Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
weg«, sagte er zu Kellie.
Hutch hörte einen leisen Fluch. Die Landefähre entfernte sich und kam wieder näher, als Mac zum nächsten Versuch bereit war.
Die Fähre ritt auf einem Kissen aus Luft. Plötzlich sackte sie ab, und MacAllister wäre zu Hutchs Entsetzen beinahe hinausgefallen. Nightingale erstarrte. »Gottverdammte Abwinde«, fluchte Kellie.
Mac wich von der Luke zurück. »Alles in Ordnung, Mac?«, fragte Hutch.
»Haben Sie gesehen, was passiert ist?«
»Ich habe es gesehen«, sagte Kellie. »Binden Sie sich fest.«
Er verschwand für einige Augenblicke. Dann kehrte er mit einer um die stattliche Leibesmitte gespannten Sicherungsleine zurück. Das Problem an der Sache war, dass Kellie, sollte er hinausfallen, den Pilotensitz nicht verlassen konnte, um ihn wieder hineinzuhieven. Sie würde auf den Boden zurückkehren müssen, um ihn wieder an Bord zu nehmen.
»In Ordnung«, sagte Mac mit erstaunlich ruhiger Stimme. »Versuchen wir es noch einmal.«
»Die Sache ist nicht ganz einfach«, sagte Kellie. »Wenn Sie das Seil gefangen haben, müssen Sie sehr schnell sein.« Hutch verstand, was sie meinte: Sollte der Wind die Fähre mitten im Geschehen packen, so würden das Seil und alles, was daran hing, aus der Kabine gerissen werden.
Kellie flog näher heran. Hutch behielt Mac im Auge und sah zu, wie er sich bemühte, die Entfernung abzuschätzen. Das Seil lag zusammengerollt in seiner rechten Hand. Die Landefähre beschrieb einen Bogen, sank tiefer, schwankte ein wenig und kam wieder zurück. Dann stieg sie höher, vorbei an Hutch.
Mac erkannte seine Chance, und das Seil wickelte sich in ihre Richtung ab. Die Oberfläche war durch den Regen schlüpfrig geworden, aber sie fing es auf und hielt es fest.
»Okay, Randy«, sagte sie. »Ab mit Ihnen.«
Er wich zurück, und sie sah, welchen Kampf er im Stillen auszufechten hatte.
»Wir haben keine Zeit für Sperenzchen«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Wenn wir hier bleiben, werden wir sterben.«
»Ich weiß.«
Sie wartete.
»Hutch«, ertönte Kellies Stimme. »Beeilen Sie sich. Ich kann hier nicht ewig bleiben.«
»Wir arbeiten daran.«
Nightingale trat vor und schloss die Augen. Hutch wickelte ihm das Seil um die Taille, überkreuzte es unter den Achselhöhlen und sicherte es auf der Vorderseite. Aus dieser Verschnürung konnte er unmöglich herausplumpsen. Aber als sie versuchte, ihn in Richtung Öffnung zu bewegen, weigerte er sich.
»Hutch«, sagte er, »ich kann es nicht.«
»Es ist alles okay, Randy. Sie schaffen das.«
Der Fahrstuhl sackte erneut ab und blieb krachend wieder stehen.
»Hutch!«, rief Kellie.
Nightingale ging zur Tür und blickte zur Landefähre hinüber. Regen fegte ihm entgegen.
»Nicht hinuntersehen«, sagte Hutch.
»Beeilen Sie sich«, sagte Kellie.
»Hutch?«
»Ja, Randy?«
»Falls das nicht klappt …«
»Es wird klappen.«
»Falls nicht …« Endlich tastete seine Hand nach dem Rand der Öffnung, fand und packte sie. Das Seil, das ihn mit dem Raumfahrzeug verband, spannte und lockerte sich, während Kellie mit den Luftströmungen an der Klippe kämpfte.
Hutch trat hinter ihn und löste sanft seine Finger. »Es klappt immer«, sagte sie, ehe sie ihm einen Stoß versetzte. Tonlos, ohne den Schrei, den sie erwartet hatte, stürzte er hinaus.
Er fiel. Für einige Sekunden musste er furchtbar leiden, aber die waren rasch vorüber. Das Seil spannte sich, und er schaukelte in weitem Bogen unter der Fähre. Kellie entfernte sich rasch von dem Fahrstuhl, während er hin und her schlenkerte, mit beiden Händen das Seil umklammerte und beständig die Worte Oh Gott wiederholte.
Mac begann ihn hereinzuziehen. Hutch sah, wie Nightingale wild um sich trat, und sie fragte sich besorgt, ob er einen Herzanfall erlitten hatte. »Entspannen, Randy«, rief sie. »Sie schaffen das. Das Schlimmste ist schon vorbei.« Und sie fuhr fort, in besänftigendem Ton auf ihn einzureden, bis Macs Hand in die Tiefe fuhr, Nightingales Weste packte und ihn in die Fähre zerrte.
Die Landefähre legte sich ein wenig auf die Seite und kehrte in einem Bogen zurück. Mac erschien erneut mit seinem Seil in der offenen Luke. »So, meine stolze Schönheit«, sagte er. »Jetzt sind Sie dran.«
Der Fahrstuhl erzitterte. Vielleicht ein neuerliches Beben. Und er sackte wieder ab. Hutch entfernte sich von der Öffnung und wurde von den Füßen gerissen. Regen trommelte auf das Dach. Und die Kabine fiel und fiel. Einige Sekunden fühlte es sich
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