Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Namen von Sklaven auf einen Gedenkstein?« Hutch schüttelte den Kopf. »Das klingt nicht sehr glaubhaft.«
    »In der Geschichte der Menschheit«, dozierte MacAllister, »haben die Sklavenhalter dann und wann auch eine große Zuneigung zu ihren Sklaven empfunden.« Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, was eine Alienkultur kennzeichnen mag?«
     
    Bis zum späten Abend marschierten sie. Als sie schließlich ihr Nachtlager aufschlugen, meldete sich Canyon erneut zum Interview. Chiang genoss die Gelegenheit, sich heroisch auf der Weltbühne zu zeigen und das zu sagen, was von ihm erwartet wurde. Wir schaffen es. In den Scanner lächeln. Viele Leute denken jetzt an uns. Aber jedes Mal, wenn er sich zu Kellie umsah, glaubte er, eine Spur von Spott in ihrem Lächeln wahrzunehmen.
    Als er fertig war, war er zutiefst verlegen.
    Aber die anderen waren nicht zurückhaltender. Nightingales Stimme wurde plötzlich tiefer, MacAllister gab sich Mühe, den Bauch einzuziehen, Kellie redete, als gäbe es rein gar nichts, worum sie sich sorgen müssten. Und sogar Hutchins, ihr aufrechter Captain, konnte nicht widerstehen, sich ins beste Licht zu rücken. Für einen Augenblick waren sie alle berühmt, und das ließ keinen von ihnen kalt.
    Canyon führte mit jedem von ihnen ein persönliches Gespräch. Als er sich schließlich vom Großteil der Truppe verabschiedete, um sich bei Kellie zu holen, was er als Kontext bezeichnete, sammelten sich die Gestrandeten um das Feuer und taten, als wäre nichts Außergewöhnliches vorgefallen.
    Chiang fühlte sich nachts im Wald nicht wohl. Es gab keine Möglichkeit, das Lager abzusichern. Sie hätten drei Wachen aufstellen müssen, um die Möglichkeit eines Überraschungsangriffs auf ein Minimum zu reduzieren.
    Dies war ihre achte Nacht im Freien. Zumindest glaubte er, richtig gezählt zu haben, aber langsam fingen die Dinge an, zu verschwimmen, und so war er nicht mehr wirklich sicher. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte noch kein Raubtier versucht, sie des Nachts anzugreifen. Die Wahrscheinlichkeit schien groß, dass, sollte so etwas überhaupt vorkommen, es längst geschehen wäre. Nichtsdestotrotz machte sich Chiang Sorgen. Das war nun einmal seine Natur.
    Er konnte Canyons Abbild Kellie gegenübersitzen sehen. Er stellte Fragen, und sie hörte aufmerksam zu, nickte manchmal und sah hin und wieder recht nachdenklich aus.
    »Oh, ja«, sagte sie vielleicht, »wir sind überzeugt, dass wir die Landefähre in Gang bringen können, wenn wir dort sind.« Oder: »Nein, diese Möglichkeit haben wir nie diskutiert. Wir gehen nicht davon aus, dass so etwas passieren könnte.« Wenn Chiang auch keinen rationalen Grund zur Eifersucht hatte, war er doch verärgert. Etwas an Canyons Verhalten kam ihm wie ein unbeholfener Flirtversuch vor.
    Zudem konnte Canyon die Tatsache nicht verbergen, dass er keine Ahnung davon hatte, was die Menschen auf der Oberfläche empfanden, und er zeigte deutlich, dass sein einziges Interesse an der ganzen Sache darin bestand, zu Hause möglichst hohe Quoten zu erzielen, um seine Brötchengeber zufrieden zu stellen und die Karriereleiter hinaufzuklettern. Bilder von der Kollision zweier Welten zu liefern, war genau die richtige Aufgabe für ihn gewesen. Da konnte er herrlich mit Gemeinplätzen um sich werfen – Sieht aus, als würde uns hier ein unglaublicher Zusammenstoß erwarten –, konnte vielleicht ein paar Astrophysiker an Bord der Wendy um einen Kommentar bitten, und alles wäre in bester Ordnung.
    Aber er war nicht dazu befähigt, mit Menschen zu sprechen, die in echten Schwierigkeiten steckten.
    Das war Chiangs letzter Gedanke. Er hatte im Grenzbereich des Feuerscheins gestanden und in die Dunkelheit gestarrt, hatte dann und wann seine Lampe eingeschaltet, um Licht in die Nacht zu bringen. Und plötzlich war die Welt verschwunden, als hätte jemand sie zusammengefaltet und eingepackt.
     
    Auch MacAllister hatte allmählich genug von Canyon. Die Interviews des vorangegangenen Abends waren innerhalb weniger Stunden zur Erde gesendet worden. Doch der Weg war weit, selbst über das Hypercomm, und sie würden während der nächsten eineinhalb Tage auf keinem Fernsehschirm der Welt ausgestrahlt werden. Bis dahin hätten sie die Tess vermutlich gefunden und die spannende Frage, ob sie gerettet würden, wäre beantwortet. Zu ihren Gunsten, wie er hoffte. Er stellte sich vor, wie sie das verlassene Raumfahrzeug fänden, wie sie die letzten Meter im Laufschritt zurücklegten,

Weitere Kostenlose Bücher