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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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handelte, einen perfekten Platz, um in der einsetzenden Dämmerung ihr Lager aufzuschlagen. Von hier aus konnten sie einen großen Teil des abgesperrten Geländes einsehen, waren aber selbst durch dichtes Unterholz vor Blicken geschützt.
    Als Tom und Juli sich umsahen, konnten sie ihren unbekannten Führer nirgendwo entdecken.
    »Und jetzt? Campen wir hier?«, fragte Tom.
    »Es wird dunkel, und ich bin total geschafft«, sagte Juli. »Es sieht mir aus wie eine gute Stelle, und der Indio wollte wohl, dass wir hierbleiben. Also ja, ich finde schon.«
    Tom nickte. »Okay. Aber das Lagerfeuer sollten wir uns wohl sparen.«
    Sie legten ihre Ausrüstung ab und suchten sich geeignete Stellen für ihre Hängematten. Sie erhitzten eine Dose auf dem Campingkocher und verbargen die kleinen Flammen hinter einem gewaltigen Baumstamm.
    Als es dunkel war, schien Licht aus einigen Fenstern des Gebäudekomplexes. Die Außenjalousien verhinderten die Sicht ins Innere, aber ab und zu wanderten Schat-ten dahinter vorbei. Tom beobachtete alles mithilfe seines Teleobjektives, aber von außen ließ nichts auf die Funktion der Gebäude schließen. Einmal hörten sie, wie ein Wagen wegfuhr, aber da sie sich an der Rückseite der Anlage befanden, konnten sie nichts sehen. Die Lichter im Inneren blieben erhellt, hier wurde nicht nur am Tag gearbeitet. Vermutlich wohnten die Menschen auch hier, alles andere wäre an diesem abgelegenen Ort auch unsinnig gewesen. Das bedeutete aber auch, dass man nachts genauso wenig einsteigen konnte wie tagsüber.
    Tom wollte sich gerade resigniert abwenden, als eine Alarmsirene aufgellte. Fast zeitgleich flammten Flutlichter rund um die Anlage auf, die von den Dachkanten aus das Gelände bis zur Umzäunung in gleißende Helligkeit tauchten.
    An einer Gebäudeseite hatte sich eine Tür geöffnet, und drei Gestalten eilten ins Freie. Sie blieben einen Augenblick geblendet stehen, und Tom konnte sie genau erkennten. Es waren zwei Männer und eine Frau. Der eine Mann war vollkommen nackt und wie ein Affe nach vorn gebeugt, sodass er auf allen vieren lief. Sein Rücken war unnatürlich gebogen, Schulterblätter und Wirbel stachen deutlich aus seiner Haut hervor, die mit blutigen Striemen und Pusteln übersät war. Der andere Mann stand auf zwei Beinen, war aber zur Seite gebeugt und schleifte sein rechtes Bein nach, dessen Fuß in einem falschen Winkel verdreht war. Sein rechter Arm baumelte ebenso nutzlos an ihm herunter. Auch er war fast nackt und trug lediglich Reste eines Hemds, das er jedoch falsch herum angezogen hatte. Sein Bauch war aufgebläht wie ein Ballon und stand im krassen Gegensatz zu seinen spindeldürren Gliedmaßen. Die Frau war von allen dreien die am wenigsten verformte Gestalt und schien die anderen anzuführen. Sie war ebenfalls fast völlig nackt, hatte sich aber ein Hemd um die Hüfte geknotet, das ihr wie ein Lendenschurz den Schritt notdürftig bedeckte. Sie rief etwas und lief auf den Zaun zu, während die anderen beiden ihr folgten.
    Tom schoss Fotos, während er das Geschehen durch den Sucher verfolgte.
    Der affenartige, nackte Mann hüpfte und krabbelte mit erstaunlicher Geschwindigkeit an den anderen beiden vorbei und erreichte den Zaun als Erster. Er setzte zum Sprung an und krallte sich in anderthalb Metern Höhe in das Gittergeflecht. Augenblicklich brach er in schrille Schreie aus, die die Alarmsirene übertönten. Er zuckte spastisch, blieb aber krampfhaft in den Zaun gekrallt. Er brüllte und schrie, während offenbar heftige Stromstöße durch seinen Körper jagten.
    Die anderen beiden Flüchtlinge sahen sich gehetzt um, als ihnen klar wurde, dass der Zaun eine tödliche Falle war.
    Der halbseitig gelähmte Mann machte gerade einen unbeholfenen Schritt, als ein Schuss durch die Nacht peitschte. Ein roter Sprühregen blitzte auf, und der Mann wurde von der Wucht eines Treffers beiseitegerissen. Er drehte sich und taumelte, blieb aber stehen, als könne er nicht verstehen, was geschehen war. Seine rechte Schulter war durchschlagen worden. Blut strömte heraus, und aus dem zerfetzten Fleisch ragten scharfkantige Knochensplitter.
    Jetzt sah Tom, dass aus der Tür Männer in dunkler Uniform und mit angelegten Waffen getreten waren. Drei standen bereits im Schein der Flutlichter, zwei weitere kamen hinterher.
    Sie zielten auf die Frau und den Angeschossenen, während sie den dritten ignorierten. Der hatte inzwischen aufgehört zu schreien, nur sein Körper zuckte noch stumm in den

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