Hutch 06 - Hexenkessel
Beziehung hatte er nie vorangetrieben, weil er nicht bereit war, die Dinge von seiner Seite aus dauerhaft zu machen. Sie war eine Frau, mit der er gern Zeit verbrachte, wenn niemand Besonderes verfügbar war. Sie wusste es, und er hegte den Verdacht, dass sie ihm gegenüber ähnlich empfand. »Was beispielsweise?«, fragte er.
»Wie wäre es mit einem Job bei einer Behörde? Soweit ich gehört habe, werden Fremdenführer für D.C. gesucht.«
»Klingt aufregend.«
Sie lächelte ihn an. Alles würde wieder gut werden. Du setzt dich nur zu sehr unter Druck. »Hast du mal über eine Lehrtätigkeit nachgedacht?«
»Ich?«
»Klar, warum nicht?« Sie rührte ihren Kaffee um, trank einen Schluck und stützte das Kinn in die Hand. Ihre Augen fixierten ihn. Sie schwitzte noch ein wenig von ihrem Spaziergang.
»Was sollte ich unterrichten?«
»Astronomie.«
»Ich hatte Geschichte im Hauptfach, Reyna.«
»Das wird niemanden interessieren. Raumpilot. Du warst da draußen. Sie werden dich lieben.«
Der Kaffee schmeckte wunderbar. Er hatte sich für eine brasilianische Mischung, gesüßt mit Tapioka, entschieden. »Das glaube ich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, in einem Klassenzimmer zu stehen.«
»Ich könnte mich umhören«, schlug sie vor. »Schauen, was frei ist.« Sie sah zum Fenster hinaus auf den Fluss. »Und es gibt auch noch eine andere Möglichkeit.«
»Die wäre?«
»Ich habe einen Freund, der in einer Anwaltskanzlei in Wheaton arbeitet. Sie suchen gerade einen Analysten. Anscheinend ist ein juristischer Hintergrund nicht notwendig. Sie werden dir alles beibringen, was du brauchst. Sie wollen nur jemanden haben, der einigermaßen pfiffig ist.«
Matt konnte sich nicht vorstellen, mit Verträgen und Klageschriften zu arbeiten. Natürlich hatte er sich bis vor ein paar Jahren auch nicht vorstellen können, überhaupt je in irgendeinem Büro zu arbeiten. Vielleicht fehlte ihm im Leben einfach die passende Frau. Jemand, der ihm das Gefühl geben konnte, er würde vorankommen. Irgendwo ankommen.
Vielleicht fehlten ihm zwei passende Frauen.
»Warum lächelst du?«, fragte sie.
Matt war kaum zur Tür seines Zuhauses hereingekommen, als Basil, seine KI, ihn darüber informierte, dass es einen interessanten Nachrichtenbeitrag gebe. »Ich wollte Sie nicht stören, solange Sie unterwegs waren.«
»Was gibt es denn?«, fragte er.
»François ist havariert. Sie stellen eine Rettungsmission zusammen.«
»François St. John?« Das kam ihm unwahrscheinlich vor. François war ein Musterbeispiel für Vorsicht und gesunden Menschenverstand. »Was haben sie gesagt? Ist er in Ordnung?«
»Vermutlich. Es gibt keine Berichte über Verletzte. Aber das Schiff scheint zu treiben.«
»Was ist passiert?«
»Eine Omega. Sie sind ihr in den Weg geraten.«
François war ein Mann, der einfach nicht aufgeben wollte. Als alles geschlossen worden war, hatte er doch noch einen Weg gefunden, interstellar zu fliegen. In jüngster Zeit hatte er für die Prometheus Foundation gearbeitet, vermutlich für eine Aufwandsentschädigung und Essensgeld. »Gibt es Details?«
»Derzeit läuft gerade ein Interview mit Dr. Golombeck.«
»Schalt es ein! Mal sehen, was passiert ist.«
Golombecks Bild erschien. Er saß an einem Tisch, wirkte verloren und sagte irgendetwas über ein treibendes Wrack. Er war ein hagerer, grauer Mann. Grauer Schnurrbart, graue Kleidung, graue Haut. Er sah nicht so aus, als hätte er sich je im Sonnenlicht aufgehalten. Aber dennoch war er Direktor der Prometheus Foundation.
François und Matt waren eigentlich nie Freunde gewesen. Dafür hatten sie nicht genug voneinander zu sehen bekommen. Aber sie waren einander regelmäßig in der Einsatzzentrale der Akademie und auf den Außenposten über den Weg gelaufen. Gelegentlich hatten sie sich ein paar Drinks zusammen genehmigt, auch an jenem denkwürdigen Abend auf Union, als die Akademie ihre Schließung verkündet hatte. Als die Neuigkeit bekannt gegeben worden war, waren sie zu viert oder fünft gewesen. Matt war nicht einmal eine Stunde zuvor von einem Flug nach Serenity zurückgekehrt. François und einer der anderen waren für Flüge eingeteilt worden, deren Abflug ohne jede Erklärung zwei oder drei Tage verschoben und schließlich ganz abgesagt worden war. Ein paar andere hatten gerade erst einen Fortbildungskurs absolviert.
Natürlich waren damals die Gespräche aller Piloten von der Vorstellung beherrscht, dass die Schließung sicherlich noch abgebogen
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