Hutch 06 - Hexenkessel
war nur mehr ein schimmernder Punkt in der Dunkelheit.
Hutch und Antonio setzten mit der Landefähre über. Dankbar für die Gesellschaft anderer Menschen machten sie es sich sodann im Gemeinschaftsraum bequem und plauderten überwiegend über unwichtige Dinge, über die lange Reise von Sigma 2711, darüber, dass es schon Ende Januar sei und wo denn nur das Jahr geblieben sei. Letzteres, eine Bemerkung von Antonio, war scherzhaft gemeint, kam jedoch nicht an. Jon erwiderte ihm, er, Antonio, habe ja ansonsten all seine Zeit mit seiner schönen Frau verbracht, weshalb er gut beraten wäre, gründlich darüber nachzudenken, ehe er eine solche Reise noch einmal unternehme.
Sie betrachteten gerade die Teleskopbilder, als Phyl erschien, dieses Mal mit dunklem Haar und dunklen Augen. Sie trug einen Laborkittel, sichtbare Merkmale ihrer Rolle als wissenschaftliche Leiterin, und ihr Blick hatte etwas Eindringliches. Stille senkte sich über den Raum.
Sie wandte sich direkt an Hutch. »An dem Braunen Zwerg ist etwas merkwürdig.«
»Wie meinst du das?«
»Er hat zu viel Deuterium.«
Hutch zuckte mit den Schultern. Selbst Dr. Science wirkte eher belustigt. Das dürfte ja nun wirklich kein Problem sein!
Phyl gab nicht auf. »Er dürfte gar nicht existieren.«
»Erklärung?«
»Braune Zwerge bestehen normalerweise aus Wasserstoff, Helium, Lithium und verschiedenen anderen Elementen. Eines dieser anderen Elemente ist Deuterium.«
»So weit, so gut.«
»Deuterium ist ein schweres Isotop von Wasserstoff mit einem Proton und einem Neutron. Es ist in den ersten drei Minuten nach dem Urknall entstanden, danach bildete sich kein weiteres Deuterium mehr. Unter Normalbedingungen kann nämlich auch kein weiteres Deuterium entstehen, und ursprünglich waren es auch nur kleine Mengen. Folglich gibt es nicht viel von diesem Element. Ganz gleich, wo immer Sie danach suchen.«
»Und dieser Zwerg hat zu viel davon?« Das hörte sich immer noch nicht sehr bedeutsam an.
»Ja.«
»Wie viel wäre normal?«
»Nur 0,001 Prozent. Ein Hauch. Eine Spur. Eine Ahnung.«
»Und wie viel hat dieser?«
»Er besteht zu fünfzig Prozent aus nichts anderem. Nun gut, neunundvierzig Prozent. Aber der Punkt ist, dass es viel zu viel ist. Es ist nach unseren Gesetzen der Physik nicht möglich.«
»Mir ist nicht klar, warum das ein Problem für uns darstellen sollte. Trag es ins Logbuch ein! Wir geben es weiter, dann kann sich jemand anders den Kopfüber die Zahlen zerbrechen und herausfinden, was das zu bedeuten hat.«
»Sie verstehen mich nicht, Hutch.«
»Ich habe verstanden, dass wir es mit einer Anomalie zu tun haben.«
»Nein. Sie haben es mit einem künstlichen Objekt zu tun!«
Hutch fragte sich, ob etwas in Phyls Programmierung vielleicht durcheinandergeraten sein könnte. »Du hast gesagt, er wäre achtmal so groß wie der Jupiter.«
»Ich sagte, er hat die achtfache Masse.«
»Das ändert doch nichts. Ein so großes Objekt kann nicht …«
»Hutch, verstehen Sie nicht, was hier passiert?«
»Eigentlich nicht, nein.« Seit Rudys Tod stand sie sehr unter Druck, und vielleicht konnte sie momentan nicht sonderlich klar denken, aber sich von einer KI tadeln zu lassen, sagte ihr ganz und gar nicht zu.
»Ich glaube, ich verstehe es!«, mischte sich Jon in diesem Augenblick ein, der bisher nur schweigend danebengesessen und an seiner heißen Schokolade genippt hatte. »Hutch, alles, was weniger als dreizehn Jupitermassen aufweist, wird als Planet klassifiziert …« Er drehte sich zu Antonio um. »Habe ich das richtig im Kopf, Antonio?«
»Ja, Jon.«
»Weil etwas mit so wenig Masse nie genug internen Druck aufbauen wird, um sein Deuterium zu verbrennen, vom Wasserstoff ganz zu schweigen.«
»Mein Gott!«, entfuhr es Antonio. »Und trotzdem haben wir hier ein Objekt mit der achtfachen Masse des Jupiters! Und das weist Oberflächenaktivitäten auf, die nur auf Deuteriumfusion basieren können. Aber das ist bei 1/1000 Prozent Deuteriumanteil unmöglich! Die Deuteriumfusion funktioniert jedoch reibungslos bei einem Objekt mit der achtfachen Jupitermasse und einem Anteil von 50 Prozent Wasserstoff und 50 Prozent Deuterium. Das braucht nicht mehr als einen Funken!«
»Einen Moment mal«, schaltete sich jetzt auch Matt ein. »Könnte mir das bitte jemand mit ein paar einfachen, allgemein verständlichen Worten erklären? Für die langsameren Kinder?«
Jon und Antonio starrten einander an. Beide sahen aus wie vom Donner gerührt. Jon rieb
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