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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ihm, diese Tatsache mit Anstand zu verschleiern.
    Zwanzig Minuten später, exakt zum vereinbarten Zeitpunkt, traf Jon Silvestri ein. Beinahe so groß wie die Tür, blieb er auf der Schwelle stehen und zögerte, offenbar unsicher, an wen der Anwesenden er das Wort richten sollte. Rudy bat ihn herein, und er lächelte Hutchins zu. »Ich freue mich, dass Sie mich hergebeten haben«, sagte er. »Und ich möchte Ihnen zuerst sagen, wie froh ich bin, dass Sie den Piloten und das wissenschaftliche Personal der Jenkins haben retten können.« Rudy dankte ihm, und Hutch stellte die Herren vor.
    Silvestri war nervös. Er war jung, und vermutlich kannte er die Reputation von Rudy und Paul. Hinzu kam, dass die beiden älteren Männer ihm gegenüber skeptisch waren, besonders Parmentier, und Silvestri dieser Umstand unmöglich verborgen bleiben konnte. Ihr Misstrauen basierte natürlich auf seinen gewagten Behauptungen, doch auch seine Kleidung mochte ein Problem darstellen. Er trug einen dunkelgrauen Businessanzug, wie man ihn vielleicht bei Christiansen’s bekommen konnte. In einem Berufszweig, dessen Angehörige sich mit Stolz in zerdrückten Kleidungsstücken präsentierten, lief sein Anzug dem Trend zuwider, und Rudy hing der Überzeugung an, dass eine Person, die auf ihre Kleidung achte, geistig nicht ausgelastet sein könne.
    Binnen Minuten sprachen sie bereits über die Faltung des Raums, die Einbeziehung lokaler Parameter und die Manipulation von Tensor-Strahlen. Silvestri legte einen Chip in Rudys KI ein. Dann schlossen sie die Vorhänge, um den Raum abzudunkeln, und die KI lieferte auf Silvestris Anweisung hin eine Reihe von Darstellungen zu Quantenkräften, logarithmischen Spiralen, Hyperboloiden und Gott weiß was noch allem. Silvestri bat die KI, dieses oder jenes Bild einzufrieren, während er seinen Standpunkt darlegte. Der von herausragender Logik sein mochte. Oder auch nicht. Anhand der Reaktionen, die Hutch zu sehen bekam, konnte sie keinerlei Schlüsse auf die Güte von Silvestris Vortrag ziehen. Paul ging hinter Rudys Schreibtisch, suchte sich einen Notizblock und fing an mitzuschreiben. Außerdem stellte er eine Menge Fragen.
    »Ah, ja«, sagte Silvestri dann beispielsweise. »Vermutlich habe ich mich in dem Punkt nicht klar ausgedrückt. Lassen Sie es mich auf einem anderen Weg versuchen!«
    Und so ging der Vormittag dahin. Der springende Punkt war, dass Paul die Besprechung nicht einfach abbrach. Rudys Blick wanderte beständig von einem zum anderen, während er versuchte, dem obskuren Dialog zu folgen. Irgendwann stand Hutch auf und huschte zur Tür hinaus, was anscheinend nur Rudy auffiel. Sie schlenderte durch die Büros, unterhielt sich mit Mitarbeitern, dehnte die Beinmuskulatur, suchte die Toilette auf und ging wieder hinein. Dort war die Diskussion noch immer in vollem Gang.
    Silvestri erklärte, er wisse nicht genau, wie effektiv der Antrieb arbeiten werde, was wohl bedeutete, dass nicht klar war, welche Reichweite er haben würde. »Das können wir nicht sicher beurteilen, ehe wir einen Test durchgeführt haben.«
    Er fuhr damit fort zu beschreiben, wo Henry sich geirrt habe (Hutch fiel es schwer, sich daran zu gewöhnen, dass Silvestri von einem Jahrhundertwissenschaftler, einem allseits anerkannten Genie, in solch vertraulichem Ton sprach). Henry habe sich zu sehr auf die asymmetrischen Scheitelpunkte verlassen, behauptete Silvestri. Und zu wenig auf etwas, das Hutch schlicht entging.
    Er beendete seinen Vortrag mit großer Geste und einem breiten Lächeln, das andeutete, die Sache sei so einfach, es sei kaum vorstellbar, wie man sie bisher habe übersehen können. Dann sah er sich zu Hutch um. Paul wechselte derweil einen Blick mit Rudy, schürzte die Lippen, legte den Kopf in den Nacken, bis er nur noch die Decke über sich sehen konnte. »Gut«, sagte er. »Danke.«
    Silvestri entnahm den Chip aus der KI. »Es war mir ein Vergnügen.«
    Paul richtete sich wieder auf. »Es würde uns helfen, wenn Sie uns das hierlassen könnten.«
    »Gern.« Er legte den Chip auf die Kante von Rudys zerschrammtem Schreibtisch. »Aber nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass keine Kopie der Daten angefertigt werden darf und diese Daten nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.«
    »Natürlich. Geben Sie uns ein paar Tage Zeit, um uns die Sache anzusehen, dann melden wir uns bei Ihnen!«
    Silvestri hatte offensichtlich mehr erhofft. Seine dunklen Augen umwölkten sich, und sein Blick richtete sich auf Paul, den

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