Hyänen
zurückgemeldet. Sein Assistent sagte, er sei auf einer Geschäftsreise in Asien. Vielleicht wäre es das Beste, auch mit Luke kurzen Prozess zu machen. Er hatte ihn nie besonders gemocht. Die kleine Dumpfbacke.
Er schob die Decke zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett. Dann ging er an Manuel vorbei, der vor einer dieser mexikanischen Soaps eingenickt war, in denen vor allem riesige Brüste eine Rolle spielten, die aus Bikini-Oberteilen, engen Shirts oder knapp geschnittenen Blusen hervorquollen. Er öffnete den Schrank, nahm ein paar Sachen heraus und ging damit ins Badezimmer, schloss die Tür und zog das alberne Nachthemd aus, als ihm plötzlich Reverend Billy direkt ins Ohr schrie:
«Die Zeit ist gekommen, Bruder Frank! Das große Omega, das Ende aller Tage! Wir kämpfen bei Armageddon, und du bist in meiner Armee, Bruder Frank!» Barfuß durchwanderte er eine Ebene voll wabernder Schwefeldämpfe. Bussarde kreisten über ihm, und der Mond schien, dabei war helllichter Tag. Der Mond war um ein Vielfaches größer als die Sonne. Er spürte Unruhe und Bewegung in der Luft und begriff, dass es unsichtbare Engel waren, die ihn wie die Bussarde umkreisten und dabei mit den Flügeln schlugen.
Er öffnete die Augen. Mit ausgestreckten Beinen saß er auf dem Boden, mit dem nackten Hintern direkt auf den kalten Fliesen. Seine Genitalien hingen zwischen seinen Schenkeln, purpur angelaufen und schlapp. Er zog sich an der Toilettenschüssel hoch und setzte sich erst einmal hin. Ihm war etwas schwindlig, und er glaubte, sich übergeben zu müssen, blieb aber einfach sitzen, bis das Gefühl vorbeiging. Dann ging er zum Waschbecken und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
Er musste ohnmächtig geworden sein, weil er zu abrupt aus dem Bett aufgestanden war. Nachdem ihn McGrath derart genervt hatte.
Er zog das Nachthemd wieder an und schwankte zurück ins Bett. Fühlte sich erleichtert. Für einen Moment hatte er geglaubt, er habe schon wieder einen Herzanfall. Gott hätte ihn heim in sein Reich gerufen.
Gray schlug Normans Turm mit seinem Springer.
«Du bist in meine Falle getappt, Gray. Dein Schicksal ist besiegelt. Da kommst du nicht mehr raus.»
«Warten wir’s ab.»
Sie saßen im Park an einem der Picknicktische. Der Hund döste zu Grays Füßen im Schatten des Tischs. Norman starrte auf das Brett und dachte nach. Die schwarzen und weißen Figuren glänzten in der Sonne.
«Ich habe heute eine glatte Million verloren», sagte er. «Es ist ein Geben und Nehmen.»
«Und wie?»
«Die Börse ist eingebrochen. Schon mal vom Dow Jones gehört?»
«Nein. Du meine Güte. Tut mir leid.»
«Muss es nicht. Wenn man ein gewisses Level erreicht hat, ist es nur noch Monopolygeld.» Er schob einen Bauern nach vorn. «Nun spring schon.»
«Du verwechselst das mit Dame.»
«Oh. Na dann, du bist dran. Die Zeit läuft.»
Sofort schob Gray einen Läufer über das Brett. Norman verfolgte den Zug misstrauisch. «Was hast du vor, du alter Fuchs?»
«Hast du früher schon mal so viel verloren? Eine Million?»
«Ja, klar. Man gewinnt und verliert. Was macht das schon? Ich würde zehn Millionen geben, wenn ich Mr. Jones damit zum Leben erwecken könnte. Ich habe letzte Nacht von ihm geträumt.»
«Und was hast du geträumt?»
«Ich habe die Haustür aufgemacht, und er war da. Er saß einfach so da. Leckte seine Pfote und putzte sich das Gesicht. Es stellte sich heraus, dass er gar nicht krank geworden und gestorben war, sondern sich verlaufen hatte. Nun hatte er endlich den Weg nach Hause gefunden. Jetzt versteh ich. Du hast es auf die Dame abgesehen. Das kannst du vergessen.»
Ein Schatten fiel auf das Brett. Gray blickte nach oben und sah eine Möwe vorbeifliegen, weiß und grau vor dem blauen Himmel. Mit elegant geschwungenen Flügeln. Er hatte gehört, Möwen wären böse und schmutzig, die Ratten des Meeres, aber ihm erschienen sie stets ätherisch und schön.
«Du bist dran. Hör auf zu trödeln. Ich habe dich gleich schachmatt, egal, was du machst. Ist dir klar, wie hilflos du mir ausgeliefert bist?»
«Vielleicht fahre ich bald weiter», sagte Gray.
«Weiter? Und wann?»
«Ich weiß nicht. Vielleicht schon heute.»
«Heute noch? Das geht nicht, wir spielen Schach!»
«Das Match spiele ich noch zu Ende, keine Sorge.»
«Und wo willst du dann hin?»
«Vielleicht nach Alaska.»
«Warum denn ausgerechnet Alaska?»
«Da bin ich noch nie gewesen.»
«Was ist mit Gina? Nimmst du sie mit?»
«Ich glaube, die
Weitere Kostenlose Bücher