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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sie. »Sie wollten mich tatsächlich hier zurücklassen.«
    »Ich bin auch noch für zwei andere Leute verantwortlich.« Hutchs Stimme bebte vor Zorn. »Wenn Sie sich unbedingt umbringen wollen, ist das Ihre Sache. Aber ich werde nicht zulassen, dass Sie uns alle umbringen.«
    »Zum Teufel mit Ihnen. Wir hätten es schaffen können.« Sie schloss die Luke.
    Endlich drehte Hutch sich um und sah sie an. »Sie hatten alle Hände voll zu tun, überhaupt zurückzukommen. Wie kommen Sie darauf, dass Sie das auch geschafft hätten, wenn Sie einen Kondensator mitgeschleppt hätten?«
    »Wir sind lediglich zu langsam aus der Fähre geklettert. Wären wir sofort ausgestiegen … Hätten wir nicht gezögert, sondern es einfach getan …«
    »Wären wir beide tot.«
    Hutch drehte sich um, und sie flogen über das brodelnde Meer hinweg. Von dem Turm war keine Spur mehr zu sehen, und die nächste Welle kam bereits in Sicht.
    Schweigend beobachteten sie die Welle. Sie rollte heran und raste vorüber, und sie war größer als die erste.
    »Wir hätten es wenigstens versuchen müssen«, beharrte Kellie.
    Dann sah sie den Turm wieder, wie er sich aus den Fluten erhob. Wasser strömte aus den Fenstern. Es schien unfassbar, aber er war immer noch intakt, abgesehen von ein paar verloren gegangenen Dachschindeln.
    »Die nächste ist drei Minuten entfernt«, sagte Hutch.
    Die dritte Welle war gigantisch. Sie baute sich mehr und mehr auf, und Hutch zog die Fähre höher. Einige wenige Bäume hatten es fertig gebracht, ihre höchsten Äste aus dem Wasser zu strecken. Aber diese Welle rollte einfach über sie und den Turm hinweg.
    Sie warteten, hielten Ausschau nach dem steinernen Dach.
    Marcel fragte sie, was los sei.
    »Wir wissen es noch nicht«, sagte Hutch.
    MacAllister und Nightingale meldeten sich zu Wort. »Könnte sein, dass wir zu spät gekommen sind«, sagte Hutch zu ihnen.
     
    Hutch glaubte, dass es noch eine Chance gäbe.
    Sie startete die Jets, flog einen weiten Bogen über der Stelle, an der der Turm gestanden hatte und schaltete den Spike aus, um Energie zu sparen.
    »Es ist vorbei«, sagte Kellie mit erstickter Stimme.
    »Nein. Wenn sich das Wasser zurückzieht, gehen wir wieder runter und sehen nach.«
    Aber nun befand sich ihr Ziel auf dem Grund eines aufgewühlten Sees. Während sie zusahen, stieg und fiel der Wasserpegel, und immer weitere Wellen donnerten heran. Manchmal spuckte der neu geformte See große Brocken des Bodens aus, und Hutch wusste nicht mehr, wo der Turm gestanden hatte.
    »Hutch«, sagte Marcel. »Es sollte in ungefähr einer Stunde zurückgehen.«
    »Im Moment ist unter uns ein Ozean«, sagte sie. »Sie sagen ›zurückgehen‹. Heißt das, das Wasser wird einfach abfließen?«
    »Na ja, nicht ganz. Ein Teil davon. Aber das meiste wird bleiben, wo es ist. Zumindest während der nächsten paar Tage.«
    »Schön«, sagte Kellie. »Wir haben nichts Besseres zu tun, also werden wir …«
    »Das reicht«, erklärte Hutch und kreiste weiter.
    MacAllister meldete sich zu Wort. »Hören Sie, Sie haben ihr Bestes getan. Machen Sie sich deswegen keine Gedanken.«
    All diese Leute waren auf sie angewiesen.
    Kellie bedachte Hutch mit einem vernichtenden Blick, und auch das ging Hutch langsam auf die Nerven.
    Während der nächsten fünfundvierzig Minuten rollten mehr Wellen, große und kleine, über das Gebiet hinweg. Morgan wanderte still über den Himmel nach Westen, gewaltig, hell und wunderschön.
    Endlich setzte Ebbe ein, und das Wasser floss in die Richtung zurück, aus der es gekommen war. Ein Wirbel bildete sich an Steuerbord. Es war der Turm, zerschmettert.
    Vorsichtig setzte Hutch die Fähre in der abfließenden Strömung auf den Grund und fing an, den Reaktor aufzuladen. Angespannt schweigend saßen sie eine halbe Stunde in der Kabine, bis die Macht der Strömung nachgelassen hatte. Dann kletterten sie hinaus. Das Wasser reichte ihnen bis zur Taille.
    Der obere Teil des Turms war abgebrochen. Der Arbeitstisch war fort, ebenso wie die Kondensatoren. Aufmerksam suchten sie den Boden ab. Sie nahmen sogar Lampen zu Hilfe und schwammen über die Treppe in das untere Geschoss, aber auch dort war nichts.
    Sie setzten die Suche in der Umgebung fort, steckten einzelne Sektionen ab und durchschwammen sie so umfassend wie möglich.
    Jerry ging unter und die Sonne auf.

 
Kapitel XXV
     
     
    »Glück kommt nicht aus dem Nichts. Es wird von einer Organisation geschaffen.«
    Gregory MacAllister, Die Kunst des Julia

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