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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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einmal im Stapel und gab ter Horst die Anmeldung. «Da ist es.»
    In gestochen deutlicher Schrift stand dort ein Name und eine Anschrift in einer Stadt namens Hubbard, Iowa. Keine Telefonnummer. Keine Angaben über ein Auto.
    «Hatte er einen Wagen?»
    «Nein. War wohl eher so ’n Fußgänger.»
    «Kreditkarte?»
    «Bar.»
    Ter Horst las noch einmal den Namen. «Eugene Gray», sagte er sanft. Dann strahlte er Pete an. «Meinen besten Dank.»
     
    Sie gingen wieder und wieder um einen Kaktus herum. Auf dieselbe geschmeidige Art, wie Gray um den Baum in King Beach gegangen war.
    «Dadurch baut man Energie auf.»
    «Das Qi?», fragte Luke.
    «Richtig, das Qi. Es geht darum, Qi aufzubauen und gezielt einzusetzen.» Er blieb stehen und hob die Arme. Luke machte es ihm nach. «Man kann die Energie vom Himmel herunterholen.» Luke und er streckten die Hände zum Boden. «Und man kann sie aus der Erde hochholen. Die Energie, die für dich zur Verfügung steht, ist unbegrenzt. Für dich, Luke.»
    «Kann ich auch so was machen wie du? Mit diesem Kerl im Park?»
    «Vielleicht ja. Aber denk dran, was ich dir gesagt habe: Kämpfen ist nur eine Art von Qigong.»
    «Ich weiß. Die will ich aber lernen.»
    «Du musst es mit der richtigen Einstellung lernen. Um dich zu verteidigen, und nicht, um anderen weh zu tun.»
    «Ich weiß.»
    Gray sah ihn lange an. Dann nickte er. «Okay. Erstens, es hat nichts mit brutaler Gewalt und Muskelkraft zu tun. Es wäre ja nicht fair, wenn die Großen immer die Kleinen besiegen würden. Klar?»
    «Klar.»
    «Hör zu, jetzt kommt das Wichtigste. Du musst deinen Geist so trainieren,
dass er deine Mitte nie verlässt
. Egal, was auch passiert.»
    «Wo ist denn die Mitte?»
    Gray zeigte auf Lukes Körper. Direkt unterhalb des Bauchnabels.
    «Da. Wenn du deine Mitte gefunden hast, kannst du ganzheitlich reagieren. Und die besten Kämpfer sind diejenigen, die sich am schnellsten anpassen können.»
    Von weitem sah Gina ihnen zu. Mit verschränkten Armen und einem leisen Lächeln. Ihre beiden Jungs.
    Sie schaute sich um, wo der Hund wohl sein mochte. Er war meistens in der Nähe von Gray oder Luke. Dann sah sie ihn. Er lag in der Morgensonne und kaute an seinem Knochen. Der gehörte ihr jetzt wohl auch. Sie hatte einen Sohn, einen Freund und einen großen Hund. Was würde wohl als Nächstes auf sie zukommen?
    Sie ging zurück zum Haus. Zwischen gestern und heute lagen Welten, sie fühlte sich vollkommen verändert. Leichter, voller Licht. Und das alles wegen letzter Nacht. Nur eins machte ihr Sorgen: Als sie ‹Ich liebe dich› gesagt hatte, hatte er nichts darauf erwidert. Warum auch immer. Aber vielleicht sagte er es ja heute.
    Sie schlenderte in sein Schlafzimmer. Blieb neben dem Bett stehen. Nichts deutete darauf hin, was sich hier erst vor wenigen Stunden abgespielt hatte. Es war penibel gemacht, nicht die kleinste Falte.
    Als sie sich umdrehte, um zu gehen, fiel ihr Blick auf sein Portemonnaie.
    Es lag auf der Kommode. Neben einer Sonnenbrille und den Schlüsseln für Auto und Haus.
    Sie sah es an. Eine Versuchung.
    Sie ging hin und griff danach.
    Es war aus altem, zerfurchtem Leder. Nicht besonders dick. Es schien nicht viel darin zu sein.
    Sie klappte es auf. Nahm seinen Führerschein heraus. Betrachtete ein Foto, auf dem er noch etwas jünger aussah. Der Führerschein war im Staat Washington ausgestellt worden, eine Adresse in Seattle war aufgeführt. Und sein Name.
    Richard Charles Garber.
    Es steckten noch ein paar Kreditkarten und ein Krankenversicherungsausweis darin. Alle für Richard Garber.
    Sie legte das Portemonnaie wieder auf die Kommode. Versuchte, es genau so hinzulegen, wie sie es gefunden hatte.
    Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel.
    Noch eine Lüge. Nicht Gray. Sondern Richard Garber.
    Sie drehte sich um und ging hinaus.
     
    «Wo zum Teufel ist Iowa?», fragte Bulgakov.
    «Mitten im Land», sagte ter Horst. «Gleich neben Nebraska.»
    «Da wird viel Mais angebaut, stimmt’s?», sagte Groh.
    «Sicher», sagte ter Horst. «Haufenweise verdammter Mais.»
    Sie standen auf dem Bürgersteig in der Nähe vom Gordon’s Market. Ter Horst aß ein Blue-Bunny-Caramel-Chocolate-Nut-Eis. Er war sehr mit sich zufrieden.
    «Sie könnten jetzt dort sein», sagte er, «in der East Chestnut Street 229 . Das ist alles, was wir wissen.»
    «Ich glaub das nicht», sagte Groh. «Aber wir überprüfen das. Vielleicht führt es zu irgendwas.»
    «Immerhin wissen wir jetzt seinen Namen. Eugene

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