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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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standzuhalten. Also haben wir ihn hier operiert. Lazaro, zeig unseren Gästen bitte deine Brust. Du kannst die Waffe so lange beiseitestellen, ich bin sicher, es ist kein Problem.«
    Der grobschlächtige Mann behielt seine Waffe in der linken Hand, während er mit der rechten sein Hemd am unteren Saum ergriff und es nach oben zog. Sein Oberkörper war stark behaart. Unnatürlich stark und borstig.
    »Keine OP -Narbe, wie Sie sehen«, sagte Luc. »Erstaunlich, nicht wahr? Und doch haben wir ihn operiert. In seiner Brust schlägt seit drei Jahren das Herz eines Ebers. Durch unsere Behandlung ist Lazaro nicht nur vollkommen regeneriert, sein Herz ist sogar besonders kraftvoll. Auch sein Blut haben wir verbessert, es kann mehr Sauerstoff aufnehmen und transportieren als herkömmliches menschliches Blut. Lazaro wurde nicht nur geheilt, wir haben mit ihm den Prototyp eines leistungsfähigeren Menschen erschaffen und ihm einen neuen Namen und eine neue Bestimmung gegeben. Und dafür ist er uns dankbar.«
    »Sie erschaffen Hybriden aus Menschen und Tieren. Sie spielen Gott!« Juli spuckte die Worte geradezu aus.
    »Es gibt keine Veranlassung, theatralisch zu werden, Frau Thomas. Sehen Sie, die konventionelle Medizin beschränkt sich heute darauf, Krankheiten zu heilen und zerstörte Zähne oder Knochen wiederherzustellen oder durch Prothesen zu ersetzen. Aber es ist immer nur Flickwerk, kaum ein künstlicher Ersatz kann bisher an die Leistung des Originals heranreichen. Dabei gibt es ausreichend Materialien, die durchaus stabiler wären, wie Teflon, Keramik oder Platin, und vor allen Dingen unempfindlich gegen Krankheiten, Karies, Bakterien, Knochenkrebs. Technisch könnten wir schon längst in der Lage sein, Menschen erheblich zu verbessern, auch wenn Sie es dann die Erschaffung von Cyborgs nennen würden. Was die Entwicklung hemmt, sind wie immer die sinnlosen moralischen Bedenken. Wir haben uns davon befreit, und statt auf Maschinen und künstliche Bauteile zu setzen, greifen wir auf die Vielfalt und Genialität der Natur zurück. Wir verwenden nur organische Elemente und fügen sie optimal zusammen, um etwas Neues und Verbessertes zu schaffen. Es ist nicht anders als beim Kochen, wenn Sie so wollen. Auch Kartoffeln wuchsen ursprünglich nicht in Europa, und die Natur hat ihnen auch keine Bratensoße integriert. Dennoch kochen und essen wir beides zusammen, wir haben eine neue Kombination geschaffen, die besser schmeckt und gut für uns ist.«
    »Sie haben vollkommen den Verstand verloren«, sagte Juli halblaut und schüttelte den Kopf.
    Luc sah sie einen Moment lang unschlüssig an. Dann wandte er sich an Tom.
    »Sie scheinen mir ungewöhnlich schweigsam. Und das, obwohl Sie Journalist sind und viele Fragen haben müssten. Sind Sie nicht auch begeistert, wenn Sie an die neuen Möglichkeiten denken, die sich uns nun erschließen?«
    »Im Augenblick denke ich nur an die verkrüppelten und missgestalteten Menschen, die ganz offensichtlich Ergebnisse Ihrer fehlgeschlagenen Experimente sind.«
    »Nun, dann haben Sie offenbar nicht richtig verstanden, was ich vorhin erklärt habe. Sie befinden sich noch in Behandlung.«
    »Ich meine …« Tom stockte. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass Luc sich nur auf die Menschen in den Laboren bezog. Offenbar kam er gar nicht auf die Idee, dass Tom die Entstellten im Keller meinen könnte. Vielleicht wusste er also gar nicht, dass er und Juli sie gesehen hatten, dass sie von dort gekommen waren – und dass dort noch immer ein Weg nach draußen führte. »Es sah jedenfalls sehr schmerzhaft aus«, fuhr er daher fort.
    »Auch die Wahrheit ist manchmal schmerzhaft, Herr Hiller, und dennoch ist sie wichtig, Ihnen doch ganz besonders, aus beruflichen Gründen sozusagen. Nun kennen Sie die Wahrheit über unsere Forschung.« Luc sah von Tom zu Juli und wieder zurück. Er machte eine einladende Geste. »Deswegen waren Sie ja auch hierhergekommen. Sie sehen also, ich helfe Ihnen gerne weiter. Aber werden auch Sie mir im Gegenzug weiterhelfen? Es gibt nämlich noch eine weitere Wahrheit, auch die müssen Sie kennen. Wir sind in einer empfindlichen Phase unserer Forschung, und wir können zurzeit keine Störungen von außen gebrauchen. Damit möchte ich sagen: Ich kann Ihnen nicht gestatten, nach Hamburg zurückzukehren und von dieser Einrichtung zu berichten. Verständlicherweise, wie ich hoffe.« Er lächelte. »Wie geht es also weiter, hm? Frau Thomas, haben Sie eine Idee? Einen Vorschlag?

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