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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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ein leises, rhythmisches Klacken hörte.
    Er leuchtete den Gang hinab, den sie gekommen waren, und erschrak, als ihm aus einiger Entfernung die Augen des Hundes entgegenleuchteten. Offenbar folgte er ihnen. Seine Krallen klapperten auf dem Boden und erinnerten Tom auf unangenehme Weise daran, dass er ihnen jederzeit an die Kehle springen konnte.
    »Das gibt’s doch nicht! Was will der?«
    »Lass ihn doch«, meinte Juli. »Sicher hofft er, noch mehr Futter zu bekommen. Er wird uns nichts tun.«
    »Das sagst du!«
    »Nun stell dich nicht so an. Er weiß, dass wir gut zu ihm sind. Er beginnt, uns zu vertrauen. Hunde sind Rudeltiere, er sucht Anschluss.«
    »Aber ich suche keinen Anschluss!«
    »Was hast du eigentlich gegen Hunde?«
    »Ich mag sie einfach nicht, okay?«
    Juli zuckte mit den Schultern. »Dann versuch ihn zu ignorieren. Aber mach ihm keine Angst. Denn dann wissen wir nicht, wie er reagiert.«
    »Na prima«, murrte Tom, drehte sich aber wieder nach vorn und versuchte, sich auf ihre Suche zu konzentrieren.
    Der nächste Raum, den sie betraten, war größer als die anderen. Zu ihrer Überraschung beherbergte er vier Betten, wie man sie in einem Krankenhaus vermutet hätte. Sie waren schlicht, und weder an ihrem Kopfende noch neben ihnen befanden sich medizinische Apparaturen. Dennoch war klar, dass dies Krankenbetten waren, die sich verstellen ließen.
    »Schau mal«, meinte Tom und leuchtete an die Seite eines der Betten. Auf Brusthöhe und am Fußende hingen breite Riemen herab. Ganz offenbar konnte man damit den Patient festschnallen. »Ist das normal?«
    »Vielleicht in einer Psychiatrie«, meinte Juli. »Aber wegen einer Blinddarmentzündung sicher nicht.«
    Sie gingen weiter.
    »Es muss doch irgendwo ein Büro gegeben haben«, überlegte Tom. »Aktenschränke, Computer oder so was.«
    »Das ist vermutlich längst alles weg.«
    »Aber es gab doch diesen Abstellraum oder was es war, den wir gefunden haben. Vielleicht gibt es davon noch mehr.«
    »Ich dachte, du wolltest keine Körperteile in Gläsern mehr sehen.«
    »Um die kümmerst du dich dann.«
    Sie entdeckten einen Waschraum, und als sie eine dahinter liegende Schleuse durchquerten, standen sie plötzlich in einem geräumigen Saal. In der Mitte befand sich ein großer Tisch, neben dem verschiedene Geräte standen, von denen aus sich ein gewaltiger Schwenkarm mit mehreren Lampen herüberbeugte.
    »Unfassbar«, stieß Juli aus. »Das ist ein Operationssaal!«
    »Was haben die hier bloß getrieben?«, fragte Tom, der die Gerätschaften erkundete. »An ein Lazarett für Not- OP s kann ich nicht glauben.«
    »Nein, bestimmt nicht. Der Heimlichkeit nach zu urteilen und wenn man die Firmen bedenkt, die dahinterstecken, würde ich schätzen, dass es sich um ein Zentrum für medizinische Experimente gehandelt hat. Und zwar an Menschen.«
    »Illegale Menschenexperimente?«
    »Vielleicht war der OP -Saal ja tatsächlich nur für Notfälle gedacht, und vielleicht hat man nur Medikamente oder Impfstoffe untersucht. Aber jedenfalls muss es etwas gewesen sein, für das man auf regulärem Weg keine Lizenz erhalten hätte.«
    »Aber warum hier auf der Insel? Direkt neben einer so großen Stadt? Warum nicht in irgendeinem Kaff im Hindukusch oder im afrikanischen Dschungel?«
    »Vielleicht, weil man die Infrastruktur brauchte.«
    »Wir werden es nicht herausfinden, wenn wir raten«, meinte Tom. »Lass uns nach Dokumenten suchen, etwas, das uns einen eindeutigen Hinweis auf die Betreiber und ihre Arbeit … Was macht denn das Viech da?«
    Juli folgte Toms Blick. Der Hund, der ihnen bisher in einigem Abstand gefolgt war, stand in der Tür und sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sein Fell war gesträubt, der Kopf gesenkt, und er knurrte leise.
    »Etwas ist da …«, sagte Tom.
    »Vielleicht eine Ratte?«, überlegte Juli.
    Tom schauderte es. »Wir sollten weitergehen.«
    Sie verließen den Operationssaal durch eine gegenüberliegende Tür und kamen in einen neuen Trakt der labyrinthischen Anlage.
    Sie fanden Abstellkammern, leere Lagerräume, und endlich stießen sie auf eine verriegelte Tür, deren Schloss Tom aufbrechen musste. Dahinter kam ihnen ein frischer Luftzug entgegen. Als sie nach oben leuchteten, erkannten sie, dass es sich um den Raum handelte, dessen Decke eingestürzt war.
    »Möglich, dass dies die einzigen Reste sind, die hier noch übrig geblieben sind«, sagte Tom. »Das würde erklären, warum der Raum zusätzlich verriegelt war. Aber

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