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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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geht mit mir nicht mal bis zur anderen Straßenseite.»
    «Ganz schön sauer, was?»
    «Ja.»
    «Tut mir leid. Ich habe ja schließlich die Katze aus dem Sack gelassen. Oder besser gesagt den Hund.»
    «Es ist nicht deine Schuld.»
    «Ich verstehe nicht, warum sie sich so aufregt. Das war doch eine gute Tat. Man sollte dich dafür bewundern. Die Kleinstadtskinheads haben ihr Fett weggekriegt.»
    «Ich glaube, es geht ihr vor allem darum, dass ich Luke angestiftet habe zu lügen. In ihren Augen war das Verrat. Das verstehe ich.»
    Norman seufzte.
    «Gray, Gray, Gray! Wenn ich so alt wäre wie du und bei so einer Braut landen könnte, wäre ich durch nichts mehr aufzuhalten. Ich würde Berge besteigen und Meere überqueren, wenn es sein muss. Wie Vincenzo.»
    «Wer?»
    «Der Kellner aus Sardinien. Der seinem Mädchen nach New York gefolgt ist.»
    «Ja, richtig.»
    «Und du willst stattdessen nach Alaska. Mit einem einäugigen Hund.»
    Gray schwieg. Er setzte seinen Läufer.
    «Du und Gina, ihr seid mir schon zwei. Ihr erinnert mich daran, was ich mal in einem Buch gelesen habe. Über zwei Schachteln. Beide sind verschlossen. Und in jeder Schachtel liegt der Schlüssel zu der anderen.»
    Gray sah Norman über den Tisch hinweg an.
    «Okay.»
    «Diese zwei Schachteln, daran erinnert ihr mich, Gina und du.»
    «Du bist dran.»
    Norman konzentrierte sich wieder auf das Spiel.
    «Ich tue jedenfalls mein Bestes, um dir diesen Unsinn mit Alaska auszureden. Es ist gar nicht so leicht, einen Menschen zu finden, der noch schlechter Schach spielt als ich.»
     
    Sie sahen ein bisschen wie Seehunde aus. Dutzende von Seehunden. Wie sie da in schwarz glänzenden Neoprenanzügen auf ihren Surfbrettern saßen und auf die nächste gute Welle warteten.
    «Probier das doch mal aus», sagte sie. «Ich wette, Surfen macht dir Spaß.»
    «Mom», sagte er.
    «Wahrscheinlich ist das so ähnlich wie Skateboardfahren. Das kannst du doch richtig gut.»
    «Ich glaube, du machst einen Fehler.»
    «Es reicht mir langsam, dass du an jeder Kleinigkeit etwas zu meckern hast.»
    «Das ist jetzt aber verdammt wichtig! Gray zu verlassen ist doch nicht irgend so ’ne Kleinigkeit, Mom!»
    «Nun beruhige dich mal, hör auf zu schreien.»
    «Ich durfte ihm ja nicht mal auf Wiedersehen sagen.»
    «Du hast ihm geschrieben. Das ist doch immerhin etwas.»
    «Er war unser Freund. Wir haben sonst niemand. Wir sind ganz allein.»
    «Woher weißt du, dass er unser Freund ist? Wir wissen überhaupt nichts über ihn.»
    «Er ist anständig, Mom.»
    «Meinst du wirklich? Schlagen anständige Menschen andere Leute zusammen und hängen sie an Bäume?»
    «Manchmal.»
    «Er belügt uns. Er hat Geheimnisse vor uns.»
    «Wir belügen ihn. Und haben Geheimnisse vor ihm.»
    «Und wir haben allen Grund dazu! Luke, er hat dich in Gefahr gebracht.»
    «Hat er gar nicht. Bei ihm habe ich mich immer sicher gefühlt.»
    «Geht es darum? Soll er uns beschützen? Willst du ihn wirklich in unseren Schlamassel mit reinziehen? Findest du das fair? Und überhaupt, das ist hier keins von deinen Videospielen. Dieses Karatezeugs hilft uns auch nicht gegen die bewaffneten Typen.»
    Luke guckte niedergeschlagen aus dem Autofenster. Er sah weder das funkelnde Meer, noch die hohen dunklen Berge.
    «Wart nur ab. San Francisco wird bestimmt toll. Wir fahren über die Golden Gate Bridge und gehen nach Chinatown.»
    «Mom, lass uns zurückfahren. Mir hat es da gefallen. Und dir doch auch.»
    «Jetzt reicht es aber, Luke.»
    «Wir könnten uns eine Wohnung mieten, und ich könnte zur Schule gehen.»
    «Und was soll ich machen?»
    «Du kannst doch wieder als Kellnerin arbeiten. Im Sea Horse!»
    «Das hast du dir ja alles schön ausgemalt.»
    «Ja! Und Gray wäre unser Freund, Norman auch. Wir würden die beiden jeden Tag treffen.»
    «Hör auf. Daraus wird nichts. Wir fahren nicht zurück.»
    «Vielleicht gehe
ich
dann aber zurück.»
    «Wie bitte?»
    «Vielleicht laufe ich einfach weg.»
    Sie riss das Lenkrad herum, der Wagen schleuderte rechts von der Fahrbahn hinunter und kam vor einem Keramikgeschäft zum Stehen. Auf einem Schild stand in großen Buchstaben: BETET FÜR UNSERE TRUPPEN . Sie beugte sich über Luke und fasste ihn am Arm.
    «Au! Mom, du tust mir weh!»
    «
Jetzt pass mal auf
 – sag so etwas nie wieder! Wenn du wegläufst, bringt mich das um. Ich bring dich um, wenn du das tust. Hast du mich verstanden?»
    «Ja! Lass mich los.»
    Sie ließ ihn los und fuhr zurück zum Pacific Coast

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