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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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besser, wenn ich noch einen Drink hätte.»
    «Alles klar.»
    «Wo steckt denn euer Komplize heute Abend?», fragte er Gina.
    «Gray? Keine Ahnung. Wir haben ihn seit heute Morgen nicht mehr gesehen.»
    «Ich habe in seinem Zimmer angerufen, aber er hat nicht abgenommen. Vielleicht geht er mit seinem neuen Hund spazieren.»
    «Woher weißt du denn von seinem Hund?»
    «Na, darüber reden hier doch alle.»
    Sie war erstaunt. «Wirklich? Wieso denn?»
    Norman war erstaunt. «Nun ja, das muss ja ein ganz schönes Spektakel gewesen sein, wie ich gehört habe.»
    «Was denn? Wovon redest du da?»
    «Wie Gray an den Hund gekommen ist.»
    «Luke und er haben ihn im Park gefunden. Ausgesetzt.» Sie sah Luke an. «Stimmt doch, oder?»
    Luke brachte ein schwaches Nicken zustande.
    «Wie merkwürdig», sagte Norman. «Da hab ich aber eine ganz andere Geschichte gehört.»
     
    Gray und der Hund überquerten die Dünen und erreichten das Sea Breeze Motel. Er öffnete die Tür, und sie gingen hinein. Der Hund trat auf eine Ansichtskarte des Motels.
    Er nahm ihm die Leine ab und hob die Postkarte auf. Auf der Rückseite stand:
    Ich muss mit dir reden. Sofort!
    Gina
    Der Hund schlabberte Wasser aus einer glänzenden Silberschale.
    «Ich bin gleich zurück», sagte Gray.
    Er klopfte an ihre Tür, wartete und klopfte noch einmal lauter, dann hörte er sie.
    «Wer ist da?»
    «Gray.»
    Sofort ging die Tür auf, und sie kam heraus. Bevor sie die Tür hinter sich schließen konnte, sah er Luke, der anscheinend geweint hatte.
    «Was zum Teufel ist im Park passiert?», fragte sie. Ihr Gesicht war verzerrt vor Wut.
    «Hört sich an, als wüsstest du es schon.»
    «Warum hast du Luke gesagt, dass er lügen soll?»
    «Ich wollte nicht, dass du dich aufregst.»
    «Du hattest kein Recht dazu. Du hast meinen Sohn in Gefahr gebracht!»
    «Er ist keinen Moment in Gefahr gewesen.»
    «Alles wegen diesem blöden Hund!»
    «Ein Tier wurde misshandelt, und ich habe das beendet.»
    «Warum hast du nicht irgend so ’nen blöden Tierschutzverein angerufen, wenn dir das so wichtig war. Aber sich prügeln, und Luke hat alles mit angesehen!»
    «Er sollte es nicht sehen, das tut mir leid.»
    «Ja, das hat er mir erzählt. Du hast ihn zurückgeschickt.»
    «Stimmt.»
    «Er ist doch noch ein kleiner Junge. Er soll nicht allein rumlaufen. Sonst passiert noch was. Oder es kommt so ’n Perverser.»
    «Im Park waren keine.»
    «Woher willst du das wissen?»
    «Ich habe nachgesehen.»
    Sie lachte ungläubig. «Du glaubst wohl, du bist allwissend? Kannst durch Wände gucken? Und um die Ecke? Du hast doch eine scheiß Ahnung, wer da alles im Park war!»
    «Ich finde, ein zehnjähriger Junge kann ruhig mal ein paar hundert Meter allein durch eine friedliche Stadt gehen, ohne dass seine Mutter gleich ausrastet.»
    «Es geht dich einen Scheißdreck an, wie ich meinen Sohn erziehe.
Ich
entscheide, was gut für ihn ist. Heute Morgen habe ich mich getäuscht. Ich habe ihn
dir
anvertraut.»
    «Du kannst mir vertrauen. Es war keine falsche Entscheidung.»
    «Du hast dich nicht einfach nur geprügelt, wegen einer Sache, die dich überhaupt nichts anging. Du hast den Kerl beinahe
umgebracht
. Du hast ihn an diesem verfluchten Baum aufgehängt.»
    «Ich hätte ihn umbringen können, wenn ich gewollt hätte. Der Kerl war nie in Lebensgefahr.»
    Sie starrte ihn an.
    «Wer
bist
du?», fragte sie leise.
    «Das hab ich dir doch gesagt.»
    «Das war nur ein Haufen Lügen.»
    «Was war gelogen?»
    «Du hast gesagt, du wärst Seemann gewesen. Auf einem Schiff namens Thomaston. Aber das kann nicht sein. Das Schiff wurde 1984 ausgemustert. Da warst du noch ein Kind.»
    Gray schwieg.
    «Und?»
    Wieder Schweigen.
    «Ich weiß nicht, was mit dir los ist. Vielleicht bist du einfach ein Lügner. Vielleicht bist du auch … krank. Aber ich gehe kein Risiko ein. Ich will nicht, dass du Luke noch mal siehst.»
    Sie öffnete die Tür und ging hinein.
    «Gina –»
    Die Tür fiel ins Schloss.
     
    Die Stadt lag ruhig da, über ihr ein Sternenhimmel. Sie fuhren an Busters Restaurant vorbei und an dem Platz für Gebrauchtwagen. Vorbei an dem großen «Carter ist smarter – für wenig Geld»-Plakat. Die roten, blauen, gelben und grünen Wimpel hingen schlaff in der windstillen Luft.
    Groh mochte das Gefühl, an einem fremden Ort anzukommen. Ohne zu wissen, was er im nächsten Moment sehen oder was passieren würde. Er wünschte, er müsste nicht schlafen und könnte für immer dahin gleiten,

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