Hutch 06 - Hexenkessel
bald unbehaglich gefühlt und schließlich beschlossen, seiner Wege zu ziehen.
Es gab einen Empfang im Konversationszimmer, aber er kam zu dem Schluss, dass er genug Zeit investiert habe. Ein letztes Mal drehte er sich um, um nach Hutch zu sehen, die anscheinend bemüht war, das Gespräch abzubrechen. Kurz fragte er sich, ob er ihr zu Hilfe kommen sollte. Vermutlich wäre sie ganz dankbar, hätte er sie gerettet. Aber am Ende ging er einfach.
Der Nachmittag war angefüllt mit Büroarbeit. Die verwaltungstechnischen Details zum Verkauf eines Stadthauses an der Massachusetts Avenue wollten geklärt werden, und eine Wegerechtsvereinbarung musste durchgesehen werden, um sicherzustellen, dass der Vertrag rechtsgültig war. Als Matt fertig war, musste er seinen Bestand aktualisieren. Dann wartete ein Gespräch mit dem Firmenanwalt auf ihn, der sich einen Besitzrechtsstreit ansehen sollte, eine dieser häuslichen Angelegenheiten, bei der eine Partei den Besitz veräußern wollte, während die andere versuchte, ihn zu halten.
Es war eine leichte Art, Geld zu verdienen. Matt hortete mehr davon, als er je für möglich gehalten hätte. Und Gott wusste, dass er im Hinblick auf soziale Interaktion besser dran war als zu Akademiezeiten. Wenn es um das Knüpfen von Bindungen zum anderen Geschlecht ging, war nichts so hilfreich wie reguläre Arbeitszeiten.
Das Geheimnis des Erfolgs lag für jeden guten Makler in seiner Fähigkeit, eine Beziehung zu seinen Klienten aufzubauen. Was bedeutete, dass man eine grundlegend freundliche Haltung gegenüber Fremden, oftmals Menschen, die viel Geduld erforderten, einnehmen und projizieren können musste. Das hörte sich einfach an, aber Emma erklärte hartnäckig, dies seien Eigenschaften, die ihr nur selten begegneten. Die meisten Leute, so sagte sie, seien nur mit sich selbst beschäftigt, und jeder halbwegs wachsame Käufer werde das an einem Makler auf Anhieb erkennen. »Wenn sie glauben, Sie spielen ihnen nur etwas vor, kaufen sie vielleicht trotzdem, wenn ihnen das Angebot gut genug gefällt. Aber Sie werden ihnen niemals etwas verkaufen können, das sie nur marginal anspricht.«
Matt musste nur er selbst sein. Kunden eine Immobilie zeigen. Warten, bis sie ja sagten. Die entsprechenden Aktenordner ablegen. Seine Provision kassieren. Er erinnerte sich an einen Freund aus der Highschool, der immer gesagt hatte, er wünsche sich einen Job, der weiter nichts von ihm fordere, als in einem Schaufenster in einem Bett zu liegen und zu schlafen. Damals hatte sich das tatsächlich verlockend angehört. Keine Verantwortung. Keine Möglichkeit, irgendetwas falsch zu machen. Und eine regelmäßige Bezahlung. Das war mehr oder weniger das, was Matts Leben ihm momentan bot. Natürlich ging die Bezahlung nicht regelmäßig ein, aber der Geldstrom war beträchtlich und stellte kein Problem dar. Warum nur erfüllte ihn dann der Gedanke, bis zu seinem Ruhestand Morgen für Morgen zu Stern & Hopkins zurückzugehen, mit blankem Entsetzen?
Der Abend des zweiten Mittwochs im Monat war üblicherweise für das Abendessen der Arlington Businessmen’s Association vorgesehen. Das Ereignis fand im Liberty Club statt, und es wurde erwartet, dass jedes Mitglied, das als Unternehmer, Geschäftsführer oder was auch immer ernst genommen werden wollte, daran teilnahm. Emma hatte Matt überredet, ebenfalls hinzugehen, und er versuchte seit nunmehr vier Jahren sich einzureden, dies sei eine vergnügliche Art, einen Abend zu verbringen.
Er traf erst am Ende der Happy Hour ein und zahlte für seinen Rum-Cocktail den vollen Preis. Dann unterhielt er sich kurz mit George Edward und dessen Frau Annie, einer Psychologin, kaufte ein paar Lose der Lotterie, die allmonatlich zu Gunsten einer guten Sache veranstaltet wurde, und schlenderte schließlich in den Speiseraum.
Er setzte sich zu derselben Gruppe, bei der er stets zu sitzen pflegte, einem weiteren Makler nebst Gattin, die Leiterin eines medizinischen Testlabors war, und deren Vater, einem Bauunternehmer im Ruhestand. Weiterhin saß an Matts Tisch der Eigentümer eines Landschaftsbaubetriebs, der von seinem Sohn begleitet wurde. Emma gesellte sich an den meisten Mittwochabenden irgendwann zusammen mit ihrem Ehemann dazu. Diesmal aber hatte sie Matt gegenüber bereits angekündigt, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen würde, am Essen teilzunehmen.
Am Tisch unterhielt man sich über nichts, woran Matt sich zehn Minuten später noch hätte erinnern
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