Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Löcher lagen weit außerhalb seines Interessengebiets. Dennoch verbrachte er Stunden damit, in den Trichter zu starren und sich zu fragen, wie die Bedingungen im Inneren wirklich sein mochten, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sein mochte, dass dieses Ding tatsächlich der Weg in ein anderes Universum sei. Derartige Vorstellungen waren für ihn geradezu abwegig, aber für ihn war, wenn es um Schwarze Löcher ging, so oder so das meiste derart überraschend, dass er es eigentlich für abwegig hielt. So vieles an der Struktur des Universums als solches fand Jon vollkommen abwegig.
     
    Jon vergnügte sich damit, die Entfernung zur Erde zu berechnen. Theoretisch natürlich, denn solange sie im Barber-Raum waren, konnte es so etwas wie eine Entfernung zwischen der McAdams und der Milchstraße einfach nicht geben. Jeder dieser Punkte existierte nur in seinem eigenen Raumkontinuum. Trotzdem beschäftigte Jon sich mit der Frage, wo sie wohl wären, würden sie sofort in den normalen Raum zurückkehren.
    Zu Beginn der zweiten Woche waren sie zweiundzwanzigtausend Lichtjahre entfernt. »Wie schade, dass wir kein Teleskop besitzen, das stark genug ist, um die Erde von hier aus zu sehen«, meinte er zu Matt. »Stellen Sie sich vor, was wir zu sehen bekämen! Die Pyramiden werden erst in fünfzehntausend Jahren oder so erbaut. Babylon, Sumer, nichts davon existiert. Da ist niemand außer irgendwelchen Typen, die in Höhlen leben.«
    Matt hatte in seinem Notizbuch geblättert. »Ist ein bisschen, als säßen wir in einer Zeitmaschine.«
    »Ziemlich dicht dran jedenfalls, und dichter werden wir nie kommen.«
    Jim war unbezahlbar. Er war stets bereit, eine Runde Bridge zu spielen oder eine Show bereitzustellen. Matt fand besonderen Gefallen an Regierungsangelegenheiten, einer Serie, in der die Missgeschicke dreier Praktikantinnen in einem hoffnungslos korrupten und inkompetenten Washington dargestellt wurden. Jon hatte die Serie schon früher gesehen, jedenfalls ein paar Episoden. Aber auch er amüsierte sich darüber im Lauf der Zeit mehr als über alle anderen VRs, die Matt und er sich anschauten, was nicht an den diversen Possen lag und auch nicht an den höchst attraktiven jungen Frauen. Vielmehr hatte es, aus Gründen, die er selbst nicht verstand, damit zu tun, dass diese Serie nicht gar so fern schien wie alles andere. So zogen die Wochen dahin, gingen auch die letzten Tage vorüber. Und endlich waren sie bereit, den Sprung in die Mordecai-Zone durchzuführen. Matt versiegelte die Sichtluken und die Außenluken, um sie beide vor der Strahlung zu schützen, und erklärte Jon, es blieben noch drei Minuten.
    BIBLIOTHEKSEINTRAG
    Wir streifen durch den Tag
    und besteigen die Sonne.
    Wir erheben uns über den Rand der Welt
    und kennen nicht Vorsicht noch Furcht,
    doch zu schnell bricht die Nacht herein.
    Sigma-Hotel-Buch

 
Kapitel 33
     
     
    Achtundzwanzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt.
    Jon betrachtete den Navigationsschirm, während sie den Sprung durchführten. Er hatte sich inzwischen an das schwache Prickeln in seinen Zehen und Fingerspitzen gewöhnt, das er stets empfand, wenn das Schiff von einem Raum in den anderen überwechselte. Jon spürte es auch jetzt und fing wieder an zu atmen, als die Sterne aufblinkten. Wie stets boten sie eine spektakuläre Lightshow. Es war, als hätte jemand ganz plötzlich einen Schalter umgelegt.
    Die Nacht erstrahlte im Lichterglanz, angefüllt mit Sternen, von denen manche nur winzige Lichtpunkte waren, andere nahe genug, scheibenförmig in Erscheinung zu treten. Wieder andere sahen aus wie glänzende Flecken, gefangen in Wolken aus Gas und Staub. Leuchtende Jets, kosmische Gasansammlungen, wie man sie nur in aktiven Galaxien und Quasaren findet, und Lichtjahre lange Streifen glühenden Gases wölbten sich über den Himmel. Würde man hier leben, auf einer terrestrischen Welt, es würde niemals dunkel werden. In diesem Moment beschloss Jon, dass dies der Titel seiner Autobiografie sein sollte: 28.000 Lichtjahre von der Erde. Abgesehen davon, dass achtundzwanzig nicht sonderlich gut klang. Besser, Jon rundete auf. Machen wir dreißig daraus. 30.000 Lichtjahre von der Erde: die Geschichte von Jon Silvestri. Ja. Das gefiel ihm. Es hatte einen ganz besonderen Klang.
    Matt und er hatten die Sichtluken versiegelt, sodass sie nur noch über die Monitore einen Blick nach draußen werfen konnten.
    In so geringem Abstand in den normalen Raum zurückzukehren, hatte Matt Sorgen bereitet.

Weitere Kostenlose Bücher