Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
eher Sensationen nachjagenden Nachrichtenmedien bezeichneten die Zone jedoch als »Kesselraum«. Wie man sie auch nennen mochte, niemand hatte sie je gesehen. Dieser ganze Bereich des Universums wurde, von der Milchstraße aus gesehen, von gewaltigen Wolken aus Staub und Wasserstoff verdeckt.
    Der Sprung von Tenareif würde die Mission der Preston und der McAdams über siebentausend Lichtjahre führen und annähernd vier Wochen in Anspruch nehmen.
    Jon war schlechter Laune. Für ihn war Tenareif der Höhepunkt der Mission gewesen. Aber Rudys Tod hatte einen Schatten über die gesamte Mission geworfen. Auch die Entdeckung des mysteriösen Wegweisers, so sehr dieser das Gefühl kosmischen Wohlwollens vermittelte, vermochte diesen Schleier nicht zu lüften. Was ganz besonders für Matt galt. Schlussendlich, so jedenfalls fasste Jon die Sache auf, hatte Matt in das Schwarze Loch geblickt und in ihm eine Metapher für die Bedeutung des Seins entdeckt.
     
    Es trug nicht gerade zu einer Verbesserung der Situation an Bord bei, dass die Reise mit dem Locarno kaum als berauschend gelten konnte. Jon war immer gern gereist. Etliche Male hatte er die Erde umrundet, hatte Henry Barber in fernen Foren oder Konferenzen vertreten, wann immer er Gelegenheit dazu gehabt hatte, hatte schon als Junge segeln gelernt und stets gewusst, dass er eines Tages zum Mond fliegen würde.
    Zum Mond.
    Aber zum Reisen sollte Bewegung gehören. Das Gefühl, von einem Platz zum anderen zu gelangen. Beim Reisen gehe es nicht um die Ziele, fand Jon, sondern um den Weg dorthin. Alles drehe sich darum, Pässe durch Gebirge zu finden und zu überschreiten, darum, Kap Horn zu umsegeln und im Northwestern, dem superschnellen Gleitzug, die Randzone des Pazifik zu befahren. Es gehe darum, am Jupiter vorüberzusegeln und Trinksprüche auszubringen, während auf den Monitoren Centaurus langsam größer wurde (okay, Letzteres entsprang allein Jons Fantasie, aber das machte es nicht weniger richtig). Es ging aber mit beinahe absoluter Sicherheit nicht darum, wochenlang in einer beengten Blechkiste zu hocken, in der genau gar nichts passierte. Die nicht im Wind schwankte, niemals ruckartig bremste oder auch nur langsam durch den endlosen Nebel des Hazeltine-Raums glitt.
    Zu Hause war jetzt Anfang Februar. Die Qualifikationsrunde für das All-Swiss Regional Bridge Tournament, an dem Jon letztes Jahr teilgenommen und bei dem er und sein Partner fast gewonnen hätten, hatte an dem Tag begonnen, an dem sie Tenareif verlassen hatten. Die Pitcher sämtlicher Baseballteams traten zum Frühjahrstraining an, und die Straßen von Washington mussten voller reizender junger Damen sein.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der Jon all das als selbstverständlich angesehen hatte.
    Inzwischen hatte er aufgegeben, so zu tun, als arbeite er. Ehe die Reise losgegangen war, hatte er gedacht, die Atmosphäre an Bord müsse ideal sein, um am Locarno zu arbeiten, nach Wegen zu suchen, ihn noch zu verbessern, ihn leistungsfähiger zu machen, seine Reichweite zu vergrößern und gleichzeitig den Treibstoffverbrauch zu verringern, ihn noch präziser zu machen. Aber es war anders gekommen. Zum einen hatte Jon feststellen müssen, dass es ihm schwerfiel, zu arbeiten, wenn es keine echten Pausen gab, keine Möglichkeit, einfach davonzuspazieren und beispielsweise ein Bistro in der Nähe aufzusuchen. Zum anderen sah Jon sich, spätestens seit sich die Stimmung an Bord immer mehr verschlechterte, außerstande, Matt einfach allein zu lassen, sich selbst zu überlassen, während all dieser endlosen Tage und Nächte. Also sahen sie sich gemeinsam VRs an, spielten Bridge, trainierten im Fitnessraum, und die Beleuchtung an Bord wurde dunkler und heller und markierte auf ihre Weise den Lauf der Stunden.
    Die KI hatte inzwischen eine umfassende Übersetzung der Gedichte aus dem Sigma-Hotel geliefert, aber keiner von ihnen hatte viel für Poesie übrig. Als Jim meldete, er könne in dem Buch nichts über Weltraummissionen oder Omegawolken finden, verloren sie das Interesse. Es gebe, so berichtete Jim, gelegentlich Hinweise auf Wolken in Zusammenhang mit einem düsteren Himmel oder mit aufziehenden Regenfällen, aber es würden keine Wolken erwähnt, die aus der Finsternis des Alls heranrollten und den Zorn Gottes über die verdutzten Stadtbewohner brächten.
    Jon verbrachte einen guten Teil seiner Zeit mit den Informationen, die sie bei Tenareif gesammelt hatten. Er war kein Astrophysiker, und Schwarze

Weitere Kostenlose Bücher