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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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war es ein Schwarm Kardinalvögel.
    Nightingale erkannte in den Vögeln die Kreaturen wieder, die die ursprüngliche Expedition überwältigt hatten. Dieses Mal waren es nicht so viele, und sie ließen sich relativ leicht in die Flucht schlagen. Kellie und Chiang waren bei den Vorfällen verwundet worden, aber die Verletzungen waren nicht schwer.
    Am späten Nachmittag trafen sie auf ein Feld von herrlichen purpurroten Blüten. Die Blumen erinnerten an gigantische Orchideen mit dicken, grünen Stängeln. Sie waren etwa sechzig Kilometer von der Landefähre entfernt und hatten noch vier Tage Zeit.
    Sie hatten Hoffnung.
    Nightingale sah erschöpft aus, also beschloss Hutch, eine Stunde zu rasten. Davon abgesehen waren sie alle, wie sie dachte, in guter Verfassung.
    Sie hatten verschiedene Früchte gesammelt und einige gefunden, die ihnen zusagten. Größtenteils handelte es sich um recht feste Beeren, abgehärtet durch das Klima, aber genießbar (und sogar beinahe schmackhaft). Nun teilten sie die Früchte untereinander auf und waren froh, nicht mehr auf den Beinen zu sein.
    Hutch war nicht hungrig und aß nur, um ihr Gewissen zu beruhigen. Dann stand sie auf.
    »Wohin gehen Sie?«, fragte Ghiang.
    »Badezimmer«, sagte sie. »Ich bin in einer Minute zurück.«
    »Warten Sie!« Kellie sprang auf. »Ich halte Wache.«
    Hutch winkte ab. Das Orchideenfeld war isoliert, und dahinter konnten sie eine weite Strecke überblicken. Nichts konnte sich hier unbemerkt nähern. »Schon in Ordnung. Ich werde schreien, sollte ich Hilfe brauchen.« Und damit verschwand sie im Gestrüpp.
    Als sie fertig war, nahm sie sich, angelockt von der auserlesenen Schönheit der gigantischen Blüten, ein paar Minuten Zeit für sich, um sich an dem Wohlgefühl zu erfreuen, das ihr der Wald aus Blumen schenkte. Der Tag war ungewöhnlich warm, und ihr gefiel der Geruch des Waldes, Minze und Moschus, Pinie und möglicherweise Orange. Folglich verzichtete sie auf den E-Suit.
    Sie näherte sich einer der Blüten und blieb vor ihr stehen. Sacht berührte sie die Blütenblätter, die von erotisierender Zartheit waren.
    Hutch bedauerte, dass diese prachtvollen Blumen untergehen mussten, und sie fragte sich, ob es möglich wäre, etwas Pollen zu retten, ihn mitzunehmen und die Pflanzen zu Hause zu reproduzieren. Sie schlenderte von einer Blume zur nächsten und betrachtete jede ganz genau, studierte die fragilen Staubgefäße, den langen grünen Schaft des Blütenstempels, der sich vom Fruchtboden erhob. Vor einer Pflanze blieb sie erneut stehen. Der Wald um sie herum war vollkommen still. Sie sah sich um, um sich zu vergewissern, dass sie nicht beobachtet wurde, überlegte, was sie sosehr berührte und berührte den Blütenstempel mit den Fingerspitzen. Liebkoste ihn, bis er unter ihrer Berührung pulsierte.
    »Alles in Ordnung, Hutch?«
    Sie erschrak, glaubte, Kellie wäre hinter ihr, aber die Stimme kam aus dem Commlink.
    »Alles bestens«, sagte sie. »Ich bin in einer Minute wieder zurück.«
    Eine Woge unaussprechlichen Wohlgefühls durchströmte sie. Sie umfasste den Blütenstempel mit beiden Händen, zog ihn an ihre Wange und genoss seine Wärme.
    Die Blume bewegte sich.
    Die weichen Blätter strichen über ihr Gesicht. Sie atmete den süßen Duft des Grüns, und die Last der vergangenen Tage fiel von ihr ab.
    Sie rieb Schultern und Wange an der Blüte. Schloss die Augen. Wünschte, sie könnte die Zeit anhalten. Fühlte eine Woge purer Ekstase durch ihren Körper wallen. Sie wurde absolut lebendig, ritt auf einer Welle, erkannte, dass sie einen Augenblick erlebte, an den sie sich bis in alle Ewigkeit erinnern würde.
    Langsam wiegte sie sich in der Umarmung der Blume, koste den Blütenstempel, fühlte, wie all ihre Hemmungen von ihr abfielen.
    Die Blume bewegte sich mit ihr, umfing sie, liebkoste sie.
    Sie streifte ihr Oberteil ab.
    Die Welt um sie herum verblasste.
    Und sie gab sich hin.
    Stimmen rissen sie in die Realität zurück, aber die Stimmen kamen über den Commlink zu ihr und waren so fern. So unbedeutend. Sie hörte ihnen nicht länger zu.
    Alles schien fern. Sie labte sich an den Gefühlen des Augenblicks, lachte, weil all dem etwas Falsches anhaftete, das sie doch nicht wirklich fassen konnte, das sie doch nicht wirklich kümmerte. Sie hoffte nur, dass niemand aus dem Wald treten und sehen würde, was sie tat.
    Und dann kümmerte sie auch das nicht länger.
     
    Sie wusste nicht genau, wann das Licht grell geworden war, wann die

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