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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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kurz.»
    DeWitt setzte die Skimaske wieder auf und ging ins Wohnzimmer. Sie war am Sofa festgebunden. Sein neuer großer HD -Fernseher hatte es ihr angetan, mit seinen unzähligen Kanälen. Jetzt gerade hatte sie einen Shoppingkanal eingeschaltet. Ein alterndes Supermodel versuchte, eine Hautpflegeserie unter die Leute zu bringen, mit geheimem Tri-Peptid-Komplex.
    «Davon bestelle ich was», sagte Dee.
    Er nahm den Block und schrieb:
sei nich blöt. daine haut is zaat wien kinderpopo.
    «Wie lieb von dir. Du bist zwar ein Lügner, aber lieb.»
    Sie flirtete mit ihm, aber er ließ sich nicht reinlegen. Sie war seine Gefangene, ihr Leben und ihr Schicksal hingen von ihm ab, deshalb war sie natürlich nett zu ihm. Vielleicht hoffte sie, dass er nicht mehr richtig aufpasste und sie abhauen könnte, aber dazu würde es niemals kommen. Er war stolz darauf, jeden Auftrag exakt auszuführen, egal, was es war.
Tu, was man dir sagt.
Das war das Schöne am System. Sie brauchten Leute von jeder Sorte. Kaltblütige Auftragsmörder wie Smith-Jones und Jones-Smith und unkomplizierte Typen wie ihn als Mädchen für alles.
    Er löste ihr die Fesseln an den Hand- und Fußgelenken. Wenn er im Raum war, ließ er ihr etwas mehr Freiheit. Das war sicher in Ordnung, solange er ihr nicht den Rücken zudrehte.
    «Puh», sie seufzte und rieb sich die Handgelenke, «danke!»
    Er schrieb auf den Block:
ich ruhfe dain dädi an. pass auf, wassu saaks.
    «Klar, ich pass auf, keine Angst.»
    Er tippte die Nummer und hörte ter Horst: «Kleines? Bist du das? Dee? Hallo!»
    Er gab Dee das Telefon.
    «Daddy?»
    «Dee! Mein Schatz! Geht es dir gut?»
    «Mir geht’s gut, Daddy», sagte sie, und dann musste sie weinen.
    «Warum weinst du denn?»
    «Weiß ich selber nicht, Daddy. Du fehlst mir.»
    «Du fehlst mir auch, Kleines. Bald kannst du wieder nach Hause, glaub mir.»
    «Okay.»
    «Wie behandeln sie dich? Sie tun dir doch nicht mehr weh, oder?»
    «Keiner tut mir was. Sie sind nett zu mir.»
    «Weißt du, wo du jetzt bist? Wie viele sind bei dir?»
    Dee sah hinüber zu dem Mann mit der Maske. Seine blauen Augen fixierten sie. Manchmal glaubte sie, dass er niemals blinzelte.
    «Dee?»
    «Das kann ich nicht sagen.»
    DeWitt streckte die Hand nach dem Telefon aus.
    «Ich muss Schluss machen.»
    «Dee – warte –»
    «Tschüs, Daddy.»
    «Dee!»
    Die Verbindung war tot.
    «Mist», sagte ter Horst.
    Er lag auf dem ungemachten Bett in der klimatisierten Schachtel von einem Motelzimmer in Mar Vista. Zu schwach, um mit den andern nach King Beach zu gehen. Sein Herz schlug wie eine Pauke.
    Der Fernseher lief. Er ließ ihn die ganze Zeit laufen. Es war wie ein Kamin, in dem immer ein Feuer brannte. Die Brände hatten sich seit gestern ausgebreitet und an Macht zugenommen. Egal, welchen Sender er einschaltete, dem Feuer zuzuschauen war wie eine Art Hypnose. Es kam ihm vor, als würde auch er verbrennen.
    Er stand auf, ging zum Fenster und schob die Vorhänge zur Seite. Sah zu, wie der Wind den Washington Boulevard entlangfegte.
    Heute wurde McGrath beerdigt, wahrscheinlich genau jetzt. Er hatte im Büro angerufen und mit Linda, der Sekretärin ihrer Abteilung, gesprochen. Er hatte gesagt, er könne nicht kommen, weil er mit Schweinegrippe im Bett liege. Das sollte aber keiner wissen. Das Gute an Handys war, dass niemand sehen konnte, von wo man anrief.
    Er erinnerte sich, wie niedergeschlagen Doug gewesen war, als Alison krank wurde. Er hatte sich betrunken und geweint, und er hatte ihn vorher noch niemals weinen sehen. Krebs. Eine fürchterliche Geschichte. Alison war immer so schön gewesen wie eine zarte Blume, und jetzt begann sie zu welken.
    Leben.
    Tod.
    Manchmal schien es so kompliziert zu sein, dabei war es ganz einfach. Gott schuf Adam und Eva mit perfekten Körpern und einem makellosen Immunsystem. Kein Krebs, keine Herzkrankheiten, Diabetes, Wundstarrkrampf. Sie hätten ganz einfach im Paradies im Schatten liegen und bis in alle Ewigkeit ihre perfekten Körper ficken können. Doch Eva hörte auf die Schlange, anstatt auf Gott. Und jetzt werden wir krank und sterben wie erbärmliche Tiere, werden überfahren oder ermordet oder vom Blitz erschlagen. Das alles war Evas verdammte Schuld.
     
    Er hatte Ziele aufgestellt: drei Pappkartons, auf die er konzentrische Kreise gemalt hatte. Er war eingerostet; die Tatsache, dass er den Kerl an der Hügelstraße nicht getötet hatte, war der Beweis.
    Er wusste von fünf Männern, die sie verfolgten. Der Typ

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