Das Feuer war heruntergebrannt, und sie konnte Kellie auf einem Scheit in der Nähe sitzen sehen. Das flackernde Licht warf ruhelose Schatten über ihre Züge.
    Die riesige Blume war in ihren Träumen erschienen, teilweise beängstigend, teilweise erheiternd. Eine Weile lag sie still da und dachte nach, hoffte, die ganze Episode ihrer Fantasie zuordnen zu können. Aber es war geschehen.
    Schließlich beschloss sie, die Akademie bei ihrer Rückkehr zu verklagen.
    »Sind Sie wach?«, fragte Kellie.
    »Widerwillig.«
    Kellie lächelte und sprach mit leiser Stimme: »Machen Sie sich keine Gedanken.« Dann, nach einem weiteren Moment: »War es wirklich so gut?«
    »Was meinen Sie?«
    »Sie sahen aus, als ginge es Ihnen ganz prächtig.«
    »Ja. Ich schätze, so war es.« Sie stemmte sich hoch. »Wie spät ist es?« Morgan war direkt über ihnen, und er wurde mit jedem Tag größer. Die Hälfte der mächtigen Welt lag im Schatten.
    »Sie wechseln das Thema.«
    »Was soll ich Ihnen erzählen, Kellie? Ich habe schlicht und einfach jegliche Kontrolle verloren.«
    Kellie fachte das Feuer an. Funken flogen durch die Nacht. »Eine große Schlauchpflanze. Das ist ein merkwürdiger Planet.«
    »Ja, das ist er.«
    »Das hätte jedem von uns passieren können, und das wissen alle.« Sie betrachtete Hutchs rechten Arm. »Morgen sollten Sie wieder in Ordnung sein.« Offenbar war es Hutch während des Zusammenstoßes mit der Pflanze irgendwie gelungen, sich sämtlicher Klamotten zu entledigen. Sie hatte Verätzungen an beiden Beinen, am rechten Arm, im Beckenbereich, an Taille, Brüsten, Hals und im Gesicht. »Sie sahen schlimm aus, als wir sie hergebracht haben«, fügte Kellie lächelnd hinzu.
    Hutch wollte immer noch das Thema wechseln. »Wir haben heute ein bisschen Zeit verloren.«
    »Nicht der Rede wert. Wir sind gut vorangekommen. Außerdem war Randy für diesen Tag so oder so erledigt genug.«
    Hutch starrte in die Finsternis. Sie konnte die Umrisse der gigantischen Blüten vor dem Himmel erkennen. »Randy denkt, sie haben Augen«, sagte Kellie.
    Hutch schauderte. Sie hatte das Erlebnis auf eine schlichte natürliche Programmierung zurückgeführt. Aber Augen? Das gab dem Ganzen eine persönliche Note.
    »Vielleicht ist es nicht das richtige Wort«, fuhr Kellie fort. »Aber Lichtrezeptoren, die sehr hoch entwickelt sind. Er sagt, die hiesige Flora ginge weit über alles hinaus, was wir kennen.«
    Hutch fühlte sich in der Nähe der Pflanzen nicht mehr wohl. Sie kam sich geschändet vor.
    »Er denkt, sie könnten sogar eine Art Nervensystem haben. Er hat sich einige kleinere Exemplare genauer angesehen. Sie mögen es nicht, wenn man sie entwurzelt oder ihre Triebe abreißt.«
    »Was meinen Sie mit, sie mögen es nicht?«
    »Die Pflanzenteile bewegen sich.«
    »Das tun sie allerdings«, kommentierte Hutch.
     
    Die Edward J. Zwick erreichte den Raum um Maleiva ohne großes Aufsehen. Canyon beobachtete Morgans Welt durch das Teleskop. Dann richtete er den Blick auf Deepsix und empfand tiefes Bedauern für die Menschen, die auf der Oberfläche in der Falle saßen.
    Zwick war nach einem Journalisten benannt worden, der getötet worden war, während er über einen der diversen Grenzkonflikte in Südamerika gegen Ende des Jahrhunderts berichtet hatte. Ihr Captain war ein achtunddreißigjähriger ehemaliger Peacekeeper namens Miles Chastain. Miles war groß, schlank und schweigsam. Etwas in seiner Haltung verunsicherte Canyon. Der Mann schien niemals zu lächeln.
    Er war, wie Canyon dachte, die Art Mensch, die man in der Schlacht lieber auf seiner Seite wissen wollte, aber nicht die Art, die man gewöhnlich gern zum Abendessen einlud. Während der langen Reise von der Erde war es ihm nie gelungen, dem Captain näher zu kommen.
    Emma hatte sich beklagt, dass Wilfrid, die KI, ein besserer Umgang wäre. Zweifellos war er freundlicher. Ihre Haltung verriet deutlich, wie absurd sein anfänglicher Verdacht war, eine Herzensangelegenheit sei der Grund für die mitternächtlichen Spaziergänge auf den Korridoren der Zwick.
    Der Captain verbrachte den überwiegenden Teil seiner Zeit im Cockpit oder in seinem Quartier. Niemals versuchte er, ein Gespräch anzufangen, es sei denn, es ging ums Geschäft. Und nun, nachdem sie den Orbit von Deepsix erreicht hatten, gab es für

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