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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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kannten Respekt, aber keine Furcht. Sie ließen sich weder einschüchtern noch bedrohen, zumindest würden sie es sich nicht anmerken lassen. Sie standen aufrecht und wussten, dass sie versagt hatten. Sie würden jede Konsequenz tragen.
    »Wir haben sie unterschätzt«, gab Lazaro zu. »Sie konnten fliehen und sind weggetaucht.«
    »Untergetaucht«, verbesserte Luc. Die Brasilianer schwiegen. »Wisst ihr, wo sie hin sind?«
    »Nein.«
    »Ihre Wohnungen?«
    »Wir haben Männer dort.«
    Luc seufzte hörbar auf. Der Journalist und die Frau wussten, dass sie verfolgt wurden, und würden nicht so leichtsinnig sein, in nächster Zeit in ihre Wohnungen zurückzukehren. Trotzdem war es natürlich richtig, dort Leute zu postieren. Nur für den Fall. Die Frage war aber: Wo waren sie jetzt, und was würden sie als Nächstes tun? Sie standen bereits mit Berger in Kontakt. Würden sie also die Polizei aufsuchen und dort Schutz suchen? Luc schätzte den Journalist als eher eigensinnig ein. Möglich, dass er sich nicht so leicht abschrecken ließ und seine Nase nun erst recht überall reinstecken würde. Und es gab im Grunde nur einen Weg, den er nun sinnvollerweise einschlagen würde. Luc nickte leicht. Ja, das war sogar wahrscheinlich. Also wandte er sich an seine Männer und erklärte ihnen, wie sie vorgehen sollten.
Axel-Springer-Gebäude, Valentinskamp, Hamburg
    »Das ist eine ziemlich verrückte Geschichte«, sagte Gregory. Er saß zurückgelehnt hinter seinem Schreibtisch, und seine Augen funkelten. »Habt ihr irgendwelche Beweise?«
    »Die Unterlagen sind in meiner Wohnung, und Fotos habe ich keine, wenn du das meinst«, sagte Tom. »Aber du kannst dir gerne die Einschusslöcher ansehen. Der Wagen steht in der Tiefgarage.«
    »Das ist gut.«
    »Gut?«
    »Sicher! Den werden wir als Corpus Delicti benötigen. Vielleicht können wir den für eine Fotostrecke inszenieren. Unten am Fischmarkt zum Beispiel, dort wo es passiert ist, das ist doch eine tolle Location.«
    »Im Moment haben wir ein ganz anderes Problem als das Auto«, warf Juli ein.
    Gregory verschränkte die Hände und stützte die Ellenbogen auf. »Ich höre?«
    »Die Story ist größer als nur ein Überfall und ein angeschossenes Auto«, begann Tom.
    »So viel ist mir schon klar«, sagte der Chefredakteur.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe«, platzte Juli heraus.
    »Du willst mehr Geld, hm?« Gregory sah Tom abschätzend an. »Gefahrenzulage oder so?«
    »Es geht nicht um Geld«, erklärte Juli. »Wir brauchen organisatorische Hilfe.«
    »Eine Zusammenarbeit?« Gregory grinste und winkte ab. »Tom arbeitet immer allein. Hat er mir lange genug zu verstehen gegeben.«
    »Siehst du«, sagte Tom an Juli gewandt. »Ich hab’s dir gleich gesagt.«
    »Es ist tatsächlich so«, fuhr Juli unbeirrt fort. »Wir wollen der Sache auf den Grund gehen, aber wir brauchen Unterstützung.«
    Gregory sah von einem zum anderen. »Tatsächlich? Und wie sollte die aussehen?«
    »Wir müssen irgendwie an unsere Kreditkarten und unsere Pässe herankommen. Wir gehen aber davon aus, dass unsere Wohnungen überwacht werden, also müssen wir uns irgendetwas einfallen lassen. Und dann brauchen wir ein bisschen Ausrüstung und zwei kurzfristige Flüge nach Brasilien.«
    »Das klingt nicht so sonderlich aufwendig«, meinte Gregory. »Und deswegen kommt ihr zu mir? Tom?«
    »Es war Julis Idee«, gab er zu. »Aber es ist die beste, die wir haben. Dich interessiert die Story doch vielleicht auch …«
    »Ob sie mich interessiert?« Gregory schlug die Hände zusammen. »Und wie sie mich interessiert! Junge, ich gäbe etwas darum, selbst noch losziehen zu können. Aber du weißt ja, wie das ist …«, er deutete auf das Büro um sie herum, »wenn man einen festen Job hat, Verantwortung, Termine und so.« Er stand auf und ging hinter seinem Schreibtisch auf und ab. »Ach, ich beneide euch! Das wäre wirklich tolles Material. Ihr reist nach Brasilien und versucht herauszufinden, was in dem Camp vor sich geht, und ich werde derweil die Spuren verfolgen, die von der Schweiz ins Hamburger Rathaus führen. Und wenn ihr zurück seid, legen wir alles zusammen und machen eine fette Nummer daraus. Was haltet ihr davon?«
    »Und das Honorar und die Rechte?«, hakte Tom nach.
    »Ehre wem Ehre gebührt, sage ich immer«, antwortete der Chefredakteur. »Wenn wir es zusammen machen, teilen wir auch alles.«
    Tom verzog den Mund. Damit waren seine Träume, Gregory eine exklusive Coverstory teuer verkaufen zu können,

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