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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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ertrug sie das Pinkelgeräusch. Der Raum war eine Kombination aus Toilette und Bad, hoch oben an der Wand war ein rechteckiges Fenster aus Milchglas. Dee griff nach dem Toilettenpapier und drückte die Spülung, dann wusch sie am Waschbecken Hände und Gesicht, und sie gingen zurück ins Wohnzimmer. Sie setzte sich aufs Sofa, und er begann, sie zu fesseln. Die Plastikbänder, der Kuhschädel und die schwarze Maske, vor allem aber sein Schweigen machten ihr Angst, und sie fing an zu weinen.
    Auf dem Couchtisch lagen ein Spiralblock und ein Kugelschreiber. Er griff danach, schrieb schnell etwas auf und hielt es ihr vors Gesicht. Es waren große hässliche Buchstaben, die aussahen wie Kinderschrift.
    Hab keine ankst, das ich dir nix tu.
     
    Sie waren mit Normans 65 er Chrysler alle zusammen zu Gelson’s Market gefahren, um fürs Abendessen einzukaufen. Jetzt waren sie in seiner großen Küche und bereiteten unter Ginas Oberaufsicht das Essen zu. Nur Gray machte nicht mit. Er saß an Normans großem Bauerntisch aus antiker Pinie, trank Wein und sah ihnen zu. Das Essen sollte aus Rücksicht auf Gray und Luke vegetarisch sein: gebratene Artischockenherzen im Teigmantel als Vorspeise, grüner Salat, dann Cavatelli mit Wildbroccoli und als Nachtisch Käsekuchen mit Himbeeren. Die Luft in der Küche war warm, es roch nach der köchelnden Soße und den brutzelnden Artischocken, Norman hatte eine Stones-Platte voll aufgedreht. Gina sah von Zeit zu Zeit zu Gray hinüber und lächelte. Der Hund lief herum, als wäre das seine Wohnung, immer wachsam, ob vielleicht etwas Essbares auf den Boden fiel. Gray war nicht gern betrunken, aber ein leichter Schwips war doch etwas Schönes, und genau den hatte er jetzt.
    Norman war ganz gern betrunken und hielt sich an Scotch. Jetzt zog er Gina in die Mitte des Raums und zwang sie zu tanzen, obwohl sie sich zuerst noch lachend wehrte.
    Gray nahm sich ein Stück Käse von einer Käseplatte. Kaute und beobachtete Gina. Jetzt sah sie wieder zu ihm hinüber. Was für ein Lächeln!
    «Mom!», rief Luke. «Die Artischockenherzen brennen an!»
    Sie lief schnell zum Herd, um sie zu retten.
    «Gina», sagte Norman, «ich will ja nicht petzen, aber Gray ist ein Faulpelz. Futtert Käse und schlürft Wein und lässt uns die ganze Arbeit machen.»
    «An die Arbeit, du faules Stück!», rief Gina und beugte sich über die dampfende Pfanne. Mick Jagger sang:
Such a pretty pretty pretty girl …
    «Komm ja schon! Was soll ich denn machen?»
    «Du kannst mir helfen», sagte Luke.
    «Gut. Und wobei?»
    «Sachen klein schneiden.»
    Gray ging zu Luke an das Schneidebrett. Fing an, eine Avocado zu schneiden, und konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so glücklich gewesen war.
     
    Der Mann, der seine Tochter entführt hatte, hatte noch einmal angerufen und gesagt, heute bekämen sie keinen Flug mehr, ter Horst sollte sie morgen um 10 : 35  Uhr am Flughafen von Los Angeles abholen. Er hatte ihn noch einmal gewarnt, Gina nicht zu nah zu kommen. Also nahmen er und die Lingos Zimmer im Paradise Motel am Washington Boulevard in Mar Vista; gerade aßen sie Pizza bei Shakey am Ende der Straße.
    «Mir passt das gar nicht», sagte Mac Lingo. «So war das nicht abgemacht.»
    «Für euch hat sich nichts geändert», sagte ter Horst. «Ihr kriegt euer Geld. Alles andere kann euch doch egal sein.»
    «Was sind das überhaupt für Typen?», fragte Steve.
    «Das fragst du schon die ganze Zeit. Ich weiß es nicht und damit basta.»
    «Wenn du mich fragst, wir machen sie alle», sagte Ronnie. «Schnappen sie uns am Flughafen, bringen sie dann irgendwohin und fertig.»
    «Und was wird dann aus meiner Tochter?»
    «Weiß nicht.»
    «Sie bringen sie um. Das wird aus ihr.»
    «Sieht sie gut aus?», fragte Steve.
    «Sie ist hübsch. Hat vielleicht ’nen paar Pfund zu viel. Es geht die ganze Zeit zehn Kilo rauf und wieder runter.»
    «Ich mag dicke Weiber», sagte Ronnie, einen zähen Klumpen Pizza im Mund.
    «Sie ist nicht dick», sagte ter Horst. «Wir reden hier über meine Tochter, also pass auf, Ronnie.»
    «Weißt du noch, Monica?», fragte Lingo.
    Ter Horst grinste. «Klar. Sicher, Monica.»
    «Wer ist Monica?», fragte Steve.
    «Nur so ’ne Olle, die wir mal kannten, Frank und ich. In der guten alten Zeit.»
    «Okay, und wie kommt ihr jetzt auf die?»
    «Die war auch ziemlich fett. Wie Franks Tochter.»
    «Jetzt mach mal halblang, Mac», sagte ter Horst.
    Lingo lachte, ein heiseres Gackern. Er langte über den

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