Hutch 05 - Odyssee
von der Erde entfernt in der Konstellation Ophiuchus, dem Schlangenträger. Das System umfasst drei Sterne, alles orange-rote Zwerge. Ophiuchi A und B umkreisen einander auf höchst unregelmäßigen Umlaufbahnen, wobei sie sich einander bis auf sieben AEs nähern und bis zu hundertsiebzig AEs voneinander entfernen. Eine vollständige Umkreisung dauert fünfhundertvierundsiebzig Jahre. Ophiuchi C umkreist das innere Sternenpaar in einem Abstand von etwa fünftausend AEs. Es ist ein veränderlicher Stern.
The Star Register
»Das wollen die Leute alle sehen«, meinte Valya, als sie sich einer blau-grünen Welt näherten. Sie umkreiste Ophiuchi A in einer Entfernung von fünfundsiebzig Millionen Kilometern, womit sie mitten in der Biozone lag.
»Terranova«, sagte Amy. Die neue Erde.
Es war die zweite Welt, auf der Leben entdeckt worden war, die ersten lebendigen Kreaturen, die mit bloßem Auge erkennbar waren. Das war vor fünfundachtzig Jahren gewesen. Es war nicht gerade wahrscheinlich, in so einem System auf einen Planeten mit einem stabilen Orbit zu stoßen, ganz zu schweigen davon, hier eine lebendige Welt vorzufinden. Aber sie war da.
Es war schon ein seltsamer, wenngleich glücklicher Zufall, dass zu den Bewohnern von Terranova das größte bekannte Landlebewesen zählte. Es hatte den unglücklichen Namen ›Grapscher‹ erhalten, vermutlich zur Vermeidung einer eindeutigen Zuordnung, da noch immer darum gestritten wurde, ob es sich um ein Tier, eine Pflanze oder ein Hybridwesen handelte. Es verbrachte den größten Teil seines Lebens damit, über Nahrungsquellen zu kauern. Es ernährte sich von einer Vielzahl Schnecken, Insekten und Gräsern. In regelmäßigen Abständen, immer wenn die Reserven in einem Gebiet erschöpft waren, richtete es sich auf seinen etwa zweihundert Beinen auf und polterte bis ins nächste Nahrung versprechende Areal. Es nutzte Photosynthese als sekundäre Energiequelle. Sah man das Lebewesen in Bewegung, so erinnerte es an nichts so sehr wie an eine gigantische grüne Nacktschnecke.
Auch wuchsen auf Terranova die größten bekannten Bäume, die Titanen.
»Können wir runtergehen und es uns ansehen?«, fragte Amy.
»Wenn du möchtest.« Valya sah sich zu MacAllister und Eric um, um herauszufinden, ob sie auch Interesse hätten. »Es wird nicht lange dauern.«
»Seid vorsichtig!«, meinte MacAllister, der sich noch zu gut an seinen Flug mit der Landefähre bei Maleiva III erinnerte.
»Möchten Sie nicht mitkommen, Mac?«
»Nein danke! Ich halte hier die Stellung.«
»Wie steht es mit Ihnen, Eric?«
Eric sah ein wenig verunsichert aus. »Okay«, meinte er schließlich. »Ja, klar. Warum auch nicht?«
»Gut.« Valya sah wieder Amy an. »Dir ist klar, dass niemand die Landefähre verlassen darf?«
»Ja, sicher, das ist in Ordnung«, sagte Amy. Die Gefahr, Eric könnte auf den Gedanken kommen, auszusteigen und spazieren zu gehen, bestand so oder so nicht.
»Nur für alle Fälle«, wollte MacAllister wissen, »was tue ich, falls irgendetwas schiefgeht?«
Valya sah ihn belustigt an. »Was soll denn schiefgehen?«
»Na, Sie und die Landefähre könnten einem Pterodaktylus in die Klauen fallen.«
Das trug ihm einen Lacher von Amy ein. »Mac«, sagte das Mädchen, »hier gibt es keine Pterodaktylen! Sie reißen doch nur Witze!«
Valya hob die Stimme ein wenig. »Bill.«
»Ja, Valya.«
»Solltest du den Kontakt zu mir verlieren, wirst du Anweisungen von Mac entgegennehmen.«
»Ja, Ma’am.«
Heiteren Blicks sah sie MacAllister an. »Eric fungiert bereits als zusätzliche Absicherung, sollte mir etwas passieren. Aber da er bei uns in der Landefähre sein wird, sind Sie hier verantwortlich. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es zu Problemen kommen wird. Sollte es aber doch passieren und wir aus irgendeinem Grund nicht zum Schiff zurückkehren und nicht mit Ihnen kommunizieren können, dann weisen Sie Bill an, die Missionsleitstelle zu benachrichtigen! Die werden dann Hilfe schicken.«
»In Ordnung.«
»Wir sind schon recht weit entfernt, also wird es ein paar Stunden dauern, ehe Sie eine Antwort erhalten. Aber Sie müssen weiter nichts tun als Ruhe bewahren.«
»Verstanden.« Der Gedanke, dass sie alle das Schiff verlassen würden, behagte ihm nicht, aber er wollte auch kein Spielverderber sein. Sollte das Mädchen einen Blick auf die Nacktschnecke auf Beinen werfen, wenn es das war, was sie wollte! Vielleicht bekam sie in ihrem Leben nur diese eine Chance, das zu
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