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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Tom und Juli wurden in die Sitze geschleudert.
    »Scheißkarre!«, rief Tom aus. Er trat weiter aufs Gas, aber der Wagen beschleunigte nur zäh.
    Ein weiteres Mal rammten die Brasilianer sie, dann endlich konnte Tom den Abstand halten, und nach einigen Überholmanövern und halsbrecherischen Kurven schien es, als hätten die Verfolger ihren Eifer eingebüßt. Aber Tom wusste, dass sie nichts gewonnen hatten, solange sie sie nicht endgültig abhängen konnten.
    Die Straße führte nun am mitten in der Stadt gelegenen legendären Fußballstadion FC St. Pauli vorbei. Immer mehr Autos waren hier unterwegs, und als sie an der nächsten großen Kreuzung abbogen, fanden sie sich unvermittelt im neonbeleuchteten Treiben der Reeperbahn wieder, der Lebensader des Hamburger Rotlichtbezirks. Hier konnten sie nur in Schrittgeschwindigkeit vorankommen. »Irgendwie weiß ich nicht, wie uns das hier weiterhelfen soll«, meinte Juli.
    »Immerhin schießen sie jetzt nicht mehr«, bemerkte Tom. »Vielleicht schaffen wir es nun, zu entwischen.«
    »Und wo sollen wir dann hin? In deine Wohnung können wir nicht zurück. Und in meine vermutlich auch nicht.«
    Tom zögerte. »Dazu fällt uns schon noch was ein.«
    Der Verkehr rollte weiter. Tom wechselte mehrfach die Spur und drängte sich voran. Bald hatten sie die Allee der bunt leuchtenden Sexshops und Bars hinter sich gelassen. Er bog ab, um im Gewirr der Seitenstraßen unterzutauchen. Verkehr gab es hier wenig. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass die meisten Straßen nur in eine Richtung befahrbar waren und ihn zwangen, eine bestimmte Richtung einzuschlagen. Die Verfolger würden ein leichtes Spiel haben, die gleiche Strecke zu nehmen.
    Tom überlegte kurz, ob er sich nicht einfach durch die Einbahnstraßen mogeln sollte, aber sie waren dicht beparkt, und das Risiko war zu hoch, dass er durch ein entgegenkommendes Auto gezwungen war, stehen zu bleiben. Er suchte nach Möglichkeiten, den vorgegebenen Weg zu verlassen, aber da waren sie schon auf einer neuerlichen Hauptstraße angelangt, die in einer weiten Kurve zum Elbufer und den Landungsbrücken hinabführte. Sie waren nicht weit gekommen, als ein Fahrzeug hinter ihnen aufschloss. Es war nicht der schwarze Wagen der Brasilianer. Aber er bedrängte sie auf dieselbe Weise. Die beiden Insassen gestikulierten heftig. Tom trat das Gaspedal durch.
    Er schoss an der Hafenstraße entlang, quer über die nächste Kreuzung. Ein lautes Rumpeln erfüllte den Wagen, als sie den mit Kopfsteinen gepflasterten Teil der Straße erreichten, der zum Fischmarkt führte. Die Reste der zersplitterten Heckscheibe klirrten im Fond.
    Nun tauchte auch das Auto der Brasilianer auf und kam näher. Jetzt hatten sie zwei Verfolger im Nacken.
    Tom beschleunigte auf dem Kopfsteinpflaster. Ihm fiel siedend heiß ein, dass diese Straße irgendwann nicht weiterführte, sondern eine große Schleife beschrieb. Wenn die Verfolger sich an der Kreuzung aufteilten, war er geliefert.
    Sie preschten an alten Lagerhäusern vorbei. Um diese Uhrzeit waren die Prostituierten verschwunden, die üblicherweise hier auf Kundschaft warteten. Die Gegend war verlassen und nur spärlich erhellt. Kurz darauf weitete sich die Straße und teilte sich bald auf. Tom entschied sich, geradeaus zu fahren. Erleichtert bemerkte er, dass beide Wagen noch immer hinter ihm blieben. Er würde also die Schleife entlangfahren und denselben Weg zurück nehmen können.
    Ein Schuss hallte durch die Nacht. Tom duckte sich, fürchtete, die Kugel einschlagen zu hören. Da ertönte ein weiterer Schuss.
    »Sie halten sie auf«, rief Juli verwundert.
    Tom sah in den Rückspiegel. Aus dem Wagen direkt hinter ihnen wurden Schüsse auf die Brasilianer dahinter abgefeuert. Deren Fahrzeug schlingerte und blieb zurück. Kurz darauf erwiderten die Brasilianer das Feuer, und während die beiden Wagen im Gefecht abbremsten, nutzte Tom die Gelegenheit, um zu flüchten. Mit quietschenden Reifen fuhr er durch die Kurve, beschleunigte auf der Geraden und preschte bald denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Die beiden Wagen ließen sie weit hinter sich. Einige weitere Schüsse konnten sie noch hören, dann waren sie außer Sicht- und Hörweite.
    »Was war denn das?«, fragte Tom, als sie wenige Kilometer entfernt durch die Gassen des Portugiesenviertels fuhren.
    »Irgendjemand hat uns anscheinend Rückendeckung gegeben.«
    »Oder wollte seinen Anspruch verteidigen. Nur weil jemand unsere Gegner angreift, ist er

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