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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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ins Wohnzimmer. Groh und Bulgakov setzten sich auf die Couch. Auf dem Tisch lag ein Rinderschädel mit langen, gebogenen Hörnern.
    «Der sieht ja aus wie aus einem Bild von Georgia O’Keeffe», sagte Groh.
    DeWitt hatte noch nie von Georgia O’Keeffe gehört; sicherheitshalber lachte er ein wenig, falls das ein Witz sein sollte.
    «Was kann ich euch anbieten? Wollt ihr was trinken? Oder habt ihr Hunger? Ich kann ganz gut kochen.»
    «Für mich nichts, danke», sagte Groh.
    DeWitt sah Bulgakov an, aber der ignorierte ihn. Schraubte einen Schalldämpfer auf seine Pistole.
    «Hey!», rief DeWitt. «Es ist Sonntagabend! Dann ist ja alles klar.»
    Groh sah ihn verständnislos an.
    «Im Fernsehen läuft Football!»
    Und er griff nach der Fernbedienung.
     
    Gina träumte, eine Bowlingkugel wäre von der Bahn abgekommen und würde laut durch eine endlose Rinne rumpeln; dann wachte sie auf und hörte, wie gerade ein Flugzeug startete. Sie lag komplett angezogen auf dem Bett. Draußen wurde es schon dunkel. Sie sah sich um, aber Luke war nicht da. Die Badezimmertür stand offen, dort war er auch nicht. Sie bekam einen Schreck und rief:
«Luke? Luke?»
    Sein Kopf tauchte hinter seinem Bett auf.
    «Was ist denn?», fragte er verwirrt.
    «Was machst du denn da unten?»
    «Lesen.»
    «Auf dem Fußboden?»
    «Ich lese gern auf dem Fußboden.»
    Sie setzte sich auf und rieb sich Gesicht und Augen.
    «Wie geht es dir?», fragte Luke.
    «Ich glaube, besser.»
    «Können wir dann essen gehen? Ich bin am Verhungern.»
    «Ach, Luke, mir ist nicht nach Ausgehen. Mach dir ein Sandwich mit Marmelade und Erdnussbutter.»
    «Das habe ich schon heute Mittag gegessen.»
    «Dann isst du es eben noch mal, davon stirbt man nicht.»
    «Sandwiches hängen mir zum Hals raus. Das ist doch Kindesmisshandlung. Immer muss ich Sandwiches essen.»
    «Kindesmisshandlung, okay.» Sie seufzte. «Aber lass mich schnell noch duschen.»
     
    Sie gingen die Alejo Avenue hinunter. Die Dämmerung ging in tiefe Dunkelheit über, ein einzelner Stern stand hinter ihnen am Himmel. Sie gingen ins Sea Horse und setzten sich ans Fenster.
    «Hey, da ist Norman», sagte Luke.
    Norman saß mit ein paar rauen Typen an der Bar. Er hatte eine San-Diego-Chargers-Mütze auf und sah sich mit den andern das Spiel der Eagles gegen die Cowboys an.
    «Vielleicht merkt er nicht, dass wir da sind», sagte Gina.
    «Magst du ihn denn nicht?»
    «Doch, ich bin gerade nur nicht in der richtigen Stimmung. Er ist ziemlich anstrengend.»
    January brachte ihnen die Speisekarten. Sie schauten hinein.
    «Ich habe keinen Hunger», sagte Gina. «Ich nehme nur einen Teller Muschelsuppe. Willst du einen Piratenburger?»
    «Ich esse kein Fleisch.»
    «Stimmt, das habe ich vergessen. Der Herr Vegetarier. Was willst du dann?»
    «Weiß ich nicht.»
    Er brütete über der Speisekarte. Die Männer am Tresen johlten, weil die Cowboys gerade einen Touchdown geschafft hatten.
    «Na los, Herr Vegetarier. Jetzt sag schon.»
    «Lass mich in Ruhe.»
    «Hallo ihr!»
    Norman kam auf sie zu. Sein Glas brachte er gleich mit.
    «Was dagegen, dass euch ein alter Kauz Gesellschaft leistet?»
    «Natürlich nicht», sagte Gina.
    Er setzte sich neben Luke. Sein Gesicht war gerötet, und sein Atem roch nach Alkohol.
    Gina zeigte auf seine Mütze. «Bist du ein Chargers-Fan?»
    «Ja! Ich komme eigentlich aus San Diego. Wir haben die Giants heute richtig fertiggemacht, das ist ein Grund zum Feiern. Magst du Sport, Luke?»
    «Ich mag Skateboard. Ab und zu spiele ich Fußball. Aber Sport im Fernsehen angucken mag ich nicht besonders.»
    «Sehr vernünftig. Ich habe alles in allem bestimmt ein paar Jahre damit vergeudet, mir Sport im Fernsehen anzuschauen. Eine interessante Sache, dieser Fanzirkus. Die bedeutungslosen Handlungen wildfremder Menschen versetzen einen in Verzückung oder Verzweiflung. Und diese Menschen wissen nicht einmal, dass man existiert. Eine vollkommen einseitige Beziehung. So ähnlich wie Spinozas Gottesbegriff. Er war Pantheist, sah Gott als eine unpersönliche Macht. Er hat gesagt, ihr könnt Gott lieben, aber ihr dürft nicht erwarten, dass Gott euch ebenfalls liebt. Der alte Norm Hopkins liebt die Chargers. Aber die Chargers lieben wohl kaum den alten Norm Hopkins.»
    January brachte ihnen Wasser. «Wissen wir jetzt, was wir wollen?»
    Gina warf Luke einen Blick zu. «Ich glaube, wir brauchen noch ein wenig.»
    «Okay. Und wie geht es uns, Norman?»
    «Alles bestens, January. Aber es ginge uns noch

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