Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
blieb der Gleiche. Einige Leute waren der Ansicht, dass Zivilisationen nicht die ursprünglichen Ziele der Omega-Wolken gewesen sein könnten. Dass sie ihnen nur durch Zufall in die Flugbahn geraten seien. Hutch gehörte zu jenen, die diese Vorstellung teilten. Aber wenn tatsächlich nur Gleichgültigkeit hinter der Spur aus Zerstörung steckte, die die Omegas hinterließen, zeigte dies doch nur, dass das Böse, das hier aktiv war, sogar noch viel abgrundtief böser war.
    Der Hexenkessel war das Symbol ultimativer Böswilligkeit, eine dämonische Produktionsanlage, eine Fabrik, die über einen unendlichen Zeitraum unfassbare Zerstörung hervorgebracht hatte. Und über viele Lichtjahre hinweg verteilt hatte. Diejenigen, die darauf beharrten, dass eine absichtsvolle diabolische Macht die Verantwortung dafür trage, und von denen gab es viele, hatten selbst nach Rudys Empfinden wenigstens die halbe Wahrheit erfasst.
    Das Projekt damals, das den Kessel erforschen sollte, war von Edmund Mordecai geleitet worden, das Gebiet nach ihm benannt: die Mordecai-Zone. Aber die meisten kannten es tatsächlich nur unter der Bezeichnung »der Kessel«.
    Man wusste genau, wo der Kessel war, siebenundfünfzig Lichtjahre vom Mittelpunkt entfernt, ein winziger Orbit um das mächtige Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie. Aber das wurde von ausgedehnten Wolken aus Staub und Wasserstoff verdeckt, weshalb niemand es je hatte sehen können.
    Rudy hatte gewusst, dass die Frage aufkommen würde, ob sie zum Kessel fliegen würden. »Wir machen einen Schritt nach dem anderen«, erklärte er. »Vergewissern wir uns erst einmal, dass das System funktioniert, danach können wir uns über künftige Missionsprofile unterhalten.« Missionsprofile, der Klang des Wortes gefiel ihm.
    Hutch war ebenfalls umzingelt. Sie, die in ihren besten Tagen selbst Pilotin gewesen war, war schon lange nicht mehr im Geschäft, aber die Leute hatten sie nicht vergessen.
    »Rudy!« Jani Kloefmann von Norwegen bei Nacht. »Erzählen Sie uns von der KI! Haben Sie sich wirklich Sorgen gemacht, die Hardware könnte Schaden nehmen?«
    »Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte er. »Für den Fall, dass der Test fehlschlägt, wäre das eine Sache weniger, die wir verlieren würden.«
    »KIs sind kein großer Kostenfaktor«, wandte Jani ein.
    »Diese schon. Sie hat eine Spezialausbildung genossen.« Die Frage hatte unausweichlich auf ihn zukommen müssen, und er hatte sich darauf vorbereitet. Nun öffnete er eine Aktentasche und entnahm ihr einen schwarzen Kasten. »Wir haben Doris gefragt, was sie will, und sie hat gesagt, sie ziehe es vor, hierzubleiben und mit den Vertretern der Medien zu sprechen.« Ein wenig lauter fügte er hinzu: »Sag hallo, Doris!«
    »Guten Morgen, Jani!« Doris hatte eine kühle, sachliche klingende Stimme. »Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich recht zufrieden damit bin, hierzubleiben und mit beiden Beinen auf festem Boden zu stehen!«
    »Mit beiden Beinen?«, wiederholte Jani.
    »Verzeihen Sie mir, Jani. Aber die Leute neigen dazu, eher zum Punkt zu kommen, wenn ich Metaphern benutze.«
    Rudy machte sich keine Sorgen über Voice of Truth und deren Bundesgenossen. Er war Politiker genug zu wissen, dass im Grunde der ganze Planet KIs als Personen einstufte.
     
    Ein halbes Dutzend Teleskope, vier im Orbit, zwei auf der Station, hatten das große Frachtschiff eingefangen und folgten nun seinem Flug. Rudy spazierte durch den Raum, sprach mit Reportern, schüttelte Politikern die Hände, dankte den Vorstandsmitgliedern für ihre Unterstützung. Und bei all dem war es ihm nicht möglich, auch nur für einen Moment die Uhr aus den Augen zu verlieren.
    Rudy war erstaunt, wie geschickt sich Jon im Umgang mit den Medien zeigte. Er bewegte sich mühelos in ihren Kreisen, machte Witze auf eigene Kosten und genoss es sichtlich, im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen. Von der Übertreibung, der Aufgeblasenheit oder der herablassenden Haltung, die sich so häufig bei unerfahrenen Leuten zeigte, war in seinem Fall nichts zu spüren.
    Rudy entspannte sich und beobachtete die Happy Times, nunmehr nur noch ein kaum erkennbarer trüber Stern auf einer Seite des Mondes. Die Minuten vergingen in gelassener Stimmung. Ein Countdown zeigte die Zeit an, die der Locarno noch zum Laden benötigte. Dann, exakt nach Plan, leuchtete die Bereitschaftslampe auf. Alle Systeme waren einsatzbereit.
    Augenblicke später erlosch der Stern, das Schiff

Weitere Kostenlose Bücher