Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
übel aus.«
»Tatsächlich?«, fragte Mac. »Ich dachte, wir hätten die ganze Zeit über alles unter Kontrolle gehabt.«
Nicholson strahlte ihn an. »Wir haben für morgen eine kleine Feier geplant«, sagte er, und Hutch kostete den Beigeschmack seiner Worte, der beinhaltete, dass ein Dinner mit zwei Kommandanten ein besonderes Ereignis sei und sie sich allesamt angemessen geehrt fühlen sollten. Aber schließlich versuchte er nur, alles richtig zu machen. Und zum Teufel, jeder hatte nun einmal seine kleinen Schwächen.
»Ich würde mich freuen, ihr beizuwohnen«, sagte Mac.
»Ebenso wie ich.« Hutch schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
Marcel stellte Beekman als den Mann vor, der die Rettungsmission auf die Beine gestellt hatte. »Er hat Ihnen das Leben gerettet«, fügte er hinzu.
Hutch war nicht sicher, was er damit sagen wollte. »Uns allen, meinen Sie.«
»Nein, ich meine speziell Sie. Gunther hat sich das Manöver einfallen lassen, das Sie für kurze Zeit aus der Schwerkraft befreit hat.«
Tom Scolari meldete sich über das Kommunikationssystem, und sein Bild tauchte am Fuß ihres Betts auf. Er trug eine dunkle Hose und ein weißes Hemd, das bis zum Nabel offen war. Die passende Kleidung für eine Bildnachricht. »Ich bin froh, dass Sie es geschafft haben«, sagte er. »Wir haben uns große Sorgen gemacht.«
»Wo sind Sie jetzt, Tom?«
»Auf der Zwick.«
»Gut. Hat man Sie interviewt?«
»Ich glaube, hier draußen gibt es niemanden, der nicht die Gelegenheit erhalten hat, auf UNN zu sprechen. Wissen Sie …« Seine Augen richteten sich zuerst auf sie, dann auf Mac. »… Sie haben uns eine unglaubliche Show geliefert.«
»Danke. Aber wir hatten auch viele Helfer. Sie beispielsweise. Soweit ich gehört habe, sind Sie ein recht passabler Schweißer.«
»Ich werde von nun an nie mehr arbeitslos sein.«
»Wenn Sie mir das nächste Mal von etwas abraten«, sagte Hutch, »dann werde ich versuchen, auf Sie zu hören.«
Er grinste und warf ihr eine Kusshand zu. »Das bezweifle ich.«
Mitten in der Nacht wachte sie auf und stellte fest, dass das Schiff nicht mehr beschleunigte.
Es war – endlich – vorbei.
EPILOG
Kataklysmen, so gewaltig, dass sie mit dem Wort Beben nicht angemessen beschrieben werden konnten, schleuderten Wälder und Gebirgsketten himmelwärts, bis sie nach zwanzigtausend Metern zwischen konkurrierende Gravitationsfelder gerieten und endgültig fortgerissen wurden. Flutwellen rissen Maleiva III buchstäblich in Stücke. Der Nebel aus Gas und Schmutz, der die Welt umgab, war inzwischen so dicht, dass die optischen Sensoren ihn nicht mehr durchdringen konnten. Die Schneedecke auf den Ebenen in der Umgebung des Turms, der Tempel, der beinahe in Paris hätte stehen können, die Lichter in der Bucht der Schlechten Neuigkeiten, der Gedenkstein und das Hexagon auf dem Blauen Berg, alles fiel nun der absoluten Zerstörung anheim.
Wo immer es Verwerfungen gegeben hatte, wurde der Fels in Stücke gerissen, aus dem Boden gelöst und gen Himmel geschleudert. Der Planet verströmte Lava. Die Kruste löste sich auf und gab den Kern frei. Die freigesetzte Energie war so gewaltig, dass es unmöglich war, die Vorgänge direkt zu beobachten. Wissenschaftler an Bord der Wendy, die nun endlich in der Lage waren, sich auf das Ereignis zu konzentrieren, das sie hergelockt hatte, brachen in Jubelgeschrei aus und fingen an, über zukünftige Abhandlungen nachzudenken.
Kurz vor der Kollision explodierte Maleiva III und brannte wie eine kleine Nova. Dann wurde das Licht schwächer und löste sich in einen Hagelschauer einzelner Funken auf, die durch die Nacht segelten und schließlich in die Kobaltstrudel von Morgans Welt stürzten, wo sie kaum einen Kratzer hinterließen.
Innerhalb von Stunden war der Regen aus Trümmerstücken vom Himmel verschwunden, und nur die eine oder andere Beule kündete noch von dem Ereignis. Inzwischen setzte Morgan, kaum beeinträchtigt von dem Zusammentreffen, seinen Weg fort. Seine Flugbahn würde sich nicht nennenswert verändern. Seine gewaltige Anziehungskraft würde in anderen Bereichen des Systems noch ein paar Monde zerfetzen. Aber bis dahin sollten noch Jahrhunderte vergehen.
Hutch hatte angenommen, das Dinner fände zu Ehren des Maleiva-Quartetts statt, und zuerst schien es auch genauso. Jeder von ihnen wurde in dem überfüllten Speisesaal persönlich vorgestellt, beklatscht und zum Tisch des Captains geführt, und sämtliche Gäste
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