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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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sagte Luke.
    Der Hund bellte, Luke und Gray lachten –
     
    Bei Hitze und Wind, Rauch und Asche waren sie unterwegs. Nur Fehlanzeigen, wenn sie den Leuten die Fotos zeigten. Jeder, den sie ansprachen, wollte am liebsten sofort weglaufen, als wären sie Gevatter Tod und sein Gehilfe.
    Ronnie hinkte ein wenig. Dort, wo ihn der Honda erwischt hatte, war sein linkes Bein verletzt und geschwollen.
    «Dad, ich habe Durst.»
    «Hier», sagte Mac Lingo und warf ihm eine große Plastikflasche Dr. Pepper zu.
    «Nicht so was. Ich will ein Bier.»
    Sie gingen in den
Harbor Room
. Auf einem Schild stand: Die kleinste Kneipe in Los Angeles. Sie setzten sich an den Tresen und bestellten Bier vom Fass. Die Kneipe war wirklich ziemlich klein. Fast ein Viertel des Raums ging schon für Ronnie drauf.
    «Du hast einen Schnurrbart», sagte Ronnie.
    Lingo grinste und fuhr sich langsam mit der Zunge über die Oberlippe.
    «Schau dir die mal an, Chef», sagte er zum Barkeeper. «Kommen dir die bekannt vor?»
    Der Barkeeper runzelte die Stirn. Zuckte mit dem Kopf, als er Gina ansah.
    «Ich weiß nicht. Sie vielleicht.»
    «Echt?», sagte Lingo. «Schon mal gesehen? Ist sie hier drin gewesen?»
    «Nein, hier drin bestimmt nicht. Vielleicht bin ich ihr auf der Straße begegnet. Bin mir nicht sicher, vielleicht wünsche ich mir auch nur, sie gesehen zu haben. Ist ja wirklich scharf.»
    Lingo musterte das Foto voller Zuneigung, als wäre er Ginas liebender Vater.
    «Ja, das ist sie. Was für ein hübsches Mädel! Stimmt’s?»
    «Haben Sie sie gesehen oder nicht?», fragte Ronnie. «Jetzt mal ’ne klare Antwort!»
    «Ich glaube nicht, dass ich sie kenne», sagte der Barkeeper und sah sich die Lingos genauer an. «Warum wollt ihr das eigentlich wissen?»
    «Wir sind Privatdetektive», sagte Lingo. «Hat mit ’nem Fall zu tun.»
    «Verstehe», sagte der Barkeeper und beschloss, sich um den einzigen anderen Gast in seinem Lokal zu kümmern.
    «Dad?»
    «Ja?»
    «Glaubst du, dass Steve jetzt im Himmel ist?»
    «Daran gibt’s ja wohl keinen Zweifel, oder?»
    «Was er da oben wohl macht?»
    «Keine Ahnung.»
    «Meinst du, man kann da fischen und jagen?»
    «Weiß ich nicht.»
    «Dann hoffen wir’s. Steve ist so gern fischen und jagen gegangen.»
    Sie tranken ihr Bier aus, und Lingo zahlte, gab dem Baarkeeper ein gutes Trinkgeld. Als sie aufstanden, kam Norman herein. Er trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, aber auf dem engen Raum stießen sie mit ihm zusammen, und er konnte ihre säuerlichen Ausdünstungen riechen. Ronnie starrte ihn an.
    «Nen paar üble Burschen», sagte der Barkeeper, als sie am Fenster vorbeigingen.
    «Ja?», sagte Norman und setzte sich an den Tresen. «Von denen gibt’s ne Menge in King Beach.»
    «Was soll’s denn sein, Norman?»
    «Dewar’s, auf Eis.»
     
    Groh schaute sich eins der Harry-Potter-Bücher an. Fand es nicht besonders spannend, aber er war ja auch kein zehnjähriger Junge.
    Als sie an der Lagune vorbeigingen, war Bulgakov plötzlich ganz blass geworden und hatte angefangen zu taumeln, sodass er sich ins Gras setzen musste. Groh wollte Dr. Pol Lim anrufen, aber Bulgakov weigerte sich. Als eine Art Kompromiss waren sie ins Motel zurückgegangen, um sich ein wenig auszuruhen. Sie überließen die Suche den rachsüchtigen Lingos. Die richteten wahrscheinlich mehr Schaden an, als etwas zu nützen, aber dagegen ließ sich im Moment nichts machen.
    Das Bild verfolgte ihn: Luke mit seiner weißen Baseballmütze, wie er sich durch den Verkehr schlängelt, in wilder Flucht den Lincoln Boulevard hinunter. Er war vor
ihm
davongelaufen. Wenn er doch nur wüsste, dass Groh ihn beschützen wollte, um ihn sicher zu seinem Großvater zu bringen.
    Diesem dreckigen alten Gangster von einem Großvater.
    Eigentlich machte er sich wenig Gedanken über das Schicksal von Menschen, mit denen er durch seine Arbeit in Berührung kam, die aber keine Zielpersonen waren. Bei Luke war das anders. Was für ein schönes Kind! Er verdiente es, an einem schönen Ort aufzuwachsen, wo ihm die Bosheit, der Schmutz und die Traurigkeit des Lebens nichts anhaben konnten.
    Er spielte mit einem Gedanken.
    In seiner Branche wurde man nicht alt. Eines Tages gab es Komplikationen, und man starb, entweder durch die Kugel eines ebenbürtigen Kollegen oder durch einen Trottel, der Glück gehabt hatte.
    Vielleicht kam dieser Moment schon bald. Vielleicht war er schon gekommen. Dieser furchtbare Traum, den er im Flugzeug gehabt hatte, das verrückte

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