Hyänen
im Hawaiihemd war jetzt keine Bedrohung mehr. Frank ter Horst. Ein Polizeibeamter mit wahrscheinlich zumindest gewissen Fähigkeiten. Dann der Trampel mit dem massigen Körper und den kurzen Beinen, der in seine Windschutzscheibe geschossen hatte. Da er ihn verfehlt hatte, war er wohl eher ein Feld-, Wald- und Wiesen-Gauner als ein wirkliches Talent. Und der blonde Typ, den er im Rückspiegel gesehen hatte, als er den Kriminellen niederschlug, der auf sie geschossen hatte. Sie sollten also nicht einfach umgebracht werden, sondern mindestens einer von ihnen, mit ziemlicher Sicherheit Luke, sollte lebend gefangen werden. Er wusste nicht, wie ernstzunehmend der Blonde war, aber es würde ihn nicht wundern, wenn er genauso viel draufhatte wie der Kerl mit dem Bürstenhaarschnitt, der nicht nur deshalb noch am Leben war, weil Gray eingerostet war, sondern weil er mit einer verblüffenden Geschwindigkeit reagiert hatte.
Es waren also vier übrig, über die er Bescheid wusste, und vielleicht gab es noch andere. Vielleicht viele andere. Vielleicht würden sie über ihn herfallen wie damals am Präsidentenpalast von Kangari. Eine ganze Horde war auf dem üppigen, perfekten Rasen auf ihn zugekommen, so verrückt von Palmwein und Kokain, dass sie glaubten, seine Kugeln könnten ihnen nichts anhaben. Die blauen und gelben Echsen waren vor ihnen davongelaufen.
Er hatte die Ziele in einer tiefen Schlucht aufgestellt, nördlich von Normans Golfplatz und südlich von ein paar verwitterten Hügeln. Er schoss nicht einfach in aufrechter Haltung, sondern im Liegen und Hocken. Er schoss, während er auf die Ziele zulief. Stellte sich mit dem Rücken zu ihnen, wirbelte dann herum und schoss. Sprang zur einen Seite und schoss, sprang zur anderen und schoss, machte fünfundzwanzig schnelle Liegestütze und richtete sich auf und schoss, machte einen Salto und schoss, schoss mit geschlossenen Augen, spritzte sich Wasser in die Augen und schoss, zog die Waffe wie Wyatt Earp und schoss und lud nach und drehte sich im Kreis herum wie ein Kind, bis ihm schwindlig wurde, und schoss.
Eine Sache hatte der Major ihm eingetrichtert. In einem Kampfeinsatz tut man nichts, was man vorher nicht schon mal probiert hat. Zumindest nicht erfolgreich.
Luke spitzte die Ohren. Das ferne Ploppen der Glock war kaum hörbar.
«Warum darf ich nicht zuschauen?», fragte er.
«Darum», sagte Gina.
Sie saß an der runden Bar, nippte am Wein und blätterte in einer zwei Jahre alten Ausgabe von
Vanity Fair
. Las die Anzeigen. Sah sich die überirdisch schönen männlichen und weiblichen Models an.
Luke kam von der Glaswand herüber zu ihr an die Bar, der Hund folgte ihm.
«Wie lange bleiben wir noch hier?», fragte er.
«Weiß ich nicht.»
«Ich weiß nicht, was ich tun soll.»
«Lies, schau fern. Oder soll ich dir Unterricht geben? Wie viel ist acht mal acht?»
Luke antwortete nicht. Sah zu, wie seine Mutter Wein trank.
«Wirst du jetzt Alkoholikerin?»
«Nein.»
«Kann ich ein bisschen Wein haben?»
«Natürlich nicht. Spinnst du?»
«Jeffs Eltern erlauben ihm, am Passah-Fest Wein zu trinken.»
«Jetzt ist kein Passah-Fest. Wir sind keine Juden. Du bist nicht Jeff.»
Luke ging mit dem Hund in sein Schlafzimmer. Er warf sich aufs Bett, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und sah zur glänzenden Decke hinauf.
Er fuhr mit dem Skateboard. Der Hund lief neben ihm her. Sie erklommen einen Hügel. Unter sich sahen sie Gray.
Er hatte Ärger, war umgeben von Schurken. Er kämpfte tapfer, aber die Munition ging ihm aus.
«Komm schon, Bursche!», sagte Luke.
Er sauste den Hügel hinunter, schneller als jemals zuvor in seinem Leben. Der Hund lief neben ihm. Die Räder des Skateboards donnerten über die Straße. Der Hund bellte. Luke zog die Pistole und schoss drauflos.
Gray sah den Hügel hinauf und grinste.
«Luke!», rief er.
Die Gangster schossen auf Luke. Er hörte die Kugeln vorbeizischen. Er ging in die Hocke und schoss weiter. Ein Gangster schrie auf und fiel zu Boden, dann noch einer.
Gray hatte keine Patronen mehr und setzte jetzt seine Qigong-Techniken gegen sie ein.
Der Hund stürzte sich auf einen der Kriminellen und schlug die Zähne in seine Kehle.
Luke sauste mit dem Skateboard zwischen den Gangstern hindurch. Zwei feuerten auf ihn, aber er duckte sich, und sie erschossen sich gegenseitig!
Die überlebenden Gangster liefen fort.
«Das war knapp, Luke!», sagte Gray. «Danke, dass du mich gerettet hast!»
«Schon okay!»,
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