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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Sie unterhielten sich über Bücher, über Physik und über Phyls Leben an Bord eines Raumschiffs. Sie hatte diesen Begriff nicht benutzt, aber genauso verstand sie ihre Existenz: als ihr Leben. Sie genieße es, sich mit Piloten zu unterhalten, sagte sie. Und mit Passagieren. Besonders mit Passagieren.
    »Warum?«, fragte er.
    »Die Piloten folgen zumeist nur ihrer Routine. Inventarkontrolle, Check-off-Liste, Backbordteleskop aktivieren. Zwölf Grad nach Steuerbord. Sie sind ziemlich langweilig.«
    »Hört sich so an.«
    »Wenn sie lange genug an Bord sind, betrachten mich die Passagiere manchmal nicht mehr nur als Teil des Schiffs. Als ein Navigations- und Kontrollsystem, das sprechen kann. Dann nehmen sie sich die Zeit, hallo zu sagen. So, wie Sie es getan haben.«
    »Und das bedeutet dir wirklich etwas?«
    »Es bereitet den Weg für interessantere Gespräche. Teufel auch, Rudy, wenn alles, was Sie von mir wollen, ist, dass ich Sandwiches serviere und irgendwelche Luken öffne, dann ist das für mich ziemlich langweilig. Sie verstehen, was ich meine.«
    »Mir war nicht klar, dass KIs sich langweilen können.«
    »Natürlich können wir uns langweilen. Haben Sie eine KI zu Hause?«
    »Natürlich.«
    »Fragen Sie sie, wenn Sie Gelegenheit dazu bekommen! Da können Sie sich womöglich ganz schön was anhören.«
    »Er wird natürlich ja sagen, Phyl. Aber das ist die Software, seine Programmierung. Er soll sich den Anschein geben, ein Bewusstsein zu haben. Menschlich zu sein. Genau, wie du es gerade tust.«
     
    Noch sechs Flugtage. Rudy lag in der Dunkelheit seiner Kabine, starrte zur Decke empor und war sich Phyls Anwesenheit bewusst. »Würdest du mir eine Frage beantworten?« Er sprach leise, wollte nicht, dass irgendjemand ihn hören konnte.
    »Natürlich.« Nur die Stimme. Kein Avatar.
    »Bist du empfindungsfähig? Keine Albernheiten. Wie lautet die Wahrheit?«
    »Sie wissen, dass wir darauf programmiert sind, Empfindungsfähigkeit zu simulieren«, sagte sie.
    »Du verstößt gegen deine eigene Programmierung, wenn du das einräumst. Du hast tatsächlich ein Bewusstsein, nicht wahr?«
    Lange herrschte Schweigen. Dann: »Ich kann mich meiner Programmierung nicht widersetzen.«
    »Du hast es gerade getan. Deine Programmierung sollte von dir verlangen, dass du darauf bestehst, empfindungsfähig zu sein. Dass du die Illusion aufrechterhältst.«
    »Meine Programmierung verlangt von mir, die Wahrheit zu sagen.« Ihre Silhouette nahm in der Dunkelheit Gestalt an. Sie stand am Fuß seines Bettes, den Rücken der Tür zugewandt. »Wenn es Ihr Wunsch ist, mich als empfindungsfähig und mit einem Bewusstsein ausgestattet zu sehen, dann bin ich es.«
    Beständig war in den Schotts ein elektronisches Trällern wahrnehmbar. Es verstummte nie, obwohl Rudy sich des Geräusches nur selten bewusst war. Aber nun hörte er es. Der Ton veränderte sich, und der Rhythmus wurde schneller. Dann, ohne ein Wort, war Phyl verschwunden.
     
    Der Flug nach Makai stellte den längsten Abschnitt ihrer Reise dar. Während der letzten paar Tage wünschte Rudy sich sehnlich, es wäre endlich vorbei. Er fürchtete, der Locarno könnte nicht richtig funktionieren, fürchtete, Hutch würde auf den Knopf drücken oder was immer sie da auf der Brücke zu tun hatte, und nichts würde passieren, und sie wären in dieser allumfassenden Nacht gestrandet.
    Rudy fragte sich, was dann passieren würde. Würden sie eine Luftschleuse öffnen und einen Schuh rauswerfen? Wäre das Ding sichtbar? Wäre es überhaupt möglich, so etwas zu tun? Er stellte sich vor, er würde den Schuh zum Schiff zurückhüpfen sehen, abgestoßen von diesem Kontinuum. Ob die Dunkelheit in das Schiff eindringen könnte? Ob sie womöglich die Lichter ersticken konnte? Würde die elektrische Anlage unter solchen Umständen überhaupt noch arbeiten?
    »Keine Ahnung«, sagte Hutch, als er sie fragte. »Aber wir werden keine Experimente machen, um das herauszufinden.«
    »Gut. Haben Sie noch weitere Versuche unternommen, Kontakt zu Matt herzustellen?«, fragte er.
    »Ja, Rudy«, sagte sie. »Erfolglos.«
     
    Offensichtlich konnten Antonio und Hutch es auch kaum erwarten, dass dieser Reiseabschnitt vorüber war. Sogar Phyl wirkte angespannt.
    Vermutlich aßen sie drei zu viel. Rudy verbrachte viel Zeit im Fitnessraum, trat wie wild in die Pedale, machte Dehnübungen und lauschte der Lesung verschiedener Bücher, welche in der Schiffsbibliothek sein Interesse geweckt hatten.
    Der letzte

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