Hyänen
Rasen.
Stitch folgte ihnen in sicherem Abstand. Als wäre er ein mitfühlender, aber hilfloser Zuschauer und Quex eine Art Christus, der zur Kreuzigung geführt wird.
Als sie den Baum erreicht hatten, legte Gray einen Arm um Quex und hob ihn hoch. Quex wimmerte und bettelte, als Gray die Leine über einen niedrigen Ast warf und stramm zog. Als seine Stiefel den Boden kaum noch berührten, verknotete Gray die Leine und wandte sich ab.
Der Hund hatte auf ihn gewartet; zusammen gingen sie davon. Hinter ihnen stand Quex auf den Zehenspitzen des gesunden Beins, mit einer Hand im Halsband. Stitch traute sich noch nicht näher heran, er wartete ab, ob Gray zurückkommen würde.
Gray ging zu Luke hinüber. Der war wieder hinter das Häuschen getreten und drückte seinen Rücken gegen die Wand. Als Gray und der Hund um die Ecke kamen, sahen sie ihn trotzdem sofort.
«Warum bist du nicht zurück zum Motel gegangen?»
Luke zuckte mit den Schultern. Er sah, dass Quex jetzt ausgestreckt unter dem Baum lag. Stitch beugte sich über ihn und telefonierte mit seinem Handy.
«Er ruft jemanden an», sagte Luke.
«Sieht so aus.»
«Und wenn er die Bullen ruft?»
«Ja, was dann?»
«Du hast ihren Hund mitgenommen.»
«Was geschehen soll, wird geschehen. Ich kümmere mich darum, wenn es so weit ist.» Er legte die Hand auf Lukes Schulter. «Komm, wir gehen.»
Sie gingen zurück zum Motel; der Hund zwischen ihnen, als wäre das seit Jahren schon sein Platz. Luke sah, dass er um den Hals herum eine hässliche Narbe hatte.
«Was machst du jetzt mit ihm?»
«Ich behalte ihn. Wenn du ihn nicht willst.»
«O ja, Mom ist bestimmt begeistert, wenn ich
den
mit nach Hause bringe.»
«Erzähl ihr nichts davon, was du gesehen hast. Okay?»
«Warum nicht?»
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das gut findet.»
«Na schön. Aber bestimmt will sie wissen, woher wir ihn haben.»
«Wir haben ihn im Park gefunden. Er ist da herumgelaufen. Herrenlos.»
Luke grinste. «Er ist uns gefolgt.»
Gray grinste auch. «Genau.»
Es war ein Block bis zur Alejo und dann noch ein Block bis zum Motel. Luke schloss die Tür ihres Zimmers auf und schaute hinein.
«Sie ist im Badezimmer.»
Gray nickte. Stand da. Wollte noch irgendetwas sagen.
«Wie willst du ihn nennen?», fragte Luke.
«Ich weiß nicht. Hör zu, ich wollte nicht, dass du dabei zusiehst. Es tut mir leid.»
«Ich hab schon viele Sachen gesehen.»
Er ging hinein und schloss die Tür.
Gray ging noch nicht in sein Zimmer. Zusammen mit dem Hund machte er sich auf den Weg in die Stadt. Er musste ein paar Sachen für ihn besorgen. Fressen. Eine neue Leine und ein Halsband. Und etwas, um seine Wunden zu versorgen.
Sie wurden am Gepäckband von einem jungen Mann mit übler Akne und einem Rüssel von Nase begrüßt. Dem Repräsentanten des Systems in Oklahoma City.
«Bestimmt seid ihr beide Mr. Smith und Mr. Jones», sagte er grinsend. Irritierenderweise leuchteten zwei blaue Augen in seinem roten Gesicht.
«Eigentlich bin ich Mr. Smith-Jones», sagte Groh. «Mein Partner heißt Mr. Jones-Smith.»
Der Mann lachte und streckte die Hand aus.
«Wollt ihr was ziemlich Komisches hören? Ich heiße
wirklich
Smith. DeWitt Smith.»
«Das
ist
komisch», sagte Groh und gab ihm widerwillig die Hand. Der Mann war so unglaublich hässlich, dass er ihn lieber nicht berührt hätte.
«Habt ihr Gepäck?»
«Ja.»
DeWitt musterte die Gepäckstücke auf dem Laufband.
«Sagt Bescheid, wenn euer Kram vorbeikommt. Ich greif ihn mir.»
«Alles klar.»
«Wie war der Flug?»
«Ziemlich öde. Gott sei Dank.»
DeWitt lachte. «Kann mir vorstellen, dass ihr keinen Wert auf einen aufregenden Flug legt, stimmt’s?»
DeWitt kam zu dem Schluss, dass er Mr. Smith-Jones gut leiden konnte, Mr. Jones-Smith dafür weniger. Eiskalte Typen wie ihn traf man in ihrer Branche häufiger. Als Kind war DeWitt oft auf der Farm seines Großvaters gewesen. Dort stand ein alter Brunnen, der mit Brettern zugedeckt war; er hatte einmal eins dieser Bretter weggezogen und hineingeschaut; im sommerlichen Sonnenschein war ihm nasskalte Luft entgegengeweht, und ein paar Weberknechte kamen heraus. Er konnte das Wasser nicht sehen, nur Dunkelheit, und er stellte sich vor, wie grauenhaft es wäre, dort hinein zu fallen. Genau dasselbe Gefühl hatte er, wenn er Jones-Smith anschaute.
«Da kommt meiner», sagte Groh, und DeWitt packte ihn und hob ihn herunter. Kurz darauf kam auch Bulgakovs.
«Jetzt nichts wie
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