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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Entscheidungsträger. »Bedenken Sie bitte«, sagte er, »dass ich auch jemand anderen hätte aufsuchen können! Orion wäre begeistert von dieser Technik. Besichtigungsreisen zu Schwarzen Löchern. Zu Orten, an denen Sterne geboren werden. Die würden viel darum geben.«
    Rudys Mundwinkel zuckten, was seine innere Anspannung nur allzu deutlich verriet. »Und warum sind Sie dann nicht zu Orion gegangen?«
    Silvestri sah Rudy direkt in die Augen. »Ich weiß, wozu die die Technik nutzen würden«, sagte er. »Ich ziehe es vor, sie in Ihren Händen zu sehen.«
     
    Als er weg war, senkte sich Stille über den Raum. Paul starrte seine Notizen an. Rudys Blick wanderte von Paul zu Hutch zur Tür und wieder zurück zu Paul. Hutch verlagerte ihr Gewicht, und ihr Stuhl quietschte unter ihr. »Was meinen Sie, meine Herren?«, fragte sie. »Kann einer von Ihnen damit etwas anfangen?«
    Paul starrte stur geradeaus, vorbei an ihr, vorbei an Rudy. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Das war ein bisschen viel, um es auf einmal zu verarbeiten.«
    »Aber eine Ahnung musst du doch haben«, hakte Rudy nach. »Hört er sich so an, als wüsste er, wovon er spricht?«
    Paul nickte und schüttelte zugleich den Kopf. »Ja«, sagte er. »Vielleicht.« Er griff zu dem Chip, drehte ihn zwischen den Fingern, musterte ihn, steckte ihn in die Tasche. »Mein Gefühl sagt mir, dass das schlicht nicht möglich ist. Niemand glaubt ernsthaft daran, dass wir die Hazeltine-Technik hinter uns lassen könnten. Und das könnte übrigens der wahre Grund sein, warum er nicht zu Orion gegangen ist. Die werden ihr Geld nicht in ein Projekt investieren, das sie – und eben nicht nur sie – für pure Zeitverschwendung halten.«
    »Dann denkst du also … was?«
    »Gib mir ein bisschen Zeit! Ich sehe es mir unvoreingenommen noch einmal in aller Ruhe an. Schließlich haben wir dabei nichts zu verlieren, und Henry Barber hat das Projekt für vielversprechend genug gehalten, um seine letzten Jahre damit zuzubringen. Und er muss Silvestri vertraut haben. Ich werde das alles mit nach Hause nehmen und mich bei dir melden, sobald ich kann.«
    »Paul«, warf Hutch ein, »als Barber seine Testläufe durchgeführt hat, ist das System regelmäßig hochgegangen. Sie haben, wenn ich mich recht erinnere, drei Schiffe verloren.«
    »Ich weiß.«
    »Denken Sie, das könnte sich wiederholen?«
    »Könnte? Natürlich. Muss? Das weiß ich nicht.«
     
    Die Akademie für Wissenschaft und Technologie war nicht im üblichen Sinn untergegangen. Die Regierung hatte sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, eine Organisation vernachlässigt zu haben, die so viel erreicht hatte. Darum hatten sie die Akademie, keine zwei Jahre nachdem Hutch ausgeschieden war, umgestaltet, zentralisiert gemäß einem seinerzeit modernen Begriff – was bedeutete, dass die Akademie in das Behördensystem eingebunden, aber als semiautonom geführt wurde, ehe sie schließlich vollständig vom Amt für technologische Entwicklung übernommen worden war.
    Seit Hutch die Akademie verlassen hatte, hatte sie ein ruhiges Leben geführt, war zu Hause geblieben und hatte sich vorzugsweise damit beschäftigt, ihre beiden Kinder großzuziehen. Außerdem hatte sie sich als Gastrednerin auf vielerlei Veranstaltungen angeboten und bald festgestellt, dass unendlich viele Menschen bereit waren, Geld dafür zu bezahlen, sie über ihre Zeit in der Akademie referieren zu hören. Auf der Basis ihrer eigenen Erfahrungen hielt sie Vorträge über Führungsqualitäten und Management, erklärte, warum es so wichtig sei, Untergebene zu ermuntern, offen ihre Meinung zu sagen, warum sich Entscheidungsträger mit Leuten zusammensetzen sollten, die ihre Ansichten nicht teilten. Sie sprach darüber, was passierte, wenn Manager Leute einschüchterten. Sie lieferte ihnen Beispiele und manchmal auch Namen zu Fällen, in denen die Entscheidungsfindung über Leben und Tod bestimmt hatte und fehlgeschlagen war, obwohl Informationen verfügbar gewesen wären, die eine vernünftigere Handlungsweise nahegelegt hätten. »Wenn alles in die Luft fliegt«, so sagte sie gern, »und der Boss überlebt, dann wird er unausweichlich behaupten, ein Untergebener sei seinen Verpflichtungen nicht ordnungsgemäß nachgekommen. Und wer wüsste das nicht besser als ich! Harry hätte eben den Mund aufmachen müssen. Er hätte etwas sagen müssen. Aber die Wahrheit lautet, dass, wenn Untergebene Ihnen nicht erzählen, was Sie wissen müssen, Sie, die

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