Hype: Thriller (German Edition)
Diskussion beim Warten nicht entgangen.
»Wir haben deine Angaben überprüft …«, erklärte Philip, »und irgendwie scheinst du tatsächlich die fünf Millionen, von denen du redest, zusammengebracht zu haben. Natürlich sind wir daran interessiert zu wissen, wie das vor sich gegangen ist.«
»Lottogewinn«, wiegelte HP ab.
Er sah, wie sie untereinander Blicke wechselten.
»Wir machen dir einen Vorschlag«, sagte Philip. »Sechs Millionen. Diese Summe können wir in so kurzer Zeit maximal aufbringen.«
»Sieben!«, konterte HP.
Philip holte tief Luft, und aus den Augenwinkeln sah HP, wie Elroy unruhig wurde.
»Okay, dann sechs!«, sagte er rasch. »Bringen wir es hinter uns. Und dass noch mal eines klar ist: Keine Polizei!«
»Gut«, erwiderte Philip. »Dejan hat die Überweisung am Bildschirm vorbereitet.«
Er nickte Dejan zu, der jetzt vor einem anderen Laptop saß. Der infizierte war weg.
»Er schickt dir den Betrag, sobald alle Papiere unterzeichnet sind, und dann kannst du dich selbst in dein Konto einloggen und es überprüfen.«
HP nickte.
Stoffe legte die Papiere vor ihm auf den Tisch, und er unterschrieb sie der Reihe nach.
Dann tat Philip dasselbe, bevor Stoffe und Frank mit ihren Unterschriften bezeugten.
»So, du kannst jetzt das Geld überweisen«, befahl Philip, als sie fertig waren.
Dejan tippte auf der Tastatur herum und blieb dann hinter HP stehen, während dieser die Transaktion nachprüfte. Das Geschäftskonto von ArgusEye musste jetzt im Prinzip völlig geleert sein.
Seine eigenen Aktien kaufen, war so etwas nicht illegal? Aber solange sich niemand darum scherte, war das egal.
»Zufrieden?«
HP nickte.
»Gut, dann ist es Zeit für uns, getrennte Wege zu gehen«, meinte Philip grinsend. »Du bist jetzt ein reicher Mann, aber es wird eine Weile dauern, bis du in den Genuss deines Geldes kommen wirst. Außerdem werden wir dich natürlich auf einen deftigen Schadenersatz verklagen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Summe etwa sechs Millionen betragen wird, oder was denkt ihr anderen?«
Vereinzeltes Hohngelächter, und plötzlich wirkten alle gelöster.
»Elroy, bist du so nett und rufst unserem Freund ein Transportmittel?«
»Gern«, antwortete Elroy grinsend und marschierte zum Telefon auf dem Schreibtisch.
»Eins-eins-zwei, dann kommt die Polizei …«
HP blickte zu Boden. Es war sonnenklar gewesen, dass diese gierigen Ärsche ihn übers Ohr hauen würden. Darauf hätte er ja wetten können. Aber zum Glück hatte er noch einen kleinen Trumpf im Ärmel …
»Hallo, ist dort die Polizei? Wir haben einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt. Offenbar hat er versucht, Unternehmensgeheimnisse zu stehlen.«
»Warte mal!«, Philip hob die Hand. »Irgendetwas stimmt hier nicht …«
Er bedachte HP mit einem prüfenden Blick.
»Für einen Mann, der gerade das Spiel verloren hat, wirkst du etwas zu gelassen.«
HP versuchte, seinem Blick auszuweichen.
Verdammt!
»Was hast du eigentlich unten an der Rezeption gemacht?«
»Nichts«, murmelte HP.
Philip sah nachdenklich aus. Dann gab er Elroy mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er ihm den Telefonhörer reichen sollte.
»Hallo? Mit wem spreche ich? Polizeiinspektor Renko …?« Philips Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Und in welcher Abteilung arbeiten Sie, Inspektor, wenn ich fragen darf? In der Ermittlungsabteilung? Es tut mir leid, aber die richtige Antwort wäre Einsatzzentrale gewesen.«
Er legte auf und drückte dann ein paar Tasten am Telefon.
»Du erstaunst mich immer wieder, Henrik!«, meinte er amüsiert. »Du hattest vorhergesehen, dass wir die Polizei rufen würden, und hast die Direktwahlnummer durch eine eigene ersetzt. Darf ich raten, du hast zwei Freunde, die irgendwo da draußen warten und auftauchen sollen, um dich zu holen? Ein bisschen à la Ocean’s Eleven , nicht wahr?«
HP holte tief Luft.
»Twelve«, murmelte er dann. »In Twelve haben die falschen Bullen ihn gerettet.«
Aber keiner schien ihm zuzuhören.
Philip wandte sich an die anderen im Raum. »Das hier sollte uns allen eine Lehre sein. Unterschätze nie einen Gegner, auch wenn er besiegt scheint …«
Dann gab er Elroy ein Handzeichen, und der Rothaarige holte sein Handy hervor.
»Hallo, ist dort die Polizei?«
*
Sie beendete das Telefongespräch und suchte eine neue Nummer in ihrem Adressbuch.
»Guten Abend, meine Liebe«, sagte die weiche Stimme.
»Guten Abend, Onkel Tage«, antwortete sie und merkte, wie ihr Herz anfing,
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