Hyänen
an.
«Kennst du sie?», fragte Lingo.
«Wegen dem Flachwichser liegt mein Kumpel im verdammten Krankenhaus!»
«Was du nicht sagst.»
«Was wollt ihr denn von dem?»
«Sagen wir mal so, wir sind nicht gerade ein Liebespaar, er und ich. Weißt du, wo er steckt?»
«Nein. Ich hab ihn aber erst vor ein paar Tagen gesehen.»
«Und wo war das?»
«Vor dem Café, auf der anderen Straßenseite. Er war mit
ihr
zusammen.»
«Hast du ’ne Ahnung, wo einer von beiden jetzt wohl stecken kann?»
«Nein. Aber es war noch ein anderer Typ dabei. Dieser alte Knacker. Vielleicht weiß der was.»
«Und wie heißt der?»
«Ich weiß nich’, wie er heißt, aber der läuft mir dauernd über den Weg. Er ist oft im Harbor Room. Und im Sea Horse. Und er kurvt in seinem großen alten roten Chrysler Cabrio durch die Gegend.»
«Und wie sieht er aus?»
Stitch zuckte mit den Achseln. «Er ist eben so ’n alter Wichser. Trägt ’ne Baseballmütze. Mit seinem Nacken is’ wohl irgendwas nich’ in Ordnung. Er macht immer so.» Stitch führte ziemlich echt vor, wie Norman den ganzen Oberkörper bewegte, um in die eine oder andere Richtung zu schauen.
Er ging am Yachthafen spazieren, vorbei an weißen Booten und dem blauen Wasser und an einem schläfrigen braunen Pelikan. Er nahm sein Handy und wählte eine Nummer. Ein Anrufbeantworter schaltete sich ein, und er hörte seine eigene Stimme: «Hier ist Stormin’ Norman. Wie zum Teufel sind Sie an diese Nummer gekommen? Ich hoffe, Sie haben eine überzeugende Erklärung.»
«Hallo, hier ist Norman. Jemand zu Hause? Hallo?»
«Norman.» Es war Gray.
«Wie läuft’s denn so?»
«Prima. Und bei dir?»
«Ich bin einsam. Ihr fehlt mir.»
«Du fehlst uns auch.»
«Alles in Ordnung? Irgendwelche Neuigkeiten?»
«Alles beim Alten. Wir hängen hier nur rum. Halten uns bedeckt.»
«Freundet ihr euch mit den Kojoten an?»
«Na klar. Ich bin schon ihr Oberkojote. Und was hast du so vor?»
«Heute ist wohl wieder ein besonders aufregender Tag im Leben von Norman Hopkins. Ich gehe ins Sea Horse zum Lunch, nehme den einen oder anderen Drink und flirte mit der Kellnerin. Es wird schon irgendein hübsches, properes Mädchen Dienst haben, die jung genug ist, um meine Enkeltochter zu sein. Dann schlafe ich zu Hause meinen Rausch aus und wache pünktlich um sechs zu den Nachrichten wieder auf.»
«Hört sich gut an.»
«Bist du schon mit Gina verheiratet?»
«Nicht so ganz.»
«Gut. Ich will nämlich Trauzeuge sein. Grüß sie und Luke von mir.»
«Das tu ich. Hey, das hab ich ganz vergessen. Ich habe einen Packen Gummibänder für dich.»
«Echt?»
«Du hattest recht, wenn man darauf achtet, findet man sie überall. Du kriegst sie, wenn wir uns das nächste Mal treffen.»
«Ich kann’s kaum erwarten. Und Glückwunsch, das ist ein herber Rückschlag für die Entropie.»
«Danke.»
«Pass auf dich auf.»
«Du auch.»
Gray war im Clubraum. Jetzt ging er mit dem Hund in die Küche.
Luke saß auf einem Stuhl, Handtücher um den Hals und über den Schultern; Gina war dabei, ihm die Haare zu schneiden. Einige Büschel lagen schon auf dem Fußboden.
«Sieht gut aus», sagte Gray.
«Sie schneidet viel zu viel ab», sagte Luke. «Das macht sie immer.» Dann rief er: «Hey, lass das!» – zum Hund hinüber.
«Was macht er denn?», fragte Gina.
«Er frisst meine Haare.»
«Iieeh.»
«Er frisst nun mal alles.»
Gray sah zu, wie Gina geschickt mit Schere und Kamm hantierte. «Du machst das gut.»
«Danke. Meine Schwester ist Friseurin. Eine Zeitlang wollte ich das auch werden. Wir wollten zusammen einen Salon aufmachen.»
«Und warum habt ihr’s nicht gemacht?»
«Ach, ich weiß nicht.»
«Dad war dagegen, stimmt’s, Mom?»
«Stimmt. Dein Dad war dagegen. Okay», sie schüttelte die Handtücher aus, «du bist fertig.»
«Bin ich wirklich fertig? Oder willst du mich nur loswerden, weil ich über Dad gesprochen habe?»
«Beides.»
«Mein Hals juckt.»
«Super.»
«Kann ich mit dem Hund spazieren gehen?», fragte er Gray.
«Klar.»
«Geh nicht zu weit», sagte Gina.
«Nur bis zum Golfplatz. Er jagt so gern die Kaninchen. Komm schon, Bursche.»
Luke und der Hund gingen zur Tür.
«Leb wohl, Luke Dogwalker», sagte Gray würdevoll.
Luke lachte. «Leb wohl.»
Gina holte einen Besen und ein Kehrblech und fegte die Haare zusammen.
«Kann ich dir helfen?», fragte Gray.
«Nein danke.»
Sie waren beide etwas verlegen. Trotz oder wegen der Sachen, die letzte Nacht
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