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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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war. Und sie hatten sich auf die Speicherung eines Minimums beschränkt, um Zeit zu sparen.
    »Sie haben noch sechs Minuten, bis der Ozean den Turm erreicht«, sagte Marcel.
    »Wie groß ist die erste Welle?«
    »Sie breitet sich aus und wird flacher. Aber im Augenblick hat sie etwa zehn Meter.« Beinahe die Höhe des Turms.
    »Da ist das Baby.« Kellie deutete voraus. Von der Kluft war nichts mehr zu sehen.
    Der Turm erhob sich aus den Fluten, trostlos, kalt und verlassen, aber immer noch aufrecht. Auf Hutch wirkte er beinahe biblisch, ein letztes Zeugnis einer untergegangenen Zivilisation, der letzte trotzig erhobene Steinfinger unter dem unbarmherzigen Himmel.
    »Wir landen.« Sie fuhr die Landestützen aus.
    »Wir könnten es schaffen«, sagte Kellie.
    Das fließende Wasser reflektierte die Lichter der Landefähre. Hutch schaltete auf Umkehrschub, brachte das Raumfahrzeug beinahe zum Stillstand und ließ es sanft zu Boden sinken.
    Im Norden konnte sie eine graue Wand auf sich zukommen sehen. »Da kommt die Welle«, sagte sie und aktivierte ihren E-Suit.
    Hutch schob den Steuerknüppel nach vorn und fühlte einen sanften Ruck, als sie auf dem Boden aufsetzten. Kellie öffnete die Luftschleuse und trat plätschernd in die Strömung.
     
    Der Sog des Wassers drohte sie von den Füßen zu reißen. Hutch folgte ihr, hielt aber in der Luftschleuse kurz inne und betrachtete den Berg aus Wasser, der sich auf sie zuwälzte. Zu Kellies Entsetzen rief sie sie plötzlich zurück. »Vergessen Sie es«, sagte Hutch. »Wir haben nicht mehr genug Zeit.«
    Marcel widersprach: »Lassen Sie die Welle passieren, und versuchen Sie es danach.«
    »Nein!« Kellie kämpfte um Halt. Die Strömung zog gen Norden auf die Welle zu.
    Hutchs Stimme ertönte ruhig und kalt in ihrem Empfänger. »Es wird uns nicht weiterbringen, wenn wir die Fähre verlieren.«
    »Hinterher werden wir sie nicht mehr finden«, entgegnete Kellie. »Ob wir jetzt oder später sterben, worin liegt da der Unterschied?« Sie war nur noch wenige Schritte vom Eingang entfernt, und sie blieb nicht stehen.
    »Wir stehen auch nicht besser da, wenn wir Sie nicht mehr finden können«, konterte Hutch.
    Die Welle war gewaltig, stieg hoch und immer höher. Eine gewaltige Krone bildete sich und brach. Kellie stolperte in den Turm hinein. Die Kondensatoren lagen mit Folie bedeckt auf dem Tisch, wo sie sie zurückgelassen hatten.
    Das Wasser wirbelte um ihre Füße, und das Donnern der heranrauschenden See war ohrenbetäubend.
    »Los jetzt!« Hutchs Ton war kalt und klanglos. »Kellie, ich muss starten.«
    Endlich berührte sie einen der Kondensatoren durch die Folie. Sie konnte nicht ohne sie gehen. Sie konnte unmöglich ohne sie gehen. Sie musste die Dinger nur packen und von hier verschwinden. Aber sie brauchte Hutchs Hilfe. Beide konnte sie allein nicht schleppen.
    »… Fähre klarmachen.«
    Kellie und die Welle. Klang irgendwie nett.
    »Gott.«
    Sie hatte keinerlei Hoffnung, die Kondensatoren wegzutragen. Nicht rechtzeitig …
    Endlich gab sie auf und stolperte zurück durch das schmutzige Wasser. Jeder Schritt fiel ihr schwer, und an der Tür stürzte sie, rollte sich herum und sprang wieder auf. Hutch stand in der offenen Luke der Tess und blickte an ihr vorüber, blickte über sie hinweg. Kellie stapfte auf die Fähre zu, als Hutch sich ins Innere zurückzog. Sie hörte, wie die Maschinen gestartet wurden, fühlte den Schatten der Woge über sich. Die Fähre begann zu steigen. Die Luke war immer noch offen, die Leiter ausgefahren, aber nun würde sie springen müssen. Sie packte die unterste Sprosse, hielt sich fest, während die Tess höher stieg, sah, wie eine Wand aus Wasser den Turm umfing, über ihn hinwegbrach und ihn unter sich begrub. Sie stiegen zu langsam, und dann erwachten die vertikal angebrachten Jets und lieferten zusätzlichen Schub. Kellie hielt sich verzweifelt fest. Plötzlich fühlte sie sich so schwer wie eine Ladung Eisen. Sie schrie, und die Welle donnerte unter ihr vorbei.
    Die Jets verstummten, und Hutch ließ die Fähre ein paar Meter absinken. Kellie kämpfte um einen sicheren Griff, zog sich ein paar Sprossen weiter hinauf und bekam endlich einen Fuß auf die Leiter.
    Der Turm war fort, und der Geruch von Salzwasser drang in ihre Nase.
    Sie stürzte durch die Luke und sah sich nach etwas um, das sie nach Hutchins hätte werfen können, die über ihren Instrumenten saß und sich nicht einmal umblickte.
    »Sie wollten mich zurücklassen«, sagte

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