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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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weg.»
    Schwungvoll verließ er das Terminal, die beiden Rollkoffer im Schlepptau. Groh und Bulgakov mussten sich beeilen, um Schritt zu halten. Hinter seinem Rücken schauten sie sich achselzuckend an. DeWitt war in Fahrt. Er hatte zwar keine Ahnung, was diese beiden Kerle vorhatten, aber offensichtlich handelte es sich um einen extrem wichtigen Auftrag. Er würde dafür sorgen, dass alles wie am Schnürchen lief und keine Probleme auftraten. Im System wurden gute Leistungen belohnt. Jetzt war er noch ein Niemand aus Ratliff City, Oklahoma, einem Kaff mit 131  Einwohnern, aber seine Karriere würde von nun an steil nach oben gehen.
     
    Alle dachten, sie würde nichts mitbekommen, aber sie wusste fast alles. Sie wusste, dass Latreece trotz all ihrer Fröhlichkeit ganz verzweifelt war, weil man in einer ihrer enormen Brüste einen Knoten entdeckt hatte und sie das Wochenende in der Ungewissheit verbringen musste, welches Ergebnis die Biopsie haben würde. Und sie roch sie wie den Rauch eines weit entfernten Feuers: die Sorgen und Ängste ihres Sohnes, der in Pennsylvania im Gefängnis saß. Dass gerade ein Spitzenteam von Auftragsmördern losgeschickt wurde, um ihre weggelaufene Exschwiegertochter ausfindig zu machen; dass ihr Ehemann vor einer Stunde die blauen Pillen genommen hatte, die er zwischen seinen Socken und Unterhosen versteckte, und jetzt im Erdgeschoss das Dienstmädchen besuchte, das geduldig daran arbeitete, seinem krummen alten Schwanz eine Erektion zu verschaffen. Dieses Mädchen hatte es faustdick hinter den Ohren, sie war nicht das nette, einfache, immer fröhliche Kind aus Südamerika, sondern eine ebenso rücksichtslose und hartherzige Intrigantin, wie sie, Millie Cicala, es vor ihrem Schlaganfall gewesen war. Dem Schlaganfall, der für sie kein Unglück war, sondern dem sie ein neues Leben verdankte.
    Es war nämlich so: Die Gehirnregionen, die für Angst, Sorgen, Trauer und Zorn zuständig waren, waren von Blut überschwemmt und zerstört worden. Verschont geblieben waren die positiveren Areale. Die Leute hielten ihr Lächeln für das Grinsen einer Idiotin. Dabei war es der Ausdruck einer Glückseligkeit, die in ihrem Schädel begann und sich bis in die entlegensten Winkel des Universums zu erstrecken schien. Was kümmerte es sie, wenn ihr Mann sie mit dem Dienstmädchen betrog oder es zumindest versuchte, wenn sie selbst sich wie ein Blatt fühlte, das in einem unglaublichen Hurrikan des Glücks herumgewirbelt wurde?
     
    Seine Mutter hatte immer gesagt, verwahrloste Menschen erkennt man an ihren ungemachten Betten, und wenn er sein Bett nicht ordentlich machte, musste er damit rechnen, den Hintern versohlt zu bekommen. Seine Mutter inspizierte sein Zimmer wie ein Ausbilder bei den Marines. Diese Erziehung war erfolgreich gewesen, auch wenn er ein einsames Leben führte und außer ihm kaum jemand sein tadellos gemachtes Bett zu sehen bekam. Er hatte von seiner Mutter eine Tagesdecke bekommen, die schon seiner Großmutter gehört hatte, mit reliefartigem Webmuster und Fransen am Saum. Vor langer Zeit musste sie weiß gewesen sein, aber im Lauf der Jahrzehnte hatte sie eine ähnliche Farbe wie Elfenbein angenommen. Die Decke lag meistens zusammengefaltet in einer Schublade, aber weil Besuch gekommen war, hatte er sie herausgeholt. Sie lag glatt gezogen auf der Matratze, die Fransen rundherum im gleichen Abstand zum Teppich. Ein funkelndes Waffenarsenal lag ordentlich aufgereiht auf der Decke.
    Überwiegend Handfeuerwaffen, Revolver und halbautomatische Pistolen. Ein halbes Dutzend Messer und einige Schalldämpfer.
    «Das kann sich sehen lassen, DeWitt», sagte Groh, und DeWitt wusste, er hatte gute Arbeit geleistet.
    Beide entschieden sich für halbautomatische Waffen, Groh nahm eine 32 er, Bulgakov eine 45 er. Bulgakov nahm außerdem ein Stiefelmesser von Morseth mit Zwölfzentimeterklinge. Er mochte Messer, das sah DeWitt an der Art, wie er es hielt. Er selbst konnte Messer nicht ausstehen. Als Kind hatte er einmal mit angesehen, wie sein Großvater ein Schwein schlachtete. Er hatte ihm den Magen aufgeschlitzt, als es noch lebte und quiekte. Danach hatte er einen Monat lang keinen Speck gegessen.
    «Was für einen Wagen hast du besorgt?», fragte Groh.
    «Einen Dodge Neon. Es hieß, ihr wollt nichts Ausgefallenes.»
    Groh nickte, sah dann auf die Uhr. «Würde es Umstände machen, wenn wir ein Weilchen hierblieben?»
    «Umstände, machst du Witze? Es ist toll, dass ihr da seid!»
    Sie gingen

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