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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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den derzeit angesagten Persönlichkeiten aus dem Showbiz frequentiert wurde.
    Hutch nickte und sagte, ja, sicher, das helfe sicher auch. Aber Rudy wusste, dass sie nur mitspielte. Sie hatte ihm einmal erzählt, die VR-Umgebungen könnten niemals echte Menschen ersetzen. Jedenfalls nicht über mehr als ein paar Tage. Man wusste, dass die Menschen, die man sah, nicht echt waren, und dieses Wissen verschlimmerte die Situation eher, als sie zu entspannen. »Zumindest«, hatte sie gesagt, »war es bei mir so.«
    »Ich habe so etwas schon früher mitgemacht«, sagte Rudy. »Nicht über eine so lange Zeit, aber ich sehe kein Problem darin. Ich bin einfach froh, hier zu sein.«
    Antonio war ganz seiner Meinung. »Die Geschichte des Jahrzehnts!«, sprudelte er hervor. »Die meisten dieser Jungs auf der Union hätten gemordet, um meinen Platz einzunehmen!« Er lachte, denn natürlich war das nur ein Witz. Rudy hatte unter den älteren Reportern nicht einen gesehen, der irgendetwas anderes als Erleichterung ob der Tatsache ausgestrahlt hatte, dass Antonio, Rudy und die anderen diejenigen waren, die hinaus ins All zogen. Die Zeiten, in denen Journalisten bereit gewesen waren, sich selbst für ihre Story zu opfern, waren lange vorüber. Falls diese Zeiten je existiert hatten.
    »Ich sage euch was!«, sagte Hutch. »Ich glaube, im Moment können wir nichts Besseres tun als zu Abend zu essen. Es ist nach sechs Uhr, und ich habe etwas russischen Wein dabei.« Russischer Wein. Die Klimazonen verschoben sich in Europa gen Norden.
     
    Hutch hatte natürlich Recht gehabt. Der Glanz verblasste schnell. Rudy hatte tief in seinem Inneren nicht wahrhaben wollen, dass es so weit kommen würde, hatte sogar erwartet, er würde die Zeit genießen, würde lesen und sich entspannen. Er hatte herausgefunden, dass Hutch eine begeisterte Schachspielerin war. Leider war sie auch beträchtlich besser als er. Am Abend des dritten Tages spielte er gegen Phyl, die ihre Spielstärke auf ein Niveau einstellte, das es ihm gestattete mitzuhalten.
    Für körperliche Ertüchtigung konnte Rudy sich nicht begeistern, aber Hutch bestand darauf. Zu viel Zeit bei geringer Schwerkraft – das Schwerkraftniveau auf der Preston lag gerade bei null Komma drei gegenüber dem Erdenstandard – würde diverse Muskelgruppen schwächen, und das konnte in der Tat früher oder später Probleme verursachen. Also wies Hutch Rudy an, jeden Tag in den Fitnessraum zu gehen und seine Sit-ups zu machen. Er hasste es. »Warum erhöhen wir nicht einfach die Schwerkraft?«
    »Kostet zu viel Energie«, erklärte sie. Rudy machte es sich zum Prinzip, grundsätzlich etwas aus der Bibliothek anzuschauen, wenn er den Fitnessraum aufsuchte. Der Raum war klein, kaum groß genug für zwei Personen. Besser, man war allein. Krimis hatten ihm stets Freude gemacht, und er hatte eine Vorliebe für Lee Diamond, einen Privatdetektiv, der sich auf Mordfälle in verschlossenen Räumen und andere scheinbar unmögliche Ereignisse spezialisiert hatte.
    Rudy kam zu dem Schluss, dass Antonio oberflächlicher war, als er vermutet hatte. Er schien an nichts weiter Interesse zu haben als daran, wie er sein Ansehen steigern und seine Hypotheken bezahlen könne. Rudy war enttäuscht. Irgendwie hatte er, möglicherweise unbewusst, erwartet, er würde diese Reise in Begleitung von Dr. Science unternehmen.
    Rudy erinnerte sich lebhaft an Antonios Alter Ego, hatte es stets genossen, die Show zu verfolgen, umso mehr, wenn seine Schwester mit ihren Kindern da gewesen war. Sie hatte zwei Kinder, einen jungen und ein Mädchen, damals beide in einem Alter, in dem ein populäres Wissenschaftsprogramm, präsentiert mit Fingerspitzengefühl, eine positive Wirkung erzielen konnte. Aber Rudy nahm an, dass es nicht wirklich funktioniert hatte. Die Kinder jedenfalls waren Finanzberater und Anwalt geworden. Aber Rudy hatte die Zeit, als die beiden noch klein gewesen waren, schlicht genossen. Und nun war er auf einem Schiff, unterwegs auf die andere Seite von M32, mit ihm an Bord der große Advokat der Wissenschaften persönlich und ausgerechnet der erwies sich als kleiner Depp.
    Gegen Ende der ersten Woche hatte sogar Hutch einiges an Glanz eingebüßt. Sie wurde berechenbar, wiederholte sich gelegentlich und hatte die ärgerliche Angewohnheit, zu viel Zeit auf der Brücke zu verbringen. Rudy wusste nicht, was sie dort oben eigentlich tat, aber manchmal konnte er sie mit Phyl sprechen hören. Er wusste allerdings nur zu genau,

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