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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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uns die Böswilligkeit oder die Gleichgültigkeit seiner Schöpfer bewusst zu machen. Schwer zu sagen, was von beidem schlimmer ist. Was gefährlicher. Aber wie ihre Absichten auch ausgesehen haben, wir wissen, wie sie sich ausgewirkt haben.
    Kurz danach kamen wir oder zumindest die meisten von uns zu dem Schluss, dass die Moonrider wirklich da draußen sind, dass sie nicht einfach auf Computerfehlern oder Wahnvorstellungen beruhen. Und auch sie scheinen eine feindselige Ader zu besitzen.
    Die Welt jenseits des Sonnensystems ist weitgehend unbekanntes Land. Ein gefährlicher Ort. Der Jenkins- Vorfall ließ uns ein Raumschiff entdecken, das eine Milliarde Jahre alt ist. Diese Entdeckung sollte uns warnen, sollte uns klarmachen, dass es da draußen andere gibt, außerhalb des Sonnensystems, die uns weit voraus sind. Und so gern wir auch glauben wollen, dass die Zeit notwendigerweise all die natürlichen Feindseligkeiten, die wir aus dem Dschungel mitbringen (was immer an fernen Orten als Dschungel gelten mag), mildern sollte, scheint das doch ein Irrtum zu sein. Wenn unsere Begegnung mit den Moonridern eines beweist, dann, dass sie nicht unsere Freunde sind. Sind sie eine Gefahr für uns? Wir wären gut beraten, sie als solche einzustufen. Wie sehr uns all diejenigen, deren Weltsicht liberaler geprägt ist, auch zu beruhigen suchen, wir dürfen uns nicht auf den guten Willen Außerirdischer verlassen.
    Über Tausende von Jahren ist die Erde ein sicherer Ort gewesen, ein sehr kleiner Ort in einer sehr großen Galaxie. Nun haben wir allen Grund zu der Annahme, dass unsere Sicherheit vorwiegend auf der Tatsache beruht, dass wir weitgehend unbekannt sind. Dabei sollten wir es belassen. Wir sollten unsere Raumschiffe zu Hause behalten und die Köpfe einziehen. In einem Universum, das feindselige Kreaturen beherbergen könnte, deren technologische Entwicklung der unseren um Millionen Jahre voraus sein könnte, ist das der sicherste Weg zum Überleben.
    Martin Kobieleski, Die lange Nacht, in: Weapons of War, herausgegeben von Bryan DosCirros, 2255

 
Kapitel 6
     
     
    Mit dem Locarno-Antrieb war für Rudy die Stunde der Wahrheit gekommen. Der Verlust der Jenkins hatte den Ruf der Foundation schwer beschädigt. Trotz des Echos auf Hutchs Auftritt im Zuge der Benefizveranstaltung war die Unterstützung insgesamt erheblich zurückgegangen.
    Der erste Anrufer war Lyle Cormier gewesen, der großzügigste Einzelspender der Organisation, der sich, gekleidet in eines seiner typischen schwarz-weißen Ensembles, von seinem Büro aus mit Rudy in Verbindung gesetzt hatte. »Es wäre vermutlich das Beste, wenn Sie aufgeben, Rudy«, hatte er gesagt. »Die Welt dreht sich weiter. Hier sind historische Mächte am Werk, die zu bekämpfen keinen Sinn hat.« Cormier redete stets so geschwollen. Er hatte nicht klar gesagt, dass er seine Spenden einzuschränken beabsichtigte, aber er hatte es impliziert.
    Und da war noch eine ganze Flut anderer. Während der ersten paar Tage hatten sich etliche treue Spender gemeldet, hatten angerufen oder waren vorbeigekommen, und die Botschaft war stets die Gleiche gewesen: Rudy, Sie wissen, ich habe immer hundertprozentig hinter Ihnen und der Foundation gestanden. Aber die Zeiten ändern sich. Hat keinen Sinn, leeres Stroh zu dreschen. Das ist nur rausgeworfenes Geld. Egal, was wir tun, es rechnet doch wohl niemand mehr damit, dass wir tatsächlich wieder hinaus zu den Sternen fliegen. Wann ist das letzte Mal ein überlichtschnelles Schiff aus der Fertigungsstraße gerollt?
    Das war auch so eine Wendung, die Rudy ständig zu hören bekam: Wieder hinaus zu den Sternen. Als wäre die Menschheit je wirklich dort gewesen. Der weiteste Vorstoß hatte gerade bis nach Lookout geführt, dreitausend Lichtjahre entfernt. Ein neunmonatiger Flug. Im Grunde hatte man nie die unmittelbare Nachbarschaft verlassen.
    Umweltprobleme hatten sich als genauso hartnäckig erwiesen, wie ursprünglich vermutet worden war. Lösungsmöglichkeiten waren kostspielig. Die interstellaren Bemühungen hatten keinen greifbaren Nutzen, und so war es unvermeidbar, dass sie schließlich als bloße Zeitverschwendung angesehen wurden. Zeitverschwendung lautete auch der Titel eines Buches von Gregory MacAllister, in dem all die Argumente gegen die überlichtschnelle Raumfahrt wirkungsvoll aufgelistet waren. Den Weltraum zu erkunden sei erstrebenswert, hatte er erklärt. Wissen zu erlangen sei immer erstrebenswert. Aber man solle das einer anderen

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