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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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Hobbes in einem gecharterten Flugzeug eintraf, eine Aktentasche voller Geld übergab und zusammen mit Gray sofort wieder verschwand.
    Er brachte Gray in ein Krankenhaus, erst in London, wenige Tage später dann in Miami. Seine Verletzungen verheilten, aber man befürchtete, er habe einen Gehirnschaden erlitten. Er sprach nicht und reagierte nicht darauf, wenn andere ihn ansprachen. Der Major besuchte ihn jeden Tag, aber er schien ihn nicht zu erkennen. Er konnte essen und trinken und auch gehen, wenn man ihn herumführte, wie ein gehorsamer Zombie, sonst waren jedoch keine mentalen Reaktionen festzustellen. Aber die Untersuchungen des Gehirns führten zu keinem Ergebnis, und in der Tat war sich ein Teil von ihm der Realität vollkommen bewusst. Registrierte, wenn eine Krankenschwester ein neues Parfüm benutzte. Sah, wie Major Hobbes eines Tages bei seinem Anblick am Krankenbett zusammenbrach, mit Tränen in den eisblauen Augen. Aber der Rest von ihm war nicht anwesend. Es war, als wäre er in einen blubbernden Vulkan gefallen, einen Vulkan der Schande, der Schuld und des Schreckens. Unablässig erinnerte ihn sein Gedächtnis daran, dass er Kinder getötet hatte. Dass er den Präsidenten nicht beschützt hatte und auch nicht seine Ehefrau. Immerzu sah er den Innenraum der Kirche. Den Priester an der Wand. Das stumme Abschlachten unschuldiger Menschen.
    Eines Tages schlug er dann das Laken zur Seite, stand auf und verließ das Krankenzimmer. In seinem dünnen Nachthemd ging er die Flure hinunter, und alle starrten ihn an, als sei er ein Gespenst. Schließlich fand er, wonach er gesucht hatte, eine Tür ins Freie.
    Er ging hinaus auf die Veranda. Einige Krankenhausangestellte saßen dort und rauchten, aber niemand beachtete den vernarbten Mann im Krankenhausnachthemd, der barfuß zum Geländer ging und hinausschaute.
    Es war paradiesisch. Überall Palmen und Blumen, und ein Blütenduft lag in der warmen Luft. Es kam ihm vor, als kehre er in seinen Körper zurück. Es war überwältigend, dass er es geschafft hatte, von der brennenden Kirche, in der er an den Handgelenken gefesselt war, bis hierher zu gelangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er das überleben würde, hatte bei eins zu einer Million gelegen. Und deshalb hatte es bestimmt einen Sinn, dass er am Leben geblieben war.
    Er liebte den Major, aber ihm war klar, dass er nie wieder für ihn arbeiten konnte oder für jemand anders in dieser Branche.
    Nachdem er das Krankenhaus verlassen hatte und sich stark genug fühlte, kehrte er nach Afrika zurück. Nicht nach Kangari, sondern in ein friedliches Land. Er war schon einmal dort gewesen.
    Man hatte ihm von einem Berg erzählt, den die Menschen für einen heiligen Ort hielten. Sie glaubten, Gott sei auf diesem Berg. Wenn man ein Gebet auf einen Zettel schrieb, den Berg bestieg und den Zettel unter einen Stein legte, dann würde Gott dieses Gebet erhören. Genau das hatte Gray getan. Auf das Blatt Papier hatte er geschrieben:
Sag mir, was ich tun soll.
     
    Sein Mund war trocken. Er trank den Rest Limonade. Sah zu, wie die eine Maus mit weißen Pfoten die andere um den Pool jagte.
    «Wie auch immer; das ist jetzt schon zwei Jahre her.»
    «Und?»
    «Und was?»
    «Hat Er es dir gesagt? Was du tun sollst?»
    «Nein. Ich warte noch.»
    Gina dachte nach.
    «Was ist aus Bangura geworden?», fragte sie. «Und Natalie?»
    «Sie wurden Malamba vorgeführt, dem Chef der Rebellen. Jetzt ist er Präsident Malamba. Er ließ sie töten. Ich glaube, die Einzelheiten willst du nicht wissen.»
    Sie seufzte. «Das arme Mädchen.»
    Dann sah sie ihn an.
    «Du warst also in der Armee. Nicht bei der Marine.»
    Er nickte.
    «Warum hast du dann gesagt, dass du Seemann bist?»
    «Weißt du was? Ich glaube, ich habe für heute genug geredet.»
    Er stand auf und reckte sich.
    «Warum schauen wir uns nicht etwas um? Lass uns mit dem Wagen einen Ausflug machen.»
     
    Es klingelte an der Tür. Es war der Typ vom chinesischen Lieferservice. Er sprach kaum ein Wort Englisch. DeWitt gab ihm reichlich Trinkgeld, er mochte ihn, weil er immer freundlich war und lächelte. Auch jetzt lächelte er und verbeugte sich und sagte fünfmal danke.
    Er schob den Kuhschädel zur Seite und stellte das Essen auf den Couchtisch. Sie schaute gern fern beim Essen. Er holte Teller und Besteck aus der Küche und auch Papierservietten, auf denen Bilder von Hunden und Katzen waren, die Baseball spielten. Nur einen Teller, denn die Skimaske hatte keine Öffnung für den

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