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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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können. Das Essen wurde serviert, Hühnchen auf Reisbett, Tomaten und Sellerie. Irgendwie schafften es die Köche im Liberty regelmäßig, den jeweiligen Speisen ihr normalerweise vorhandenes Aroma wenigstens zum Teil zu nehmen. Aber das Brot war gut.
    Der Gastsprecher kam von einem ortsansässigen Anlageberatungsunternehmen, und sein Thema lautete: Wie Sie Ihr Portfolio aufbauen. Er war ein kleiner, nervös aussehender Typ mit einer zu lauten Stimme. Er überdramatisierte alles, ließ es klingen, als stünde der Ausbruch eines Weltkrieges bevor, und erging sich ausgiebig in der Auflistung des Verhältnisses von Preis und Ertrag der diversen Anlagemöglichkeiten, verkündete, wie sich die Probleme in Afrika auf die Märkte auswirkten und warum Industrieanleihen derzeit keine besonders geeignete Anlageform darstellten. Die Frau rechts von Matt, die Gemahlin des Maklers, sah ihn an und verdrehte die Augen. Matt war ganz ihrer Meinung. Nach Hutchins’ leidenschaftlichem Griff nach den Sternen war dies eine ziemlich langweilige Geschichte.
    Als es vorbei war, schlenderte Matt eine Weile umher. Abraham Hogarth, Dr. Hogarth für jeden, der nicht seinem persönlichen Freundeskreis angehörte, lud Matt ein, seine Tochter kennen zu lernen. Hogarth leitete ein Unternehmen, dass aktuelle Konsumtrends verfolgte und Einzelhändler in Hinblick auf die Vermarktung ihrer Produkte beriet. Matt hatte nie geglaubt, dass Hogarth wirklich einen Doktortitel sein Eigen nennen konnte. Der Mann wirkte etwas zu sehr von dem Titel eingenommen, genau die Art Mensch, die sich von anderen zu gern mit »Euer Exzellenz« hätte ansprechen lassen.
    Die Tochter war hübsch, und Hogarth schlug vor, Matt solle irgendwann zum Abendessen vorbeikommen. »Sie und ich haben eine Menge gemeinsame Interessen«, so hatte er gesagt (Matt hatte keine Ahnung, welche das sein sollten). »Wir würden uns sehr freuen, Sie bei uns begrüßen zu dürfen, nicht wahr, Bessie?«
    Bessie machte einen verlegenen Eindruck. Matt tat sie einfach leid. Sie brauchte keine Hilfe, um Männer kennen zu lernen, aber solange ihr Vater sie anpries wie einen Ladenhüter, war sie eindeutig im Nachteil. Ein Teil ihres Grolls zeigte sich in der Art, wie sie mit Matt umging.
    Jemand wollte wissen, ob er am Wochenende Tennis spielen werde. Matt spielte meist an Samstagen. Abgesehen von seinem Spaziergang zwischen Büro und Zuhause war das seine einzige sportliche Betätigung. Ja, sagte er also, er nehme an, er werde spielen.
    Der Abend ging mehr oder weniger ruhmlos zu Ende, und Matt war bereits auf dem Weg zur Tür, als Julie Claggett auf ihn aufmerksam wurde. Julie war Englischlehrerin an der Thomas MacElroy High in Alexandria. Ihr Vater, Gründungsmitglied des Liberty Club, war Eigentümer des Longview Hotels. »Matt«, sprach sie ihn an, »haben Sie eine Minute Zeit?« Julie war eine hübsche Blondine, sympathisch, tatkräftig, die Art Frau, die stets ihren Willen bekam. Wie jede gute Highschool-Lehrerin war sie die geborene Entertainerin. Sie hätte sich durchs Leben treiben lassen und an mondänen Pools herumhängen können. Stattdessen nutzte sie ihre beachtlichen Talente zu dem Versuch, widerstrebenden Gören zu demonstrieren, dass Lesen Spaß macht.
    »Ich habe mich gefragt, ob ich Sie vielleicht überreden kann, zu mir in der Schule zu kommen und vor einigen Schulklassen zu sprechen.«
    Seine Auftritte an der MacElroy High entwickelten sich allmählich zu einer alljährlichen Veranstaltung. »Vielleicht sollte ich dieses Mal über Immobilien sprechen?«, fragte er unschuldig.
    Ihr Lächeln war mörderisch. »Ernsthaft!« Sie wollte, dass er sich vor die Klasse stellte und ihren Schülern erzählte, wie Quraqua aus dem Orbit aussah und wie es sich anfühlte, neben einem Kometen herzufliegen. »Nur das Übliche. Warum der Weltraum aus Gummi ist und warum meine Schüler im Keller mehr wiegen als auf dem Dach.«
    »In Ordnung.«
    »Und warum sie schneller altern, während sie auf den Bus warten, als dann, wenn sie mit ihm fahren.« Sie grinste. »Das funktioniert, Matt«, sagte sie. »Jedes Mal, wenn Sie kommen und über all das reden, gibt es anschließend einen Run auf die Bibliothek.«
    Sie kannte sich gut genug in dem Thema aus und hätte es ebenso gut selbst vortragen können. Aber Matt hatte die bessere Legitimation. Er war dort draußen gewesen.
    »Schön«, sagte er. »Wann möchten Sie, dass ich vorbeikomme?«
     
    Am Morgen erhielt er einen Anruf von Ari Claggett.

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