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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anders de la Motte
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Philip hätte es wohl kaum gewählt, wenn es um etwas Unangenehmes gehen würde. Außerdem war HP der Meinung, dass sie bei ihrem letzten Treffen einen ganz guten Draht zueinander gefunden hatten.
    Um was würde es gehen?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    *
    Trotz ihrer Schmerzen hatte sie sich wieder an den Computer gesetzt, um erneut alle Beiträge zu lesen. Beim ersten Durchgang waren ihr keine konkreten Dinge aufgefallen. Aber je mehr sie sich den Kopf zerbrach, desto sicherer war sie, dass es dennoch eine Art Muster geben musste.
    Das heißt, Muster war vielleicht das falsche Wort …
    Alles hatte recht gemäßigt angefangen. MayBeys erste sieben, acht Beiträge waren vor allem humorvoll. Schwarzer Humor, aber trotzdem sehr lustig. Es ging um Kommissar VögelFritz, mit dem die weiblichen Kollegen besser nicht allein auf Streife fuhren, um Polizeisprecher Randvoll, der mehr als nur einmal wegen Trunkenheit in der Ausnüchterungszelle übernachten musste, um Polizeiwachtweister Teflon, an dem kein Schmutz hängen blieb, und vieles mehr in diesem Stil. Aber als dann nach und nach die Leserzahl stieg, hatten sich MayBeys Beiträge langsam gewandelt. Der Humor war immer mehr von Zynismus abgelöst worden, und die Berichte über die diversen Festnahmen wurden immer düsterer.
    Den Lesern schien dies jedoch nicht aufgefallen zu sein, oder man mochte ganz einfach MayBeys neuen Stil, denn die Anzahl der Kommentare nahm von Beitrag zu Beitrag zu – und es waren tatsächlich am meisten, wenn MayBey Dinge tat oder beschrieb, die hart an der Grenze waren …
    … ein aufmüpfiger kleiner Autodieb im Jugo-Smoking, der sich für Allah hielt. Weigerte sich, uns den Namen seines Komplizen zu sagen – spuckte einen Kollegen an.
    Al Pacino in zu großem Trainingsanzug …
    Wir haben ihm Handschellen angelegt und ihn in den Streifenwagen gesetzt. Dann ließ der Hundeführer den Köter auf den Rücksitz, und ich schloss die Tür. Ein paar Minuten Geschrei und Geheule, dann packte das kleine Albaby aus.
    Höflich war er auch – sagte keinen Pieps, obwohl er auf der Station selbst die Pisse vom Sitz schrubben musste. Dir hätte unsere kleine Sofortjustiz vermutlich nicht gefallen, stimmt’s, Regina?
    Über fünfzig Kommentare hatte der Beitrag geerntet, allesamt positiv.
    »ROFL – du hast es drauf, MayBey!«
    »Von deinem Kaliber sollte es mehr geben.«
    »Musste den ganzen Tag grinsen, sobald ich an diese Story dachte.«
    Das Seltsame war, dass sie aus irgendeinem Grund – sie wusste nicht genau, weshalb – den Eindruck hatte, dass MayBey diese Geschichte nicht erzählt hatte, um andere zum Lachen zu bringen. Genau wie bei den übrigen Beiträgen hatte sie das Gefühl, dass MayBey etwas sagen wollte, die Botschaft aber verloren gegangen war, begraben unter all den Kommentaren und Hurrarufen. Außerdem kam ihr die Geschichte bekannt vor, irgendwer hatte sie ihr schon erzählt, aber ihr fiel nicht ein, wer.
    Sie hatte nun mehr als eine Stunde darüber nachgedacht. Rein objektiv gesehen war das natürlich idiotisch, schließlich gab es eine Menge Dinge, denen sie nachgehen musste, und sie hatte deutlich größere Sorgen als ein Internetphantom.
    Dennoch wurde sie den Eindruck nicht los, dass alles zusammenhing. Darfur, die Suspendierung, Ludde Runeberg und Westergren, das Ganovenfahrzeug und nicht zuletzt dieses unbehagliche Gefühl, ständig beobachtet zu werden, das zunehmend intensiver wurde. Wer auch immer MayBey war, er oder sie versuchte, etwas mitzuteilen – ihr etwas zu sagen. Und sie musste herausfinden, was.
    *
    Er kam fünf Minuten zu früh, aber Philip Argus saß bereits am Tisch.
    »Setz dich, Magnus. Ich war so frei, schon für uns beide zu bestellen. Was möchtest du zum Essen trinken? Ich nehme einen südafrikanischen Rotwein.«
    »Für mich dasselbe«, antwortete HP und registrierte sofort die leichte Veränderung im Gesichtsausdruck seines Gegenübers. Verdammt, natürlich, er war ja ein Vorbildmoslem!
    »Haben Sie alkoholfreien Wein?«, fragte er rasch die Bedienung, die aufgetaucht war, kaum dass HP sich niedergelassen hatte.
    Ein paar Minuten später kostete er das ungewöhnliche Getränk, lächelte Philip Argus an und versuchte, entspannt auszusehen.
    »Also Magnus«, begann Philip, »wie lief es bei dir so in den letzten Tagen?«
    »Gut, danke!«, antwortete HP, während er versuchte, den Traubensaft zu schlucken.
    »Jetzt untertreibst du aber ein wenig, finde ich …« Philip grinste.

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