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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Dr. Science in Einklang zu bringen. »Diese Shows zu machen hat Ihnen wirklich Freude gemacht«, sagte er zu Antonio. »Das konnte ich sehen. Wir bräuchten auch heute mehr Sendungen dieser Art. Die Kinder heutzutage haben keine Ahnung, wie die Welt funktioniert. Vor einem Monat hat eine Studie ergeben, dass die Hälfte der Schüler und Schülerinnen innerhalb der NAU nicht einmal die erdnächsten Planeten benennen kann.«
    Hutch, Antonio und Rudy nutzten die VR jetzt intensiver. Und es machte ihnen mehr Spaß. Da war Rudy in Voyage, wo er Neil Armstrong spielte, der auf die Mondoberfläche trat und die berühmten Worte sprach: »Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Schritt für die Menschheit.« Und Antonio gab den Saloonbesitzer Mark Cross. »Lass die Augen bei mir, Herzchen, und die Hände auf dem Tisch!« Und Hutch spielte die Goldgräber-Molly so souverän und energisch, dass sich Rudy der Verdacht aufdrängte, sie habe den Beruf verfehlt. Sogar Phyl wurde Teil der Kameradschaft und gab Catherine Perth zum Besten, die junge Heroin, die auf einem funktionsuntüchtigen Schiff zurückgeblieben war, damit ihre Kameraden eine Chance hatten, von der ersten Jupitermission wieder nach Hause zurückzukehren.
    Jeglicher Ansatz, sich den Anschein zu geben, konstruktive Arbeit zu leisten, wurde über Bord geworfen. Rudy fand keine Zeit mehr, sich seinen Wissenschaftsjournalen zu widmen; Antonio hörte mit der Arbeit an dem Buch auf, das er mit nach Hause bringen wollte. »Mach ich später«, sagte er. »Ich kann schließlich nicht schreiben, solange nichts passiert.«
     
    KIs hatten logischerweise von jeher zu Rudys Leben gehört. Sie meldeten eingehende Rufe, kümmerten sich um den Haushalt, weckten ihn am Morgen, besprachen Fragen in Hinblick auf die Foundation mit ihm, kommentierten seine Kleiderwahl, kontrollierten die globalen Kommunikationssysteme und warnten die Menschen, sich nicht allzu lange direktem Sonnenlicht auszusetzen.
    Sie waren das, was Leben für einen Großteil der Weltbevölkerung so betulich gestaltete. Sie erfüllten eine unbegrenzte Anzahl verschiedener Funktionen und forderten nahezu gar nichts von ihren Eignern, abgesehen von der jährlichen Wartung. Die Revolte der Maschinen, die seit dem Aufkommen der Computer immer wieder prophezeit worden war, hatte nie stattgefunden. Stattdessen existierten sie mit Rudy und seinen Brüdern und Schwestern auf der ganzen Welt in einer glücklichen Symbiose.
    War es dann doch mal nötig, die Haushalts-KI auszutauschen, so fiel das den meisten Leuten recht schwer. Sie hatten eine persönliche Beziehung zu diesen Geräten entwickelt, so wie frühere Generationen es mit Automobilen und Eigenheimen getan hatten. Die KI war ein Deutscher Schäferhund mit einem IQ. Jeder wusste, dass sie nicht wirklich intelligent waren, nicht einmal wirklich empfindungsfähig. Das war alles nur eine Illusion. Aber Rudy hatte das nie so ganz geschluckt. Er gab bereitwillig zu, auch einer dieser Schwachköpfe zu sein, die sich weigerten, United Communications die Erlaubnis zu erteilen, ihre hauseigene KI auszubauen und durch das neue Mark-VII-Modell zu ersetzen. Es mochte nur Software sein, ja. Aber so war Rudy nun einmal.
    Die Abende, die er nicht nur mit Hutch und Antonio, sondern auch mit Phyl verbrachte, hatten eine sonderbare Wirkung auf ihn. Gemeinsam bekämpften sie Banditen in der Wüste, hingen im Deadwood Saloon herum, ritten mit den Mannen von Richard Löwenherz, dinierten 1938 in Paris, feierten mit Jason Yamatsu und Lucy Conway in Cherry Hill in jener Nacht, in der die Transmission von Sigma 2711 eingetroffen war. Phyl wählte für ihre Auftritte meist die Gestalt einer jungen Frau mit leuchtend rotem Haar und prachtvollen grünen Augen.
    Es mochte Rudys Einbildung gewesen sein oder vielleicht auch Phyls Programmierung, aber er hatte mehr und mehr das Gefühl, dass diese grünen Augen bei ihm verweilten, dass sie ihn auf eine Weise beobachtete. Es fühlte sich an, als ginge das alles über das hinaus, was das Drehbuch verlangte. Auch Hutch bemerkte, was da vorging, und meinte lächelnd: »Scheint mehr zu sein als nur ein vorübergehendes Interesse!« Was teilweise scherzhaft gemeint war, nichts, was man ernst nehmen sollte. Eigentlich.
    In den Nächten fing Rudy an, sich noch länger im Gemeinschaftsraum aufzuhalten, wenn die anderen sich bereits zurückgezogen hatten. Phyl kam zu ihm, wenn er mit ihr sprach, manchmal nur akustisch, manchmal auch sichtbar.

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