Hutch 05 - Odyssee
modernen Maßstäben. Sie erinnerte eher an einen Frachtkahn als an ein Forschungsschiff. Sie hatte mächtige Maschinen, große Rohre, einen runden Bug. Ein paar Sichtluken waren erkennbar. EURO-CANADIAN ALLIANCE stand in großen schwarzen Lettern auf dem Rumpf (Hightower hatte ein Jahr, bevor der Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada zur Vereinigung beider Staaten geführt hatte, abgelegt).
Als sie sich näherten, flammten Lichter auf, und die Einrichtung begrüßte sie. »Willkommen an der historischen Stätte, der Surveyor.« Die Stimme war weiblich, und dann tauchte sie auch schon auf, ein Avatar in einem Schiffsoverall. »Wir freuen uns sehr, dass Sie sich entschlossen haben, uns zu besuchen, und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um Ihnen ein angenehmes Erlebnis zu garantieren.« Sie war natürlich attraktiv. Haselnussbraunes Haar, blaue Augen. »Mein Name ist Meredith«, fügte sie hinzu.
»Ich denke, wir werden uns eine oder zwei Stunden aufhalten, Meredith«, gab Valya über ihren Commlink bekannt.
MacAllister sah zu, wie sich ein Abschnitt des Rumpfs öffnete, um sie einzulassen. »Wer bezahlt das alles?«, fragte er.
»Wer wird denn immer nur an Geld denken, außer vielleicht echte Geizkragen!«, zog Valya ihn lächelnd auf. »Orion ist Betreiber unter Aufsicht der Akademie. Sie kümmern sich um die Instandhaltung.«
»Und streichen die Gewinne ein«, führte er den Satz weiter.
»Ist das Ihr Ernst, Mac? Es gibt keine Gewinne. Das Ding hat nur symbolischen Wert. Es hat einen guten Werbeeffekt. Aber das ist alles. Das ist ganz offiziell ein gemeinnütziges Projekt, aber sie müssen Jahr für Jahr Geld reinstecken. Täten sie es nicht, wäre das Schiff übrigens längst abgetrieben und vergessen.« In ihrer Stimme lag eine gewisse Schärfe. MacAllister nahm an, er war ein bisschen zu weit gegangen. Schon bevor er die Worte ausgesprochen hatte, hatte er gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, aber zu solchen Gelegenheiten lief etwas in ihm automatisch ab. Er konnte dem Impuls einfach nichts entgegensetzen.
Sie gingen längsseits zu dem großen Schiff, dessen Navigationsleuchten nun aufflammten. Valya steuerte die Salvator in den Andockbereich. Die Vorwärtsbewegung hörte auf, etwas verankerte sie am Dock, und die Maschinen wurden abgeschaltet. Macs Sicherheitsgeschirr löste sich.
Valya kehrte von der Brücke zurück, und die Luke der Luftschleuse schwang weit auf.
Meredith stand gleich außerhalb des Schiffs in einem hell erleuchteten Durchgang. »Schön, Sie hier zu haben«, sagte sie. »Bitte folgen Sie mir in die Empfangszentrale!«
Amy war bereits hinausgelaufen, ehe MacAllister auch nur auf den Beinen war. »Das Surveyor- Museum ist vollständig automatisiert«, erklärte Valya.
»Das überrascht mich nicht«, entgegnete MacAllister, als er hinaus in die Ankunftshalle ging. »Hier gibt es künstliche Schwerkraft«, stellte er fest.
»Sie wurde installiert, als sie gerade zwei Jahre verfügbar war, Mac.« Ihre Stimme klang immer noch abweisend.
Er versuchte, ihr zu erklären, dass er sie nicht hatte kränken wollen.
»Ich weiß«, sagte sie. »Es ist nur …« Sie schüttelte den Kopf. »Belassen wir es einfach dabei, Mac! Es liegt daran, wer Sie sind. Kein Grund, sich zu entschuldigen.«
Sie folgten Meredith einen Korridor hinunter zur Empfangszentrale, in der es heißen Kaffee, Donuts und einen Plan des Museums gab. Stühle und Tische verteilten sich wie zufällig über den ganzen Raum, und ein Terminal bot die Möglichkeit, Mitglied der International Surveyor Society zu werden und stets automatisch die neuesten Nachrichten zu erhalten. Am hinteren Ende befand sich ein Geschenkartikelladen, am anderen Ende wartete eine Snackbar auf Kundschaft. Zweiflügelige Türen führten zurück in den Ausstellungsbereich. »Die Restaurierung der Surveyor«, berichtete Meredith, »wurde zu Beginn durch die Emil Hightower Foundation finanziert. Die Arbeiten wurden begonnen und über einen Zeitraum von zwölf Jahren fortgeführt. Heute wird das Projekt von Orion Tours finanziert, dem Reiseunternehmen, das die aufregendsten interstellaren Exkursionen für den Publikumsverkehr anbietet.«
Das Schiff war vollgestopft mit Artefakten aus dem vorangegangenen Jahrhundert. Portraits von seinem Captain, seinen drei Crewmitgliedern, den Passagieren - es waren elf - hingen an den Wänden. Die Kabine des Captains war so möbliert worden, dass sie »beinahe so aussah wie während des
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