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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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Highway. Es war dichter Verkehr. Als sie eine Lücke entdeckte, gab sie Gas. Die Reifen quietschten, und der Wagen schoss über den Bürgersteig zurück auf die Straße.
    «Wir schaffen das nicht allein», sagte er und rieb sich den Arm. Dann fuhren sie schweigend durch die dreiundvierzig Kilometer lange Stadt.
     
    «Sie sind wohl ein echter Potter-Fan.»
    Der Bücherstapel auf dem Kassentisch war fast einen halben Meter hoch. DeWitt kicherte.
    «Die sind nicht für mich. Sondern für meinen Neffen, er hat Geburtstag.»
    «Wie heißt er denn?»
    «Bo.»
    «Mein erster Freund hieß auch Bo.»
    Er sah zu, wie sie den Preis der Bücher eintippte. Auf der Wölbung einer ihrer Brüste war ein Namensschild befestigt, darauf stand KIMBERLY .
    «Wie alt waren Sie da? Als Sie Ihren ersten Freund hatten?»
    «Sechs. Er war auch sechs. Ich habe sein armes kleines Herz gebrochen.»
    DeWitt lachte. Er bezahlte die Bücher in bar und verließ das Geschäft. Während er die schwere Büchertüte durch die Tiefgarage schleppte, ging ihm eine Menge durch den Kopf. Kimberly war nett und lustig und auch im richtigen Alter. Vielleicht war die Geschichte über ihren Freund ja ein Flirtversuch gewesen, und er hatte nur gelacht und war gegangen. Er hätte sie nach dem Namen ihres derzeitigen Freundes fragen können, und vielleicht hätte sie dann gesagt, im Moment habe ich keinen, dann hätte er gesagt, was für ein Zufall, ich habe nämlich auch gerade keine Freundin. Und wer weiß, was dabei herausgekommen wäre. Eine Verabredung? Viele Verabredungen? Sex? Liebe? Natürlich konnte er jetzt einfach umkehren, zurück in den Laden gehen und sie fragen, wie ihr jetziger Freund heißt. Aber das würde nur darauf hinauslaufen, dass Kimberly einen Schreck bekommt, weil dieses pickelgesichtige Arschloch sich mit ihr verabreden will. Sie war bestimmt nur deshalb nett zu ihm, weil sie von Natur aus eben so war und weil Nettsein zu ihrem Job gehört. Er würde nie ein Mädchen kennenlernen, das er nicht dafür bezahlen musste, es sei denn, er schaffte eines Tages den großen Durchbruch. Wer Macht und Geld hat, kann wie der Elefantenmensch aussehen, trotzdem laufen ihm die Mädchen nach.
    Er kehrte zu seinem Wohnblock zurück. Klopfte an seine Schlafzimmertür. Smith-Jones machte ihm auf.
    «Hier sind die Bücher.»
    «Ich bin dir schrecklich dankbar, DeWitt.»
    Groh nahm den Beutel. DeWitt sah, dass sich hinter ihm der andere – der dunkle, bedrohliche Kerl – über einen Laptop beugte.
    «Braucht ihr sonst noch was?»
    «Zwei Becher Kaffee, bitte.»
    Groh schloss die Tür. Seit sie am frühen Morgen zurückgekommen waren, hatten sie sich im Schlafzimmer verschanzt. Arbeiteten am Computer. Telefonierten mit ihren Handys. DeWitt hatte keine Ahnung, was los war, aber er nahm an, dass es irgendetwas mit der Topmeldung des Tages zu tun hatte: In Brady waren letzte Nacht zwei Polizisten getötet worden und noch ein anderer Kerl. Dabei hatte es hier in der letzten Woche schon drei Morde gegeben.
    Er ging in die Küche. Füllte French Roast in seine Mr.-Coffee-Maschine. Meistens war es nicht gut, sich zu viele Gedanken zu machen, aber er konnte es einfach nicht lassen. Er fragte sich, ob man wohl wegen Mordes angeklagt werden kann, weil man jemandem Waffen besorgt hat, ohne zu wissen, wofür. Und er fragte sich, was sie wohl mit den Harry-Potter-Büchern vorhatten. Vielleicht wollten sie Bomben daraus bauen.
     
    Er brütete über zwei Postkarten. Auf der einen stand:
    Lieber Gray,
tut mir leid, dass wir so plötzlich abreisen mussten, ohne uns zu verabschieden. Vielen Dank, dass Du uns den Reifen gewechselt hast und so nett zu Luke warst. Ich weiß nicht, wohin es Luke und mich verschlagen wird, aber ich hoffe, dass wir eines Tages dort ankommen werden.
    Sag Norman bitte, dass wir wegmussten. Ich hoffe, Du findest, wonach Du suchst.
    Gina
    Und auf der anderen:
    Tschüs, Gray. Du wirst mir fehlen. Du wolltest mir doch noch Tschi Gong beibringen. Hoffentlich findest Du einen guten Namen für den Hund.
    Dein Freund
    Luke
    Er warf die Karten auf das andere Bett. Verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Dann schaute er an die Decke.
     
    Es begann zu dämmern. Sie harkte Laub und schob es unter der Eiche im Vorgarten zu einem großen Haufen zusammen. Als sie noch ein Kind gewesen war, hatten sie und ihre Geschwister sich gegenseitig unter Bergen von Laub begraben. Schwer zu sagen, was daran so toll gewesen war, außer dass ein gespenstischer Zauber über

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