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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wie ihre Welt stirbt.« Er schüttelte den Kopf. »Das wäre sogar gefährlich. Wir können nicht vorhersagen, wie sie reagieren, wenn wir plötzlich auftauchen und hallo sagen. Wir wären nicht imstande, mit ihnen zu kommunizieren. Und dann ist da noch der Genpool.«
    Beekman stemmte sich aus seinem Sessel und ging zu dem großen Bildschirm an der Wand, auf dem sich Kumuluswolken über einem kalten blauen Meer auftürmten. »Die Gene könnten wir vermutlich synthetisieren und ihnen so eine Chance geben, den Fortbestand ihrer Art zu sichern.« Er starrte den Planeten an.
    »Es ist nicht unsere Entscheidung«, sagte Marcel. »Die Akademie weiß, was wir entdeckt haben. Wenn sie wollen, dass wir eine Rettungsaktion durchführen, werden sie es uns schon sagen.«
     
    Während der nächsten paar Tage entdeckten sie noch mehr Hinweise: ein eingestürztes Gebäude, möglicherweise ein Lagerhaus, an einem Flussufer in Nord-Tempus, eine hölzerne Palisade, versteckt in einem Wald, ein verlassenes Boot, das im Eis von Port Umbrage festgefroren war. Das Boot lag auf der Seite, war etwa zwölf Meter lang und hatte Masten. Seine Proportionen ließen allerdings darauf schließen, dass die Seeleute beträchtlich kleiner als Menschen gewesen waren. »Sieht aus wie ein Langboot«, sagte Mira. »Man kann sogar die Achterkabine erkennen.«
    Chiang Harmon war der gleichen Meinung. »Für unsereins wäre es zu klein, aber es ist da. Wie alt ist das Eis?«
    »Stammt vermutlich noch aus der Anfangszeit«, womit sie die Begegnung des Systems mit der Quiveras-Wolke meinte. Port Umbrage, glaubten die Forscher, war bereits vor dreitausend Jahren zugefroren und nie wieder aufgetaut. Es lag weit im Norden an der Ostküste von Gloriamundi.
    »Was können wir aus der Existenz des Bootes sonst noch schließen?«, fragte Beekman.
    »Der Bug erinnert an eine Seeschlange«, sagte Chiang. »Hat ein bisschen Ähnlichkeit mit einem Wikingerschiff.«
    »Wissen Sie«, sagte Mira nachdenklich, »das ist mir gar nicht aufgefallen. Aber Sie haben Recht. Sie verstehen sich auf Kunstgeschichte.«
    Kunst war ein wichtiger Punkt in Miras Augen. Während der Arbeit auf einem Schiff der Akademie war sie zu dem Schluss gekommen, dass eine Zivilisation sich durch ihre Kunst definierte, dass die Kunst der eigentliche Grund zu leben war. Man arbeitet, um Zeit für kultiviertere Vergnügungen zu gewinnen. Marcel gegenüber hatte sie eingestanden, dass Beekmans Leute ihrer Meinung nach mit wenigen Ausnahmen »ziemlich engstirnig« seien und so versessen darauf, die Details der physischen Welt zu erfassen, dass die meisten von ihnen völlig verlernt hätten, sich zu vergnügen. Sie selbst sah sich als Genussmensch im besten Sinne des Wortes.
    Sie gehörte zu den älteren Personen an Bord. Mira war, um es mit ihren eigenen Worten zu sagen, in die mittleren Lebensjahre gestürzt und auf der anderen Seite wieder herausgekommen. Nichtsdestotrotz war sie eine gertenschlanke attraktive Frau mit einem brillanten Verstand, eine jener wenigen vom Glück gesegneten Vertreterinnen ihres Geschlechts, an denen die Jahre beinahe spurlos vorüberzuziehen schienen.
    »Sie kannten Kunst«, korrigierte Beekman.
    »Wenn wir uns das aus der Nähe ansehen könnten«, sagte Chiang, »könnten wir vielleicht herausfinden, wie sie ausgesehen haben. Diese Dinge aus der Nähe zu betrachten, wäre wirklich wichtig.«
    Mira nickte. »Nächstes Mal sollten wir dafür sorgen, dass eine Landefähre an Bord ist.« Ihre Stimme klang, als wäre sie der Ansicht, jemand hätte gepfuscht, und ihr Blick war direkt auf Beekman gerichtet.
    Später beklagte sich Pete Reshevsky, ein Mathematiker aus Oslo, dass er einfach nicht verstünde, was die ganze Aufregung solle. »Da unten gibt es nichts als ein paar Ruinen«, sagte er. »Und es ist offensichtlich, dass, was immer dort gelebt hat, ziemlich primitiv war. Also können wir im Grunde nichts von diesen Bewohnern lernen.« Reshevsky war schmal gebaut, aber muskulös und hatte eine lange, spitze Nase. Ein Mann, der die Hälfte seiner Zeit im Fitnessraum zubrachte. Sein Lächeln erreichte nur selten die dunklen Augen. »Wir wären besser beraten«, fuhr er fort, »wenn jeder sich um seine Angelegenheiten kümmern und versuchen würde, sich zu erinnern, warum wir hier sind.«
     
    Am Morgen traf endlich die Wildside ein. »Ihr Captain möchte Sie sprechen«, meldete Bill.
    Marcel mochte Priscilla Hutchins. Er hatte schon einmal mit ihr zusammengearbeitet und sie

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