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Hutch 05 - Odyssee

Hutch 05 - Odyssee

Titel: Hutch 05 - Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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angesehen und herausgefunden, dass Schüler, die in dieser Tradition aufgewachsen seien, grundsätzlich hinter ihren Altersgenossen zurückblieben, wenn sie das College besuchten, sowohl in den Geisteswissenschaften wie auch in den Naturwissenschaften. »Ihr Verstand ist blockiert«, führte er aus, »nicht nur, dass sie mit Informationen indoktriniert wurden, die nachweislich falsch sind, beispielsweise mit der Behauptung, evolutionäre Prozesse fänden nur auf mikroskopischer Ebene statt. Sie sind auch darauf trainiert, konkurrierenden Vorstellungen zu widerstehen. Meinungen und Vorstellungen, die nicht mit der üblichen Glaubenslehre übereinstimmen, werden von ihnen nicht berücksichtigt.«
    Als Beweis reichte Glock den Lehrplan und mehrere Studien ein, die die Behauptung belegten.
    Die Anklage ließ Experten zu Wort kommen, die bezeugten, dass eine religiöse Ausbildung den Menschen helfe, sich in einer chaotischen und oftmals beängstigenden Welt zurechtzufinden. Religiöse Menschen lebten länger. Sie seien seltener vorbestraft. Sie seien, nach allen messbaren Gesichtspunkten, glücklicher mit ihrem Leben. Reverend Pullman habe lediglich die Moral und den Anstand gelehrt, den Eltern überall auf der Welt für ihre Kinder wünschten.
    So ging es hin und her, während die Menge draußen größer und lauter wurde. Glock bat schlicht um Fairness, um Verständnis dafür, dass der Beschuldigte von Visionen aus seiner Kindheit heimgesucht worden sei und nicht dafür bestraft werden dürfe, dass er die Person, die ihn in diesen jungen Jahren so sehr seelisch misshandelt habe, geschlagen habe.
    »Einspruch, Euer Ehren, eine Misshandlung ist nicht erwiesen.«
    Die Anklage hatte das letzte Wort. »Die Verteidigung hat versucht, Reverend Pullman und mit ihm das Christentum selbst unter Anklage zu stellen. Reverend Pullman hat nichts getan, das nicht durch die Verfassung der Vereinigten Staaten gedeckt wäre. Tatsächlich hat er nichts anderes getan, als seine Pflichten gegenüber der Kirche und der Gesellschaft zu erfüllen, der er dient. Mr. Beemer andererseits hat sich schlicht eines tätlichen Angriffs schuldig gemacht. Daran besteht kein Zweifel. Es gibt Zeugen, und die Verteidigung streitet den Sachverhalt nicht ab.«
    Als der Ankläger fertig war, dankte der Richter beiden Rechtsvertretern und vertagte die Verhandlung.
    »Was meinen Sie?«, erkundigte sich MacAllister bei Glock.
    Der Anwalt bedachte Beemer mit einem aufmunternden Lächeln. »Ganz ruhig, Henry! Versuchen Sie, sich zu entspannen! Ich denke, wir haben uns gut geschlagen.« Dann kam er auf MacAllisters Frage zu sprechen. »Wir bitten den Vorsitzenden Richter im Grunde, gegen die Verfassung zu entscheiden. Das wird nicht geschehen. Es kann nicht geschehen. Aber Henry wird vermutlich nur eine milde Strafe erhalten. Und ich denke, wir haben eine landesweite Debatte losgetreten.«
     
    MacAllister hatte sich schon im Hotel abgemeldet, ehe er zum Gericht gegangen war. Nun musste er nur noch sein Gepäck abholen und sich ein Taxi schnappen. Eine Stunde später saß er bereits in einer Schwebebahn nach Alexandria.
    In mancher Hinsicht war er nie erwachsen geworden. Als Kind hatte er eine Spielzeugbahn besessen, und er liebte es immer noch, mit dem Zug über Land zu fahren. Er lehnte sich zurück und blickte hinaus auf die vorbeiziehenden Hügel und Felder. Überwiegend Agrarland. Orangenzüchterland.
    Nach einer Weile stand Mac auf und ging in den Speisewagen. Er hatte noch nicht zu Mittag gegessen. Als er gerade die Speisekarte studierte, meldete sich Wolfie. »Es gibt da eine Elenora Delesandro«, berichtete er, »die vor sechs Jahren eine Asteroidenstudie im Capella-System durchgeführt hat. Sie hat ihre Ergebnisse im Planetary Field Journal vom Mai 2230 publiziert.«
    »Gut. Wird in der Studie ein gigantischer Asteroid erwähnt? Ich versuche noch, mir die Größe des Dings ins Gedächtnis zu rufen.«
    »Sechshundert Kilometer. Aber der taucht in ihrem Bericht nicht auf.«
    »Wo ist sie jetzt? Delesandro, meine ich?«
    »Sie unterrichtet Physik am Broken Brook. «
    »Und das ist wo?«
    »Fargo.«
    Mac trat an den Tresen, bestellte Tomaten-Käse-Salat und trug ihn zu seinem Tisch. Dort klappte er sein Notebook auf und rief den Artikel von Delesandro auf. Der Titel lautete: »Capella: Stellare Winde und Schalenbrennen«.
    Viel zu technisch für MacAllisters Geschmack. Er musste den Bericht mehrere Male lesen, ehe er überhaupt imstande war, der Argumentation

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