Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
stets ein Konversationszimmer an, einen Raum, in dem sich der Redner vor und nach seinem Vortrag aufhielt und wo man sich einfinden und zwanglos miteinander unterhalten konnte. Die Gäste waren nicht nur eingeladen, vorbeizukommen, sondern auch Freunde mitzubringen und dort den Leuten zu begegnen, die hinter Prometheus steckten. Als Hutch das Konversationszimmer betrat, hatte sich Rudy mit einer Gruppe Ranger in eine Ecke verzogen. So wurden die Gönner genannt, die einen bestimmten Mindestbetrag beigesteuert hatten. Hutch kam die Sache ein wenig albern vor, aber Rudy behauptete, es würde den Leuten gefallen und sie dazu verführen, mehr Geld zu spenden.
    Hutch schnappte sich einen Scotch-Soda und mischte sich unter die Gäste, wenngleich sie sich auf derartigen Veranstaltungen nie recht wohl fühlte. Sie genoss es, vor Publikum aufzutreten, hatte erkannt, dass sie imstande war, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Doch sie hatte die Kunst, von Angesicht zu Angesicht Umgang mit anderen Menschen zu pflegen, nie wirklich erlernt. Es fiel ihr schwer, sich einer Gruppe anzuschließen, die sich bereits im Gespräch befand, obwohl man sie stets erkannte und selbstverständlich sofort bereit war, sie miteinzubeziehen. Die Veranstaltungen der Foundation waren besonders heikel für Hutch, weil sie immer das Gefühl hatte, im Grunde nur um Geld zu betteln.
    Als sie eine Gelegenheit dazu fand, verzog sie sich in einen Nebenraum und bat die Haus-KI, ihr alle verfügbaren Informationen über Jon Silvestri zu liefern. »Ein Physiker«, erklärte sie, »der mit Henry Barber in Verbindung stand.«
    Eine der Wände verwandelte sich in einen Bildschirm, auf dem eine Themenliste angezeigt wurde. Silvestri und Barber. Veröffentlichungen von Jon Silvestri. Silvestri und Antriebssysteme.
    Silvestri tauchte in mehreren bedeutenden Wissenschaftsjournalen auf. Hatte zwei Jahre an der Universität von Ottawa gelehrt, ehe er von Barber eingeladen worden war, sich seinem Team in der Schweiz anzuschließen. Geboren in Winnipeg. Sechsundzwanzig Jahre alt. Im Vorjahr vom International Physics Journal auf die Liste der »Aufgehenden Sterne« gesetzt.
    Und es gab haufenweise Bilder: Silvestri im Softballteam der Dozenten an der Universität Ottawa. Silvestri mit Band auf einer Bühne in Locarno (er spielte Trompete). Hutch hörte sich ein paar ausgewählte Stücke an und war beeindruckt.
    Es war keine herausragende Musik, aber es war auch kein unbeholfenes Geklimper, wie man es von Amateuren erwarten musste.
    Besondere Auszeichnungen wurden nicht erwähnt, aber Hutch nahm an, dass er durch die Arbeit mit Henry Barber ein wenig in dessen Schatten gestanden hatte.
    Nun, da sie sich hatte überzeugen können, dass der Mann echt war, kehrte sie in das Konversationszimmer zurück.
     
    Als der Empfang vorüber war, nahm Rudy sie zur Seite und dankte ihr. »Ich dachte, das Spendenaufkommen würde sinken«, sagte er. »Aber ich hege den Verdacht, die finden Sie tatsächlich unwiderstehlich!«
    Sie erwiderte das Lächeln. »Was haben Sie erwartet?«
    Rudy war klein, dynamisch und leicht zu begeistern. Für ihn hatte alles eine leidenschaftliche Komponente. Er lebte und starb mit den Washington Sentinels. Er verehrte einige VR-Stars und verabscheute einige andere. Er liebte Countrymusik, vor allem den legendären Brad Wilkins, der über verpasste Züge und verlorene Liebe gesungen hatte und vor zwei Jahren unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen war, vermutlich durch eigene Hand. Rudy wusste genau, was an einem Buffet seinem Geschmack entsprach und hätte niemals etwas anderes gekostet. Und vor allem glaubte er, die Zukunft der Menschheit hänge von ihrer Fähigkeit ab, sich erdferne Lebensräume zu erschließen. Der Niedergang der Akademie, so behauptete er beharrlich, markiere den Beginn eines dekadenten Zeitalters. »Wenn wir nicht umkehren und uns erneut zu den Sternen aufmachen«, so pflegte er zu sagen, »dann haben wir es nicht verdient, als Spezies zu überleben.«
    Angefangen hatte er in New England in einem Predigerseminar, hatte dann mehrfach den Beruf gewechselt und war schließlich Astrophysiker geworden. Unter allen Astrophysikern, denen Hutch je begegnet war, war er der Einzige, der regelmäßig Begriffe wie »Schicksal« oder »spirituelle Erfüllung« benutzte. Rudy war der Inbegriff eines wahrhaft Gläubigen.
    An diesem Abend war er jedoch in keiner guten Stimmung. »Die denken, der Weltraum wäre tot, jedenfalls einige von

Weitere Kostenlose Bücher